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Der Wixxer



Land: Deutschland
Laufzeit: 86 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 20. Mai 2004

Genre: Satire

Regie: Tobi Baumann
Drehbuch: Oliver Kalkofe, Oliver Welke, Bastian Pastewka
Darsteller: Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka, Christoph Maria Herbst, Anke Engelke, Olli Dittrich, Thomas Fritsch, Tanja Wenzel, Thomas Heinze, Antoine Monot jr., Oliver Welke, Lars Rudolph, Wolfgang Völz, Eva Ebner, André Meyer, Daniel Steiner, Grit Böttcher
Kamera: Gerhard Schirlo
Schnitt: Marco Pav D'Auria
Musik: Andreas Grimm








Bei aller Liebe zum Heimatland muss man sich doch eines gestehen: Deutsche Filme waren noch nie wirklich der Hammer, wobei die Dinge, an denen sie scheiterten, doch grundverschieden waren, also kann es nicht an allgemeiner Inkompetenz liegen und es besteht noch Hoffnung. Und die zu recht, denn alle paar Monate hat man die Chance, einen Lichtblick zu erleben - nicht selten im Bereich der Comedy. Nach Michael Bully Herbigs "Der Schuh des Manitu" von 2001 lohnt sich jetzt endlich wieder der Gang ins Kino, um einen Streifen aus deutscher Produktion zu begutachten: Oliver Kalkofes, Bastian Pastewkas und Oliver Welkes "Der Wixxer".

Nach dem tragischen Tod seines Kollegen und Partners Rather Short (Thomas Heinze) lässt sich Chief Inspector Even Longer (Oliver Kalkofe) mehr als gehen: Er trauert, macht sich Vorwürfe und schwört, den vermeidlichen Mörder, den Wixxer, der seine Identität hinter einer Totenkopfmaske (entspringt einem Wallace Film) verbirgt, eines Tages zu stellen. Als sein Chef Sir John (Wolfgang Völz) ihm den neuen Partner Very Long (Bastian Pastewka) vorstellt, wirkt Longer wenig begeistert, übernimmt aber ihren neuen Fall: Ein geistig leicht zurückgebliebenes Ehepaar aus Ostdeutschland (Anke Engelke und Olli Dietrich) wird Zeuge des Mordes an dem "Mönch mit der Peitsche" und kurz darauf verschwindet die Frau spurlos. Die beiden Inspektoren verfolgen die Spur und landen im englischen Blackwhite Castle (eines der letzten Schlösser in schwarzweiß), wo sie auf den zwielichtigen Schlossherren Earl of Cockwood und dessen Butler Alfons Hatler (Christoph Maria Herbst) treffen und sich Longer in die schöne Ms Pennymarket (Tanja Wenzel) verliebt. Die Morde halten an, immer wieder sterben berühmt berüchtigte Londoner Gangster-Bosse. Wird es Longer gelingen, den Wixxer zu enttarnen und das Herz seiner Angebeteten zu erobern?

Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka geben ein wahnsinnig komisches Paar vor der Kamera ab. Longer im schmuddelig-versifften Anzug, ständig mies gelaunt und mit Kalkofe-typischen Sprüchen auf den Lippen sieht sich einem dämlich-sympathischen Pastewka mit Melone gegenüber, der grundsätzlich geschniegelt und wie aus dem Ei gepellt auftritt. Unterschiedlicher könnte man nicht sein, beide stehlen sich nicht die Show - im Gegenteil: Sie wirken jeder für sich oder auch in gemeinsamen Dialogen einfach nur gnadenlos witzig. Natürlich kann Oliver Kalkofe für sein schauspielerisches Talent wohl niemals einen Oscar bekommen, aber mit einer Rolle, die nahtlos in seinen derb-sarkastischen "Mattscheibe"-Ton hineinpasst, wird er zu einem der tragenden Elemente des Films. Bastian Pastewka tritt "Wochenshow"-typisch auf: Ständig grinsend und schon durch bloße Mimik überzeugend kann der Zuschauer gar nicht anders als sich totlachen, obwohl Pastewka eigentlich nur dasitzt und einen Keks zu sich nimmt oder die Rechnung im Restaurant verlangt. Er zeigt ohne Zweifel die schauspielerisch beste Leistung des Films… obwohl… Wird darauf jemand achten können, wenn man von Bauchkrämpfen und Lachtränen geschüttelt im Kinosessel liegt?

Auch zu Christoph Maria Herbst als schräger Butler Hatler lässt sich nicht viel mehr sagen als: einfach genial - ob mit Suppenschüssel oder beim Aerobic vorm Schloss - man kann nicht anders als sich amüsieren. Aber jedes weitere Wort an dieser Stelle würde den schönsten Witzen vorgreifen… also psst… Nebendarsteller wie Anke Engelke, Olli Dittrich, Tanja Wenzel, Eva Ebner oder Antoine Monot Jr. tragen ihren nicht herausragend genialen, aber witzig-netten Teil zum Film bei, der vor bekannten Comedians aus dem deutschen TV nur so strotzt.

"Der Wixxer" ist eine Parodie auf alle deutschen Medien, die in den letzten Jahren so aktuell waren, und randvoll von Andeutungen auf die vergangenen Projekte der Darsteller (am Bekanntesten ist wohl Pastewkas "Wochenshow"-Auftritt des Rosenverkäufers oder auch Kalkofes und Wetzels Frühstyxradio). Man muss als Zuschauer schon Experte auf diesen Gebieten sein, um jeden Gag zu verstehen. Dies ist wohl nur den wenigsten möglich und trotzdem kann man sich prächtig amüsieren. Leider können besonders Ostdeutschen der eine oder andere Stasiwitz oder Anspielungen auf vergangene Zeiten leicht sauer aufstoßen und auch nicht jeder Gag in Bezug auf Hitler wird von jedem Zuschauer als witzig empfunden werden können, denn ab und zu scheint es, als ob die Macher im Bereich des Makaberen ein wenig über die Stränge geschlagen haben. Aber größtenteils lacht man halt über grandiose Dialoge und Darstellungen, unverhoffte Auftritte verschiedener bekannter Gesichter oder scheinbar zufällig zusammen gewürfelte Sinnlosigkeiten, die im Gesamtbild so bescheuert witzig wirken, dass man sicher sein kann, dass genau dies die Macher auch beabsichtigt haben.

Auf Kameraführung oder Schnitt achtet auf Garantie kein Mensch, auch die Story ist weitgehend uninteressant, aber dafür ist eine grandiose Parodie auf den deutschen Staat, seine Geschichte, Medien und Politik gelungen. Und gerade viele der Witze über Hitler sind wahrscheinlich auch nötig, um Geschehnisse, die noch heute den Umgang mit anderen Nationen gravierend beeinflussen, langsam wirklich als vergangen zu betrachten. Auch musikalisch hat der Streifen viel zu bieten, denn die Untermalung der einzelnen Szenen ist ebenso gut gelungen, wie Vor- und Abspann, in denen die Musik sich einfach nur cool anhört.

Vor seiner Entscheidung zum Kinogang sollte sich der Zuschauer einige Fragen stellen: Mag ich den Humor von Oliver Kalkofe? Kann ich über Bastian Pastewka lachen? Und steh ich auf einen doch leicht makaberen Humor? Bei dreifach positiver Antwort steht einem fabelhaften Kinotag nichts mehr im Wege. Wenn nicht, sollte lieber ein großer Bogen um diesen Film gemacht werden, da man sonst über die Sinnlosigkeiten, Wortspiele und Andeutungen nur den Kopf schütteln kann und null Gefallen finden wird - denn wie gesagt, Story und alle anderen filmischen Elemente wie Kamera oder Schnitt sind hier völlig nebensächlich. Und trotzdem ist endlich mal ein schön selbstironischer deutscher Film voller bekannter Darsteller gelungen.



Note: 1-



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