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Anaconda



Land: USA
Laufzeit: 89 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 17. Juli 1997

Genre: Action-Thriller

Regie: Luis Llosa
Drehbuch: John Mandel, Mark Haskell Smith, Jack Epps jr., Jim Cash
Darsteller: Jennifer Lopez, Ice Cube, Jon Voight, Eric Stoltz, Owen Wilson, Jonathan Hyde, Kari Wuhrer, Vincent Castellanos, Danny Trejo
Kamera: Bill Butler
Schnitt: Michael R. Miller
Musik: Randy Edelman





In den Wäldern des Amazonas lauert eine Gefahr, derer sich die meisten Unkundigen überhaupt nicht bewusst sind: eine Riesenschlange, von den hier existierenden Stämmen angebetet, deren Vorgehensweise im Film wie folgt beschrieben wird: "Sie greifen dich an, wickeln sich um dich, halten dich fester als deine große Liebe und dann genießt du das Privileg, zu hören, wie deine Knochen brechen, bevor die Macht der Umarmung dazu führt, dass deine Venen zerplatzen." Das geht doch runter wie Öl. Die Rede ist von Anacondas, perfekten Killermaschinen, die dem Film seinen Namen verleihen.

Eine kleine Gruppe von Menschen (das Zustandekommen deren Zusammensetzung wird übrigens nicht wirklich beleuchtet) macht sich auf, um einen Dokumentarfilm über einen in den Amazonaswäldern lebenden, uralten Stamm zu drehen. Schon kurz nach Antritt der Fahrt treffen sie auf einen gestrandeten Mann (Jon Voight), der Schiffbruch erlitten hat. Ohne zu zögern nehmen sie den völlig durchnässten Ex-Priester und Schlangenexperten Paul Sarone mit an Bord, ohne zu wissen, dass dieser sie direkt in eine teuflische Falle zu führen versucht. Denn nach einem unglücklichen Zwischenfall, bei dem Dr. Steven Cale (Eric Stoltz) schwer verletzt wird, ist die Crew gezwungen, den Heimweg anzutreten. Paul behauptet, eine Abkürzung zu kennen, natürlich nicht, ohne dabei einen heimtückischen Hintergedanken zu haben. Und schon bald finden sich die enttäuschten Heimkehrer im Gebiet der Anaconda wieder, der tödlichsten Bestie des Amazonas, die natürlich, wenn lebendig gefangen, ein nettes Sümmchen einbringt…

Im Grunde läuft "Anaconda" nach altbekannten Schemata ab: Eine kleine Gruppe, nicht mehr als zehn, aber auch nicht weniger als fünf Personen, gerät in eine Gefahrensituation, in der sie von einer übermächtigen Bedrohung der Reihe nach dezimiert wird. Nach Möglichkeit gesellt sich noch ein übler, menschlicher Bösewicht hinzu, der sämtliche Sympathien von sich weist und sie so auf die übrigen Todeskandidaten überträgt. Diese müssen sich somit nicht nur gegen eine gewaltige Bestie wehren, die im Wasser auf ihre nächste Mahlzeit wartet, sondern auch gegen einen profitgeilen Irren, der die Gruppe als menschliche Köder missbraucht. So weit, so einfallslos, doch nun die Überraschung: Der Film macht trotz diverser, schon fast unvermeidbarer Klischees über weite Strecken jede Menge Spaß.

Im Gegensatz zu seinen Genrekollegen versteht dieser es erstaunlich gut, seine potentiellen Schwächen in Stärken umzuwandeln. Natürlich ist dem Zuschauer schon recht früh klar, dass sich die Riesenschlange einen nach dem anderen holen wird, doch zum einen gefällt die Art und Weise wie dies geschieht und zum anderen werden die Todesszenen außerordentlich gut in Szene gesetzt, wodurch ein gewisser Schockeffekt nicht verfehlt wird. Zudem hält der Film sicherlich keine sensationellen Plotwendungen parat, aber einige zugegebenermaßen recht gelungene Überraschungen. Der nächste Kritikpunkt, nämlich der des klischeehaften Bösewichts, wandelt sich insofern ins Positive, als dass der Zuschauer tatsächlich Sympathien für dessen Kontrahenten entwickeln kann. Dies wird auch dadurch begünstigt, dass die Charaktere nicht wie in anderen Filmen entsetzlich blass bleiben, sondern gewisse charakterliche Züge und Eigenschaften entwickeln können, wodurch zudem einige recht amüsante Dialoge zustande kommen. So war es sicherlich keine schlechte Idee, dass die auf dem Schiff Anwesenden tatsächlich die einzigen Personen sind, die der Zuschauer zu sehen bekommt. Die größte Stärke des Films jedoch liegt in seinem Hauptdarsteller - nein, es ist nicht Jennifer Lopez - es ist die Anaconda. Während in "nervenaufreibenden" Filmen wie "Halloween H20" der Killer Michael Myers ganz gemütlich seinen Opfern hinterher spaziert, erscheint die Schlange schon deutlich mordlüsterner und gemeiner. Da stört es auch kaum, dass sie stellenweise peinlich schlecht animiert wurde - wenn sie sich in beachtlicher Geschwindigkeit ihren Opfern hinterher schlängelt, ist dieses Manko schnell wieder vergessen.

Auch über die Darsteller lassen sich überwiegend positive Worte finden. Jennifer Lopez überrascht mit einer sicherlich nicht besonders komplexen und herausfordernden, aber dennoch überzeugenden Darbietung. Ice Cube avanciert ohne Frage zu einem der Sympathieträger schlechthin, der gelegentlich einen coolen Spruch ablässt und immer zur Stelle ist, wenn es hart auf hart kommt. Owen Wilsen, der sich später eher Richtung Komödie orientieren sollte, hinterlässt ebenfalls einen positiven Eindruck und lässt schon aufblitzen, dass mit ihm zu rechnen ist. Doch einer bleibt unerreicht - es ist selbstverständlich Jon Voight, der durch seine starke, selbstironische Interpretation des bösen Charakters Paul überzeugt, ohne dabei lächerlich zu wirken. Vielleicht sah das Drehbuch auch den fiesesten und gemeinsten Bösewicht der Filmgeschichte vor - dann müsste man ihn wohl als unfassbar dämlich bezeichnen. So ist er jedoch (unfreiwillig) komisch geraten und verleiht dem Film auch eine humoristische Ebene.

Natürlich sollte man bei allem Lob nicht vergessen, dass "Anaconda" ebenso berechenbar ist, wie viele Filme dieser Art auch, was den ganzen Spaß immer mal wieder trübt und in einer speziellen Szene sogar richtig peinlich wird. Doch andererseits darf man Regisseur Luis Llosa dazu gratulieren, einen Unterhaltungsfilm geschaffen zu haben, der viele der dazu notwendigen Elemente enthält: Humor, Action, spannende "Mensch gegen Tier"-Szenen, eine knisternde Atmosphäre, in der Kameraarbeit und Sound zu einem stimmigen Ganzen verschmelzen und natürlich ein genialer Bösewicht. All dies macht "Anaconda" in der Summe zu einem sehenswerten Film mit bekannten Schwächen. Sein Nachfolger startet übrigens am 9. Dezember in den deutschen Kinos. Da sich ein neuer Regisseur und neue Darsteller (logisch, viele der Alten sind ja tot) an Bord befinden, darf wohl daran gezweifelt werden, dass die zufrieden stellende Qualität des Vorgängers erreicht werden kann.



Note: 3



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