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Ausnahmezustand



Land: USA
Laufzeit: 116 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 21. Januar 1999

Genre: Action-Thriller

Regie: Edward Zwick
Drehbuch: Lawrence Wright, Menno Meyjes, Edward Zwick
Darsteller: Denzel Washington, Annette Bening, Bruce Willis, Tony Shalhoub, Sami Bouajila, David Proval, Lance Reddick, Mark Valley, Lianna Pai, Jack Gwaltney, Chip Zien, Victor Slezak, Will Lyman, Dakin Matthews, John Rothman, E. Katherine Kerr, Jimmie Ray Weeks, Amro Salama
Kamera: Roger Deakins
Schnitt: Steven Rosenblum
Musik: Graeme Revell








In der amerikanischen Weltmetropole New York geht die nackte Angst vor Terroranschlägen um. Eine augenscheinliche Geißelnahme in einem Bus diente den Terroristen zunächst nur als Warnung, doch FBI-Chef Anthony Hubbard (Denzel Washington) und sein Team tappen zunächst nur im Dunkeln, wobei ihnen auch ein Fax "Gebt ihn frei" nicht wirklich weiterhilft. Der Verdacht fällt jedoch auf die gewünschte Freilassung von Sheik Ahmed Bin Talal, der sich wohl in amerikanischem Gewahrsam befinden soll. Den FBI-Agenten ist dies jedoch fremd. Als es erneut zu einer Geißelnahme in einem Bus kommt, machen die Terroristen ernst und sprengen den Bus in die Luft. Hubbard arbeitet nun unter Hochdruck an der Aufspürung der Täter und tatsächlich scheint es ihm zu gelingen, die oberste "Zelle" zu vernichten und den blutigen Anschlägen ein Ende zu bereiten.

Doch die Freude über den Erfolg währt nur kurz. Die Anschläge nehmen nun nur noch größere Dimensionen an und der Präsident sieht keinen anderen Ausweg mehr, als über New York den Ausnahmezustand zu verhängen. Der tyrannische General William Devereaux (Bruce Willis) übernimmt mitsamt seiner etwa 10 000 Mann starken Armee die Herrschaft über New York und verbreitet Angst und Schrecken. Hubbard und seiner noch etwas undurchschaubaren CIA-Kollegin Elise Kraft (Annette Bening) bleibt nicht mehr viel Zeit, bevor in New York das totale Chaos ausbricht und es zu weiteren terroristischen Aktivitäten kommt, wobei auch Krafts unmittelbarer Kontakt zu den Drahtziehern der Anschläge, ein gewisser Samir Nazhde (Sami Bouajila), eine nicht zu unterschätzende Rolle zu spielen scheint.

Edward Zwick, der zuletzt im richtig gelungenen "Last Samurai" in den deutschen Kinos vertreten war, liefert mit "Ausnahmezustand" einen eher schwachen Film ab. Was man im Samurai-Epos glücklicherweise nur sehr selten ertragen musste, findet man in diesem Thriller leider sehr häufig an: Klischees. Dies spiegelt sich in vielen erdenklichen Bereichen wieder. So schafft es die Handlung eigentlich zu keinem Zeitpunkt, den Zuschauer richtig zu fesseln. Zwar verliert man das Interesse an dem Film nur sehr selten, doch erscheint er irgendwie als simple Aneinanderreihung von Handlungsabläufen ohne jegliche Spannungskurve. Auf die Charaktere und deren Verhältnis untereinander wird Genre-bedingt nicht stark, beziehungsweise effektiv eingegangen, dadurch nervt aber besonders die Beziehung von Anthony und Elise zueinander, welche immer wieder von peinlichen Dialogen gestaltet werden soll, was allerdings scheitert. Doch stellen wir mal die Handlung, welche sich mit den Terroristen beschäftigt, in den Vordergrund.

Auch da gibt es einiges zu kritisieren. Ein Thriller sollte eigentlich von überraschenden Momenten und Wendungen leben, doch hier trifft man sie entweder überhaupt nicht an oder sieht sie schon bestenfalls nur um Minuten voraus. Besonders das Ende enttäuscht auf ganzer Linie. Die Auflösung, um wen es sich nun bei der letzten Terrorzelle handelt, ist in etwas so überraschend wie die kürzliche SPD-Schlappe bei den Europawahlen. Auch die finale Auseinandersetzung zwischen Hubbard und General Devereaux verliert aufgrund extrem unspektakulärer Inszenierung (was sich auch bei der eben erwähnten Auflösung zudem bemängeln lässt) und starker Vorhersehbarkeit, beziehungsweise unglaublicher Schlichtheit, jegliche Anziehungskraft. Für einen Thriller ist das eindeutig zu wenig. Auf besondere Kreativität trifft man sowieso im ganzen Film nicht, es ist eben nur niedere Durchschnittskost.

Wie so oft sind es die Schauspieler, die einen Film vor dem totalen Untergang retten. Oscar-Preisträger Denzel Washington zeigt in der ersten Filmhälfte noch eine solide Leistung, holt jedoch anschließend alles aus sich heraus. Wenn er verzweifelt gegen den arroganten General ankämpft und die Stadt vor noch Schlimmeren bewahren will, brilliert er. Speziell in der Vor-Folter-Szene im Duschraum, in der er ein verzweifeltes Plädoyer für die Rechte des einzelnen Menschen und gegen die Folter hält, zieht er den Zuschauer in seinen Bann. Sein Schauspiel gleicht so manche Story-Schwäche aus. Auch Bruce Willis gibt den bösen General, der sich einen Dreck um jeden anderen außer sich selbst schert, überzeugend wieder. Die dritte Erwähnenswerte im Bunde wäre Annette Bening. Sie schauspielert nicht ganz auf einer Höhe mit Willis und schon gar nicht mit Washington, liefert aber trotzdem eine überdurchschnittliche Vorstellung ab.

Es fällt sehr schwer, die positiven Aspekte des Films herauszufiltern. Wahrscheinlich ist es die immer vorhandene Aktualität dieser Thematik, die den Zuschauer bei der Stange hält. Dies und die starken schauspielerischen Leistungen verhelfen "Ausnahmezustand" noch zu einer stark bedingten Empfehlung, wobei man sich schon darauf einstellen sollte, einiges Sinnloses über sich ergehen lassen zu müssen. Von Seiten des Regisseurs Edward Zwick und der Drehbuchautoren Lawrence Wright, Menno Meyjes und wiederum Edward Zwick ist leider ein Totalausfall zu vermelden. Die Handlung läuft nur so dahin und besondere künstlerische Einfälle zählt man an einer Hand ab. Da wäre locker mehr drin gewesen. Schade.



Note: 4



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