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Bärenbrüder



Land: USA
Laufzeit: 85 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung
Starttermin: 18. März 2004

Genre: Zeichentrick

Regie: Aaron Blaise, Bob Walker
Drehbuch: Tab Murphy, Lorne Cameron, David Hoselton, Steve Bencich, Ron J. Friedman
Sprecher: Daniel Brühl, Johannes Bachmann, Moritz Bleibtreu, Gedeon Burkhard, Stefan Gossler, Thomas Danneberg, Barbara Adolph, Ben Hecker, Michael Pan, Gerald Schaale, Dieter Bellmann
Kamera: -
Schnitt: Tim Mertens
Musik: Mark Mancina, Phil Collins








Am 18. März des vergangenen Jahres ist in den deutschen Kinos ein Film gestartet, der das Ende einer großen Ära einleitete. Es klingt schon fast nach einem Märchen, dass sich ausgerechnet der letzte große 2D-gezeichnete Film Disneys (es folgte lediglich der wenig beachtete "Die Kühe sind los") mehrere Wochen an der Spitze unserer Charts halten konnte. So ist es doch wunderschön, dass diesem denkwürdigen und sicherlich auch geschichtsträchtigen Ereignis so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde; der Film an sich hingegen kommt über Mittelmaß leider zu keinem Zeitpunkt hinaus.

Die drei Indianer-Brüder Kenai, Denahi und Sitka leben im Nordwesten Amerikas vor etwa 10 000 Jahren. Sitka ist der Älteste unter ihnen und steht in der Pflicht, auf seine beiden jüngeren Brüder aufzupassen - gar nicht so einfach, da speziell Kenai gerade auf der Schwelle zwischen Kind und Mann steht und allerlei Unsinn anstellt. Er trägt zum Beispiel die Schuld daran, dass sich Bären die hart erkämpfte Beute der drei Brüder schnappen. Kurzerhand entschließt er sich dazu, die Beute zurückzuholen und wird in einen Kampf mit einem Bären verwickelt, in den auch die beiden anderen Brüder eingreifen, der jedoch tragisch endet - Sitka opfert sein Leben für das seiner Brüder. Im Zorn sinnt Kenai auf Rache, macht sich auf die Suche nach jenem Bären, findet diesen schließlich und bringt ihn zur Strecke. Doch hiermit beginnt das große Abenteuer eigentlich erst, denn plötzlich findet sich Kenai im Fell eines Bären wieder und muss sich fortan mit der kleinen Nervensäge Koda rumschlagen. Zudem ist ihm Denahi auf den Fersen, der wiederum Rache für den Tod Kenais, wie er glaubt, nehmen möchte und somit nur den Bären sieht und nicht das, was "drin steckt".

"Bärenbrüder" ist ein Film, den man eigentlich an genau vier Aspekten untersuchen kann, wobei jeder von ihnen sowohl Nach- als auch Vorteile birgt. Beginnen wir mal mit dem Positiven: Es lässt sich erkennen, dass sowohl die Figuren als auch die Hintergründe stellenweise sehr liebevoll gezeichnet wurden; besonders der kleine Bär Koda ist zum Beispiel mit seinen Kampfattacken einfach unheimlich süß. Erwartungsgemäß wird auch dem Humor sein Platz eingeräumt; die beiden dummen Elche Benny und Björn, die man vielleicht aus dem Kino kennt, wenn sie vor dem Film daran erinnern, die Handys auszuschalten, sorgen mit ihrem Berliner Dialekt ebenso für Lacher, wie zwei noch dümmere Ziegenböcke, die sich bis spät in die Nacht mit ihrem Echo herumplagen. Bemerkenswert: Phil Collins singt sämtliche Lieder auf Deutsch, wodurch diese vielleicht allesamt noch eine Spur fröhlicher daherkommen. Zu guter letzt wäre da noch eine Geschichte, die überrascht, da sie für Zeichentrickverhältnisse an einigen Stellen sehr gut ausgearbeitet wurde.

Nun aber zur Kehrseite der Medaille: Die Zeichnungen sind zwar niedlich, jedoch insgesamt sehr detailarm, so dass die Landschaftshintergründe teils arg leer wirken und manche Bären mehr einem Nilpferd oder einem Löwen ähneln. "Bärenbrüder" bietet auf humoristischer Ebene für das erwachsene Publikum einiges, allerdings bleibt die Frage, ob auch kleinere Zuschauer sämtliche Witze verstehen können. Natürlich ist der Zusammenhang "Was ein Erwachsener versteht, versteht ein Kind automatisch nicht" zu simpel, aber einige clevere Gags dürften sicherlich schwer nachvollziehbar sein. Ebenso schwer fällt es, dem Gesang Phil Collins' zu folgen. So bewundernswert die Bemühungen auch sein mögen, der deutschen Fassung deutschen Gesang des Originalsängers beizufügen - man hat manchmal ganz einfach Mühe, ihn zu verstehen und kann sich deswegen gar nicht richtig auf das eigentliche Geschehen konzentrieren. Zudem singt Collins selbstverständlich nicht in perfektem Deutsch, wodurch das Ganze fast schon wieder deplatziert wirkt. Auch hier schließen wir mit der Handlung, der vorzuwerfen ist, gelegentlich zu dramatisch geraten zu sein. In einer Szene wird Kenai etwas Schreckliches bewusst - inszeniert wird das jedoch schon fast wie in einem Psycho-Thriller von David Fincher; den Älteren wird es vielleicht gefallen, die Kinder könnten sich dadurch doch ein wenig verwirrt fühlen.

"Bärenbrüder" versucht also, einen Spagat zu meistern, was ihm nicht wirklich gelingt. Einerseits ist er für Kinder stellenweise viel zu dramatisch und andererseits müssen sich Erwachsene halt mit einigen Szenen herumschlagen, die ganz klar auf das jüngere Publikum zugeschnitten sind. So bleibt am Ende für beide Seiten nur ein halber Spaß, der Kindern am Ehesten dadurch gefallen könnte, dass wieder einmal die üblichen Werte wie Freundschaft und Liebe vermittelt werden, und den Älteren dadurch, dass der Film ab und zu wirklich saukomisch ist. In diesem Zusammenhang muss der Abspann erwähnt werden, der mit einigen kleinen, aber genialen Szenen glänzt. Eigentlich ist "Bärenbrüder" kein richtig empfehlenswerter Film, aber die Tatsache, dass es sich hierbei um den vorletzten gezeichneten Disneyfilm handelt, erlaubt es einfach nicht, ihm eine Empfehlung abzusprechen.



Note: 3



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