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Bambi 2



Land: USA
Laufzeit: 72 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung
Starttermin: 27. April 2006

Genre: Zeichentrick

Regie: Brian Pimental, Jun Falkenstein
Drehbuch: Alicia Kirk
Sprecher: Thomas Fritsch, Luka Andres, Wilfried Herbst, Bruno Schubert, Jannis Michel, Anna-Marie Fassbender, Adrian Kilian, Celina Gaschina, Lea Mariage
Kamera: -
Schnitt: Jeremy Milton, Mark Solomon
Musik: -








Eigentlich hatte man sich schon damit abgefunden, dass Ende 2004 mit "Die Kühe sind los" der letzte nicht-animierte Trickfilm von Disney in den Kinos gelaufen ist. Glücklicherweise ist dem nicht so - zumindest in Deutschland. Denn während "Bambi 2" in den USA direkt für den DVD-Markt produziert wurde, darf sich die Fortsetzung zu einem der Zeichentrick-Klassiker schlechthin hierzulande verdientermaßen über einen Start im Kino freuen. Es handelt sich übrigens um die längste Zeitspanne, die bisher zwischen dem Erscheinen des Originals und der Fortsetzung vergangen ist: 64 Jahre. Gewiefte Mathematiker kommen vielleicht auf das Erscheinungsjahr des ersten Teils.

Die Handlung setzt an der Stelle des ersten Teils ein, die bei vielen die Tränen kullern ließ: dem Tod der Mutter. Und zwar mit jener Szene, in der Bambi zurückläuft, um nach seiner Mutter zu schauen, dabei auf den Großen Prinzen trifft und dieser ihm mitteilt, dass sie nicht mehr kommen wird. Bambi steht nun also ohne Erziehungsperson da, weshalb sich der Prinz bereit erklärt, bis zum Beginn des Frühlings auf ihn aufzupassen, allerdings soll Eule bis dahin einen Mutter-Ersatz gefunden haben. Doch zunächst vergeht ein wenig Zeit. Zeit, in der sich der Prinz und das kleine Rehkitz kennen lernen. Ersterer ist jedoch nicht davon überzeugt, dass Bambi die Gefahren des Waldes meistern und die zukünftigen Aufgaben eines Prinzen bewältigen kann und nimmt ihn deshalb nicht mit zu seinen diversen Tätigkeiten. So setzt Bambi nun alles daran, sich den Respekt des Großen Prinzen zu verdienen, wobei ihm seine Freunde Klopfer und Blume natürlich behilflich sind.

Der 1942 erschienene (oh, nun habe ich es doch verraten) erste Teil zeichnete sich durch gewisse Eigenschaften aus (auch nachzulesen in der "Bild" vom 26. April): Kein Mensch war je zu sehen, viele Worte wurden nicht gesprochen, doch dafür war sehr viel Musik zu vernehmen. In all diesen Belangen bleibt "Bambi 2" seiner Vorlage treu. Erneut geht es sehr musikalisch zu (in der deutschen Fassung singt Ex-"No Angel" Sandy - nun gut, es hätte noch schlimmer kommen können), wiederholt ist keine Menschenseele zu sehen und auch im zweiten Teil erweisen sich die Bewohner des Waldes als relativ wortkarg. Natürlich wird deutlich mehr gesprochen als im Vorgänger, jedoch ist dies kein Vergleich zu den Quasselstrippen aus "Shrek" oder "Madagascar".

Auch der Zeichenstil erinnert erfreulicherweise an den ersten Teil. Natürlich sieht man der Fortsetzung gewisse Fortschritte an, auch wenn schon 1942 die Zeichnungen auf allerhöchstem Niveau waren. Aber es sind ja auch andere, typische Merkmale, die einem auffallen: die unglaubliche Farbenvielfalt, die immense Liebe zum Detail und zu den Charakteren, welche sie so süß erscheinen lässt, und natürlich der bekannte Einsatz von Öl-Gemälden, teils per Computer-Scan aus dem ersten Teil übernommen, im Hintergrund. "Bambi 2" erweist sich als Paradebeispiel für den unschlagbaren Vorteil des Zeichentricks, denn nicht die perfekteste Computer-Animation kann die Liebe und den Charme einer Zeichnung ersetzen. Da mag der gestiefelte Kater in "Shrek 2" noch so sehr seine schwarzen Äuglein zeigen, so süß wie vieles in "Bambi 2" ist das einfach nicht.

Fairerweise muss natürlich gesagt sein, dass Animationsfilme in der Regel immer den Zusatz "Komödie" erhalten, was auf "Bambi 2" nicht zutrifft. Dies ist ein Zeichentrickfilm, im Grunde für Kinder, jedoch auch für Erwachsene, die an diesem Genre gefallen finden, absolut empfehlenswert. Es fehlt ihm gelegentlich ein wenig an Klasse, wenn nur Bambi und der Große Prinz unterwegs sind, doch dafür entschädigen sämtliche Szenen, an denen Klopfer oder Blume beteiligt sind. Schlagartig fallen mir die Begriffe "Herz" und "Eis" ein, in Verbindung zu Menschen, denen die Anwesenheit dieser beiden Charaktere kein Lächeln aufs Gesicht zaubert.

Eine im wahrsten Sinne des Wortes lang erwartete Fortsetzung, die ihrem Vorgänger alle Ehre macht. Von einer Hommage zu reden, wäre dann vielleicht etwas übertrieben, doch zeugt es sicher auch von einem gewissen Respekt gegenüber der Vorlage, deren Stil fortzuführen. "Bambi 2" mag ab und zu ein wenig lahm sein und zudem von kurzer Dauer, doch wird man dafür mit wirklich liebevollen Zeichnungen und richtig liebenswürdigen Charakteren verwöhnt. Sollte dies der endgültig letzte gezeichnete Disney-Film in den deutschen Kinos gewesen sein, dann ist es ein Abschied mit Würde. Und gerade dadurch, dass es sich um die Fortsetzung eines absoluten und faszinierenden Klassikers handelt, würde sich gewissermaßen ein Kreis schließen.



Note: 2



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