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Basic



Land: USA
Laufzeit: 99 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 11. September 2003

Genre: Militär-Thriller

Regie: John McTiernan
Drehbuch: James Vanderbilt
Darsteller: John Travolta, Connie Nielsen, Samuel L. Jackson, Brian Van Holt, Giovanni Ribisi, Taye Diggs, Cristián de la Fuente, Dash Mihok, Timothy Daly, Roselyn Sanchez, Harry Connick jr.
Kamera: Steve Mason
Schnitt: George Folsey jr.
Musik: Klaus Badelt








"Predator", "Stirb langsam", "Jagd auf Roter Oktober", "Last Action Hero", "Stirb langsam - jetzt erst recht" - von Mitte der 80er bis Mitte der 90er landete John McTiernan mit nahezu jedem seiner Filme einen Kult-Hit. Innerhalb des letzten Jahrzehnts jedoch hat er sich dann eher rar gemacht und die wenigen Werke ("Der 13. Krieger", "Die Thomas Crown Affäre", "Rollerball"), die er in Angriff genommen hat, wurden mit alles anderem als Lob überschüttet. 2003 fand schließlich sein bis heute letzter Film den Weg auf die Leinwand: "Basic". Auch er entwickelte sich bei den Kritikern zu einem gefundenen Objekt des Spotts, doch findet man dafür kein rechtes Verständnis, denn bis auf einen etwas größeren Haken, macht der Militär-Thriller, der John Travolta und Samuel L. Jackson nach "Pulp Fiction" erneut vereint, jede Menge Spaß.

Panama: Sergeant Nathan West (Samuel L. Jackson) befindet sich mit seiner sechsköpfigen Eliteeinheit auf dem Weg zu einer Trainingseinheit mit scharfer Munition und strömendem Regen. Etliche Stunden später überfliegt ein Militär-Hubschrauber das riesige Waldareal, auf der Suche nach den Soldaten, die sich schon längst am vereinbarten Treffpunkt befinden müssten. Statt sechs Männern finden sie nur zwei, von denen einer bewusstlos ist und der andere angeschossen. Auf dem Basisgelände führen die Vernehmungsversuche zu keinem Erfolg, stattdessen wird die Anwesenheit eines Rangers verlangt. Tom Hardy (John Travolta) ist jener, der dem verwundeten Kameraden Details entlocken soll. Glücklicherweise gelingt ihm das. Dummerweise deckt sich dessen Geschichte kaum mit der des aus der Bewusstlosigkeit erwachten Soldaten. Hardy und Lieutenant Julia Osborne (Connie Nielsen), die ihm nicht von der Seite weicht, bleiben nur sechs Stunden, um den wahren Hergang zu rekonstruieren und das Wirrwarr aus Lügen und Halbwahrheiten zu durchschauen.

Die einzige Ruhephase, die dem Zuschauer gegönnt wird, ist die vom "Bolero" untermalte Einleitung. Von da an geht es 90 Minuten non-stop zur Sache, ohne jede Verschnaufpause. Langeweile? Keine Spur. Nach einer guten Viertelstunde beginnt das großartige Verwirrspiel um Sein und Schein und von nun ist höchste Aufmerksamkeit gefragt - sonst ist man hoffnungslos verloren. Zunächst ist alles noch einigermaßen simpel: Kamerad Dunbar (Brian Van Holt) tätigt seine Aussage, wodurch die Ereignisse im Dschungel Konturen annehmen. Dann jedoch ist der zuvor bewusstlose Kendall (Giovanni Ribisi) an der Reihe, der so ziemlich alles auf den Kopf stellt. Aussage gegen Aussage. Und dass Dunbar anschließend eine nochmals andere Version der Geschichte ins Spiel bringt, macht es dem Zuschauer nicht gerade einfacher, hier noch durchzublicken. Und als ob das nicht genug wäre, kommen in der zweiten Hälfte auch noch andere Personen aus dem Hintergrund ins Blickfeld der Verdächtigungen, so dass irgendwann jeder seine Rolle in diesem Spiel sicher hat. Für das eigene Erinnerungsvermögen ist "Basic" eine wahre Trainingseinheit, denn 1. versucht man sich den Inhalt der verschiedenen Versionen bestmöglich zu merken, da sich jede ja zumindest teilweise als richtig herausstellen könnte, und 2. wird dies dadurch erschwert, dass sich die Kernpunkte jeweils wesentlich unterschieden. So ist beispielsweise die Aufteilung der sechs Soldaten in die Teams in jeder Version eine andere.

Auch wenn das natürlich ein wenig anstrengend wird, mit der Zeit, bleibt der Spaßfaktor jedoch stets auf sehr hohem Niveau, denn "Basic" ist clever genug konstruiert, den Zuschauer nicht allein im Regen stehen zu lassen, wenn er mal kurzzeitig irgendwo den Anschluss verloren hat. Der ganze Film wirkt äußerst durchdacht und die intelligenten, teils witzigen Dialoge unterstützen diese Wahrnehmung. Im letzten Drittel schließlich wird das kurz zuvor als wahr Akzeptierte nahezu im Minutentakt wieder in Frage gestellt, so dass man wirklich bis zur allerletzten Minute nicht weiß, was hier wirklich Sache ist. Und als man dann endgültig der Meinung ist, das Spiel durchschaut zu haben, tritt der "Saw"-Effekt in Kraft: Infolge vieler kleinerer Wendungen kommt es im letzten Augenblick zur wirklich nicht mehr erwarteten Schlusspointe, die alles zuvor Gesehene aus einem neuen Blickwinkel erscheinen lässt. Doch konnte bei "Saw" der leichte Unsinn dieses Finales noch durch die damit einhergehende kaltblütige Konsequenz aufgefangen werden, so ist es bei "Basic" tatsächlich der wohl größte Schwachpunkt. So Wird man nach einigen Minuten des intensiven Nachdenkens allmählich die Unlogik entdecken, die diese Offenbarung birgt. Aber ehrlich gesagt: So ganz blicke ich jetzt immer noch nicht durch und ein zweites Schauen dieses Films ist unausweichlich. Bleibt nur zu hoffen, dass dann nicht gleich alles wie ein Kartenhaus in sich zusammen fällt.

Mit John Travolta befindet sich genau das richtige Zugpferd an Bord, das dieser Film benötigt. Seinem Charakter verleiht er genau das Maß an Souveränität, Witz und Überlegenheit, das von Nöten ist, auch wenn er sicherlich nicht absolut gefordert wird. Samuel L. Jackson hingegen erhält in Anbetracht seines gr0ßen Namens eher wenig Leinwandzeit. Doch das, was er zeigt, macht er außerordentlich gut. Sein Sergeant ist ist ein Arsch, der seine Untergebenen bis zur Erschöpfung drillt, demütigt und erniedrigt. Er hatte sichtlich Spaß an dieser Rolle. Und Connie Nielsen schließlich rückt aufgrund der Präsenz Travoltas immer ein wenig in den Hintergrund und zeigt erst gegen Ende, was sie drauf hat. Die Chemie zwischen ihr und Travolta stimmt allerdings.

Vielleicht lässt sich "Basic" ganz gut mit einem Irrgarten vergleichen. Auf dem Weg zum Ziel rennt man in jede erdenkliche Sackgasse. Manchmal bricht man auch auf halbem Wege ab, weil man glaubt, sich verlaufen zu haben, behält die Fährte jedoch irgendwo in Erinnerung, weil sie ja vielleicht doch den richtigen Weg weisen könnte. Irgendwann allerdings hat man dann doch jeden Überblick verloren (trifft unterwegs mal John Travolta), schafft es aber trotzdem irgendwie ins Ziel. Schließlich im Ziel angekommen, dreht man sich um und erblickt eine große Grünfläche, die einerseits unlogisch erscheint, weil sie eben noch nicht vorhanden war, und andererseits die gerade durchlaufene Tortur irgendwie überflüssig wirken lässt. Wer jedoch darauf verzichtet, zurückzublicken (nach Filmende also sofort abschaltet), erspart sich diese leichte Ernüchterung.



Note: 2+



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