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Batman Begins



Land: USA
Laufzeit: 140 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 16. Juni 2005

Genre: Comic-Action-Drama

Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: David S. Goyer, Christopher Nolan
Darsteller: Christian Bale, Sir Michael Caine, Liam Neeson, Gary Oldman, Katie Holmes, Cillian Murphy, Morgan Freeman, Ken Watanabe, Tom Wilkinson, Rutger Hauer, Mark Boone jr., Linus Roache, Larry Holden, Gerard Murphy, Colin McFarlane, Sara Stewart, Gus Lewis, Richard Brake, Rade Sherbedgia, Emma Lockhart, Christine Adams, Catherine Porter, John Nolan, Karen David, Jonathan D. Ellis, Tamer Hassan
Kamera: Wally Pfister
Schnitt: Lee Smith
Musik: Hans Zimmer, James Newton Howard








Damit hier keine falschen Erwartungen aufkommen: Ich habe weder die hoch gelobten "Batman" (1989) und "Batmans Rückkehr" (1992) von Tim Burton, noch die durch den Dreck gezogenen "Batman Forever" (1995) und "Batman & Robin" (1997) von Joel Schumacher gesehen; von 60er-Jahre-Streifen wie "Batman hält die Welt in Atem" mal ganz zu schweigen. Deswegen werden hier auch keine Sätze auftauchen wie "besser als Burton" oder "verabschiedet sich vom farbenfrohen Stil Schumachers". Dies sind Sätze, die einem in letzter Zeit häufig unter die Augen gekommen sind, die ich aber nicht beurteilen kann. Ebenso wenig werde ich beurteilen können, ob sich Regisseur Christopher Nolan an die Comic-Vorlagen hält, denn auch diese sind mir ziemlich fremd. Eines jedoch weiß ich: "Batman Begins" ist für sich genommen ein bemerkenswerter Film, der mal eben den Thron der Comic-Verfilmungen erklimmt. Na gut, eines ist mir dann doch bekannt: Im Gegensatz zum Kostüm des Herrn Clooney befinden sich auf dem neuen Exemplar keine Nippel. Nolan lud seine Crew übrigens im Vorfeld der Dreharbeiten zu einem kleinen Videoabend ein, bei dem "Blade Runner" auf dem Programm stand. Anschließend soll er gesagt haben: "So werden wir den Film machen". Und da die Nolan-Interpretation nicht auf den alten Teilen aufbaut, stand einem Kinobesuch nichts im Wege.

Die Handlung steckt bereits im Titel - "Batman Begins" befasst sich mit der Frage, wie aus Bruce Wayne (Christian Bale) der dunkle Rächer Batman wurde. Zwei Ereignisse prägen ihn in seiner Kindheit: Das ist zum einen der Fall in einen Brunnen, verbunden mit einer traumatischen Begegnung mit Fledermäusen, und zum anderen die Ermordung seiner Eltern (Linus Roache und Sara Stewart), die er unmittelbar miterleben musste. Im Gegensatz zu den meisten Einwohnern Gotham Citys, einer fiktiven Stadt, ließen sich seine Eltern nicht korrumpieren, sondern setzten sich bei all ihrem Reichtum, schließlich gehört ihnen ein ganzes Imperium, für das Wohlbefinden der Bürger ein. Die folgenden Jahre des Bruce Wayne sind geprägt durch Rachegedanken, einen zeitweiligen Aufenthalt in einem ziemlich miesen Gefängnis und dem Beitritt zur "Liga der Schatten", einer Organisation, bestehend aus Ninja-Kämpfern, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Welt von allem Übel zu befreien und dabei keine Kompromisse einzugehen - wenn nötig auf Kosten der Vernichtung einer gesamten Stadt.

Angeführt wird sie von Ra's Al Ghul (Ken Watanabe), doch unterrichtet wird Bruce von Ducard (Liam Neeson), der ihn in seine Kampfkünste einweiht und lehrt, mit den eigenen Ängsten umzugehen und sie in seine Stärken zu wandeln. Doch Bruce schließt seine Ausbildung nicht ab, da er sich nicht mit den Zielen der Liga identifizieren kann und kehrt stattdessen nach Gotham City zurück, das mittlerweile komplett in einem Sumpf von Gewalt und Korruption versinkt. Bruce erschafft sich eine neue Identität - er wird zu Batman. Unterstützung findet er im treuen Familienbutler Alfred (Michael Caine); im "Q" von Gotham City, Lucius Fox (Morgan Freeman), sowie einem der wenigen Polizisten, der noch auf der richtigen Seite des Gesetzes steht - Jim Gordon (Gary Oldman). An ihnen liegt es nun, die Stadt vor einer Katastrophe zu bewahren.

Neben Spider-Man und Superman gehört Batman sicherlich zu den populärsten Super-Helden. Die Meinungen darüber, welcher von ihnen nun an der Spitze der Beliebtheit steht, wechselt je nach Erscheinen eines neuen Kinofilms. Batman unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von seinen Kontrahenten, Partnern, wie auch immer man es sehen will. Während Spider-Man seine Kräfte durch den Biss einer radioaktiven Spinne erhalten hat und Superman gleich mal von einem anderen Planeten kommt, kann Batman auf keine Kräfte dieser Art zurückgreifen. Anders als bei Peter Parker sind mehrere Menschen mit seiner Doppelidentität vertraut, so dass er auf deren Unterstützung zählen kann. Von Lucius erhält er das technische Equipment und von Alfred den Rat eines guten Freundes, der ihn notfalls vor allzu großen Dummheiten bewahrt. Zudem stehen ihm schier unerschöpfliche finanzielle Mittel zur Verfügung, was seinen Kampf in größere Dimensionen lenkt. Zu guter letzt ist es die Motivation, die Bruce Wayne in einem anderen Licht als all die anderen Superhelden erscheinen lässt. Peter Parker und Clark Kent beschützen die Stadt vor dem Bösen, Bruce Wayne beschützt sie vor sich selbst. Die Identität Batmans ist zu seiner Wahren geworden, Bruce Wayne hält nur den Schein aufrecht, dass er ein normales Leben führt - und beispielsweise mal eben ein Hotel kauft.

Wirft man einen Blick auf die Entstehungsgeschichte von "Batman Begins", lassen sich recht interessante Vorgänge ausfindig machen, besonders im Hinblick auf die Wahl des Regisseurs. Zunächst im Gespräch war - und jetzt wird dem einen oder anderen Fan sicherlich die Kinnlade runterklappen - Joel Schumacher, das Feindbild der Batman-Anhänger schlechthin. Anschließend zogen die Produzenten eine richtig düstere Version in Betracht, wofür sich David Fincher angeboten hätte, der aber ablehnte. Jeder, der schon einmal in den Genuss von "Sieben" oder "Fight Club" gekommen ist, wird wissen, warum die Begriffe "düster" und "David Fincher" so eng miteinander verknüpft sind. Wenn nicht düster, dann halt reifer - dachte man sich wohl nun und zog Clint Eastwood in Betracht, doch auch daraus wurde nichts.

Die nächste geistreiche Idee trug den Namen "Superman vs. Batman", die von Wolfgang Petersen umgesetzt werden sollte, der es jedoch vorzog, "Troja" so richtig in den Sand zu setzen. Ebenso im Gespräch waren die Wachowski-Brüder, die sich dann jedoch für die beiden "Matrix"-Fortsetzungen entschieden, um ihrem allseits geschätzten Meilenstein mal so richtig den Rest zu geben. Glück gehabt - denn so wurde letzten Endes Christopher Nolan mit der Aufgabe betraut. Nach seinem Meisterwerk "Memento", zu dem ich, seit ich den Film das erste Mal gesehen habe, noch immer keine einzige negative Kritik gefunden habe, nun also der erste große Hollywood-Blockbuster, bei der er genau das umsetzt, was man von ihm erwarten durfte. Mainstream-Kino, um die Kassen zu füllen, gemischt mit einer Portion Anspruch, um den Film auch noch auf ein gewisses qualitatives Niveau zu heben.

Von allen Comic-Verfilmungen ist "Batman Begins" sicherlich die Tiefgründigste; ein echtes Charakter-Drama sozusagen, zumindest so weit das innerhalb der Grenzen des Genres möglich ist. So viel gibt die Story ja eigentlich gar nicht her, doch was Drehbuchautor David S. Goyer und Nolan, der zusätzlich am Drehbuch beteiligt war, herausgeholt haben, ist aller Ehren wert. Auf interessante Weise machen sie den Zuschauer mit der Vergangenheit von Bruce Wayne vertraut. So wird die erste halbe Stunde ein wenig verschachtelt erzählt, immer hin und her springend zwischen der Ausbildung bei der "Liga der Schatten" und der Ermordung von Bruces Eltern sowie deren Folgen. Das ist sicherlich keine neue Verfahrensweise, aber sie erfüllt ihren Zweck voll und ganz.

Als Charakter-Drama lebt "Batman Begins" zusätzlich natürlich von seinen Figuren und den Dialogen. Ausgezeichnet ist es verstanden wurden, die Motivation der einzelnen Charaktere zu beleuchten, wobei hier ganz klar Bruce Wayne im Mittelpunkt steht, den man von vielen Seiten kennen lernt: als 8-jähriger Junge; als Umherirrender auf der Suche nach Vergeltung; als kostümierter Rächer und schließlich auch als reicher Playboy, der sich gerne mal auf Partys blicken lässt. Bei allem Lob muss man jedoch auch erwähnen, dass einen gerade zu Beginn des Films, wenn haufenweise verschiedene Schicksale auf den Zuschauer einprasseln, diese noch ziemlich kalt lassen. Zudem erinnert der eine oder andere Spruch wieder an grausige "Star Wars: Episode I"- oder "Spider-Man 2"-Zeiten, in denen mit ach so schlauen Weisheiten nur um sich geworfen wurde. Glücklicherweise sind diese dann aber doch ziemlich deutlich in der Unterzahl und im Gegensatz zu beiden genannten Filmen wartet "Batman Begins" mit vielen Sprüchen und Dialogen auf, die Sinn und Verstand haben und beweisen, dass der neue "Batman" alles andere als oberflächlich ist.

In einem Aspekt muss sich der neue Genre-Primus, zumindest ist er das in meinen Augen, jedoch "Spider-Man 2" geschlagen geben - und das sind die spektakulären Action-Sequenzen, die solch eine Comic-Verfilmung nun einmal auch auszeichnen. Spidey gegen Doc Ock auf einem fahrenden Zug - das bleibt weiterhin unerreicht. Nolan setzt da eher auf klassische Kämpfe, Mann gegen Mann, wartet aber mit einigen netten Ideen auf. Manch einer wird sich wahrscheinlich an den schnellen Schnitten stören, die die Kämpfe doch recht unübersichtlich erscheinen lassen. Nun ja - generell ein Kritikpunkt, in diesem Fall aber wohl eher nicht. Es zeugt entweder von Unfähigkeit oder der Symbolik, dass Batman seine Gegner ausschaltet, bevor ihnen überhaupt bewusst wird, wie ihnen geschieht, und der Zuschauer deswegen ein wenig ihre Sichtweise teilen soll. Zudem wurde Batman ja in der "Liga der Schatten" ausgebildet, deren Ziel es war, ihn für seine Gegner nahezu unsichtbar erscheinen zu lassen. Da bei diesem Film ausnahmslos Profis am Werk sind und mir alles doch sehr durchdacht erscheint, entscheide ich mich ohne schlechtes Gewissen für die Symbolik-Variante. Zugegebenermaßen wird es jedoch irgendwann ziemlich voraussehbar, dass Batman gleich wieder im Rücken seines Kontrahenten auftaucht.

Im Gegensatz zu Spidey besitzt Batman allerdings eine Waffe, mit der er nicht nur Frauen aufreißen kann - das Batmobile. Sieht aus wie ein Panzer, ist ähnlich bewaffnet wie ein Panzer und zudem gut für eine kleine und spaßige Verfolgungsjagd. Sicherlich gewinnt auch diese keinen Oscar, aber wenn dieses gewaltige Etwas, das in sechs Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt, durch die Straßen von Gotham City rast, dann macht das Zusehen einfach eine riesige Freude. Auf einen Wert von über 800 000 Euro wird dieses Gefährt geschätzt, das bei den Dreharbeiten in Chicago von einem betrunkenen Autofahrer, der dagegen raste, als außerirdisches Raumschiff identifiziert wurde. Die äußere Erscheinung entspricht vielleicht nicht unbedingt der eigenen Vorstellung, ist aber im Grunde gar nicht mal so unrealistisch, da die in "Batman Begins" zum Einsatz kommende Technik in ähnlicher Form auch tatsächlich der im Militär angewandten Technologie entspricht.

Zurück zum Film: Wie bereits angesprochen sind in allen Bereichen Profis am Werk, was zweifelsfrei auch auf die Abteilung Musik zutrifft. Wenn man die Namen James Newton Howard und Hans Zimmer liest, kann man sich schon im Vorfeld auf ein Fest für die Ohren freuen. Und tatsächlich - so kommt es. Ältere Batman-Themen werden dabei wohl bewusst nicht aufgegriffen, stattdessen zaubern die beiden mal wieder das, was sie am besten können: epische Musik vom aller Feinsten. Und so entstehen dann schließlich Szenen, in denen einfach alles stimmt, zum Beispiel wenn sich Bruce und Ducard auf dem Eis einen kleinen Fight liefern. Schauspielerische Klasse der beiden Akteure, Sätze wie "Du weißt, wie du sechs Gegner besiegen kannst, ich lehre dich, wie du es mit 600 aufnehmen kannst", die schon einen tollen Vorgeschmack auf noch Kommendes liefern und schließlich Howard und Zimmer im Hintergrund. Perfekt, besser geht's nicht! Erwähnenswert ist zudem die Darstellung von Gotham City, der man die Korruption so richtig schön anmerkt. Übrigens hält Nolan gegen Filmende noch eine richtig nette Finte parat, woraufhin es dann endgültig so richtig zur Sache geht (an dieser Stelle sei angemerkt, dass ich mir des "Fehlers" im dritten Absatz durchaus bewusst bin - was wiederum nur der verstehen wird, der bereits in den Genuss des Films gekommen ist).

Und um das Thema "Profis" abzuschließen - selbstverständlich besticht "Batman Begins" durch eine Riege exzellenter Charakter-Darsteller. Christian Bale erweist sich als echter Glücksgriff, besonders wenn man bedenkt, dass auch Ashton Kutcher für seine Rolle im Gespräch gewesen ist. Bale verkörpert die bereits angesprochenen Facetten seines Charakters ausgezeichnet. Interessant ist zudem zu sehen, wie er seine Figur wieder auf Vordermann gebracht hat. Nur zur Erinnerung: Sein letzter Film hieß "The Machinist" und Bale ähnelte einem Skelett. So verdient auch seine physische Leistung Respekt. Bemerkenswert sind die Namen der Nebendarsteller: Michael Caine, Liam Neeson, Gary Oldman, Cillian Murphy, Tom Wilkinson, Ken Watanabe, Morgan Freeman - um nur einige zu nennen. Jeder von ihnen wäre in der Lage, einen Film zu tragen, aber sie halten sich angenehm zurück und stehlen Christian Bale nicht die Schau, was nicht heißen soll, dass sie schlechter schauspielern als gewöhnlich, aber sich einfach ein wenig mehr im Hintergrund halten.

Insgesamt besticht "Batman Begins" durch die glaubhafte und realistische Darstellung der Anfänge des Fledermaus-Manns, gute Action-Einlagen und ein ganzes Pool an tollen Schauspielern. Sicherlich hat auch er seine Schwächen - nicht nur die bereits Angesprochenen - doch im Großen und Ganzen liefern Goyer und Nolan Comic-Kino so ab, wie es sein muss: Packend, unterhaltsam, nicht zu ernst. Der eine Fan wird entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, der andere die Begeisterung über die perfekte Batman-Interpretation nicht in Worte fassen können. Und mittendrin stehen Leute wie ich, die sich einfach über tolle 140 Minuten intelligente, aber nicht zu schwer verdauliche Kinokost gefreut haben. Christian Bale hat bereits für zwei weitere Filme unterschrieben, die hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lassen. Einen Hinweis auf den nächsten Gegner haben wir ja bereits erhalten, für den - aktuellen Gerüchten zufolge - Oscar-Preisträger Sean Penn ganz heiß im Gespräch ist.



Note: 2+



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