Coco - Der neugierige Affe
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Land: |
USA |
Laufzeit: |
88 Minuten |
FSK: |
ohne Altersbeschränkung |
Starttermin: |
25. Mai 2006 |
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Genre: Zeichentrick
Regie: |
Matthew O'Callaghan |
Drehbuch: |
Ken Kaufman, Mike Werb |
Sprecher: |
Stefan Staudinger, Nana Spier, Stefan Krause, Roland Hemmo, Denise Gorzelanny, Hans Teuscher,
Tilo Schmitz, Tobias Kluckert |
Kamera: |
- |
Schnitt: |
Julie Rogers |
Musik: |
Heitor Pereira |
In Zeiten nahezu perfektionierter Computer-Animationen sind klassische Zeichentrickfilme die Ausnahme und immer seltener anzutreffen - eine sehr bedauernswerte Tatsache. Für all jene, die mit "Madagascar", "Shrek" und "Die Unglaublichen" nicht allzu viel anzufangen wissen, dürfte der Frühling dieses Jahres in Erinnerung bleiben: Denn nach der Fortsetzung von "Bambi" Ende April folgt nur einen Monat später ein weiterer von Hand gezeichneter Film aus den USA: "Coco - Der neugierige Affe". Schön, dass sich die Studios trauen, auch solche Filme noch in die Kinos zu bringen. Besonders erfreulich ist das ordentliche Abschneiden von "Curious George" (Originaltitel) an den Kinokassen, so dass auch weiterhin mit Filmen zu rechnen ist, die nicht mit der perfekten Action-Animation , sondern mit Herz und Charme zu überzeugen versuchen.
Das "Bloomsberry Museum" steht kurz vor der Pleite und soll einem Parkhaus weichen. Kaum jemand interessiert sich noch für die von Ted geleiteten Führungen durch das Naturkundemuseum. Als allerletzter Strohhalm erweist sich der Schrein von Zagawa, ein Mythos, eine Art achtes Weltwunder, welches sich irgendwo in Afrika befinden soll. Ted bricht zu einer Expedition auf, doch statt des angeblich mehr als zehn Meter hohen Schreins findet er ein zehn Zentimeter hohes Exemplar. Und wird gefunden - von einem Affen: Coco, der Teds gelben Hut für eine Banane hält. Da Coco von Natur aus sehr neugierig ist, folgt er der Expeditionsgruppe zurück zum Schiff und springt auf. Die Großstadt ist wie geschaffen für das kleine Äffchen; ein riesiger Abenteuerspielplatz. Ted muss derweil erleben, dass ihn Mr. Bloomsberry falsch verstanden hat. Und so wartet die Öffentlichkeit nun darauf, von Ted einen vierzig Meter hohen Schrein präsentiert zu bekommen. Doch da hat ausgerechnet Coco die zündende Idee.
Was für ein großartiger Auftakt in diesen Film! Die ersten drei Minuten sind in Sachen Kreativität und Phantasie kaum zu übertreffen. Während Coco durch den Dschungel tollt und uns die ganzen Ausmaße seiner Neugierigkeit und Frechheit präsentiert, läuft im Hintergrund Jack Johnsons "Upside Down" - eine perfekte Symbiose von Bild und Ton. Wer den Affen nach dieser kurzen Sequenz noch nicht ins Herz geschlossen hat, hat keines mehr (oder noch nie eines gehabt). Die Entscheidung, Jack Johnson mehr als ein halbes Dutzend Songs zu diesem Film beisteuern zu lassen, ist goldrichtig. So wirkt "Coco" angenehm unaufgeregt und wunderbar relaxt und entspannt. Etwas, was ihn von sehr vielen Trickfilmen der Gegenwart unterscheidet. Die Sequenzen, in denen Johnsons Stimme sowie die Gitarre erklingen und die Charakter schweigen, sind enorm stimmungsvoll und gehören zu den besten Momenten des Films.
Für die Mehrheit anderer schöner Momente ist hauptsächlich Coco zuständig, dessen Zeichnungen unheimlich liebevoll ausgefallen sind. Der Affe sagt kein Wort und drückt sich nur durch seine Laute und Mimiken aus. Trotzdem versteht man zu jeder Sekunde, was in ihm vorgeht. Keines der Tiere redet hier im Übrigen. So kommt es manchmal zu einigen Missverständnissen zwischen Affe und Mensch, die jedoch in teils zwar kleinen, aber sehr schönen Szenen enden. So soll Coco Ted, als beide gerade über den Dächern der Großstadt fliegen, aus einem Pool von Ballons den Rosaroten reichen, greift aber nach dem Grünen, den Ted ohne jede Regung akzeptiert. Eine vollkommen unwichtige Szene, die aber beiläufig wunderbar zeigt, dass die Beziehung zwischen Ted, dem Mann mit dem gelben Hut, und Coco, dem neugierigen Affen, von Missverständnissen geprägt ist, und so die Szenen, in denen es Coco irgendwie gelingt, sich zum Ausdruck zu bringen, noch schöner werden lässt.
Der Inhaltsangabe war hoffentlich zu entnehmen, dass der Titel dieses Films leicht irreführend ist. Dieser Film dreht sich nicht um Coco, sondern um Ted und seine Versuche, das Museum vor dem Ruin zu bewahren. Coco ist zwar sein fast ständiger Begleiter, aber nun mal nicht Mittelpunkt der Handlung - auch wenn er dem Zuschauer ganz klar die meiste Freude bereitet. Ein Hindernis auf dem Weg zu einer besseren Note ist dann im Endeffekt die Kindgerechtigkeit des Films, also in manchen Szenen nicht nachzuvollziehendes Verhalten der Charaktere oder allzu rührselige letzte zehn Minuten. Auch fehlt es den Szenen ohne Cocos Beteiligung deutlich am "Oh wie ist das süß"-Faktor, was jedoch häufig durch ordentlichen, manchmal deutlich auf Erwachsene zugeschnittenen Humor kompensiert werden kann.
Tja, "Coco" macht Spaß. Neben Running Gags (der Taxi-Fahrer, der fast alles schon einmal gesehen hat), aber genau im richtigen Maße, witzigen Charakteren (der breitschultrige Ivan) und einer auch ansonsten recht guten Portion Humor ist selbstverständlich der Affe Coco der unumstrittene Star dieses Zeichentrickfilms im klassischen 2D-Stil. Coco muss man ganz einfach lieb haben. Dem Film ist deutlich anzumerken, dass er auf maximal Grundschulkinder zugeschnitten ist, doch das bedeutet nicht, dass nicht auch Erwachsene Spaß daran haben können. Natürlich wird sich kaum einer ins Kino trauen, oder es wagen, sich die DVD auszuleihen, doch wenn "Coco" irgendwann einmal im Fernsehen kommt - ruhig mal einschalten, falls es niemand mitbekommt. Besonders gegen den Alltagsstress oder zur temporären Verdrängung sonstige Probleme ist solch ein Film wärmstens zu empfehlen.
Note: 2
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