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Couchgeflüster



Land: USA
Laufzeit: 106 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung
Starttermin: 19. Januar 2006

Genre: Liebes-Komödie

Regie: Ben Younger
Drehbuch: Ben Younger
Darsteller: Meryl Streep, Uma Thurman, Bryan Greenberg, Jon Abrahams, John Rothman, Annie Parisse, Jerry Adler, Doris Belack, Madhur Jaffrey, Zak Orth
Kamera: William Rexer II
Schnitt: Kristina Boden
Musik: Ryan Shore








Auf den 19. Januar darf sich das deutsche Kinopublikum freuen, zumindest falls es sich für romantische Komödien begeistern lässt. Neben "Ein Trauzeuge zum Verlieben" aus Großbritannien geht an diesem Tag nämlich auch der US-Film "Couchgeflüster" an den Start, der mit dem Beititel "Die erste therapeutische Liebeskomödie" versehen wurde.

Ganze neun Jahre hat die Ehe von Rafi (Uma Thurman) gehalten; nun sitzt sie bei einer Therapeutin auf der Couch und redet sich ihren Kummer von der Seele. Zum Beispiel, dass sie es nicht verstehen kann, warum ihr gerade jetzt, so kurz nach der Trennung, der Wunsch nach einem Kind kommt. Bei einem Kinobesuch lernt sie nun den gut aussehenden David (Bryan Greenberg) kennen. Die Chemie stimmt eigentlich, schließlich bringt er sie endlich mal wieder so richtig zum Lachen, gäbe es da nicht diesen kleinen Altersunterschied von 14 Jahren (er 23, sie 37). Während David darin kein wirkliches Problem sieht, ist sich Rafi nicht sicher, ob es das Richtige ist, mit einem "Kind" eine Beziehung einzugehen, schließlich existiert da immer noch dieser Wunsch nach Nachwuchs. Ein ganz anderes Problem bekommt derweil Rafis Therapeutin Lisa (Meryl Streep), die sich als Davids Mutter herausstellt. Von diesem Zustand wissen die beiden Verliebten zunächst jedoch nichts. Nun steckt Lisa in der Klemme. Einerseits steht sie in der moralischen Verantwortung, Rafi die richtigen Ratschläge zu erteilen, doch andererseits kann es die streng religiöse Jüdin nicht akzeptieren, dass ihr Sohn eine Beziehung mit einer dermaßen älteren Frau, zudem Nicht-Jüdin, eingeht.

Es sind drei Aspekte, die "Couchgeflüster" von der sonstigen Durchschnittskost abheben. Zum einen wäre da die Konstellation, dass zwei Personen sehr verschiedenen Alters versuchen, eine Beziehung einzugehen. Hieraus ergibt sich eine Vielzahl großartiger Gags, beispielsweise als David Rafi mit nach Hause nimmt, Oma plötzlich nach ihm ruft und Rafi vor Lachen erst einmal zu Boden sinkt. Als sie später überlegt, David zu Weihnachten eine Konsole zu schenken, wird sie von ihrer Freundin gefragt, ob sie Spaß am Sex habe. Der Hintergrund dieser Frage eröffnet sich eine Szene später, als sie ihn fragt, ob er zu ihr ins Bett komme, er aber unbedingt noch dieses "eine" Spiel beenden muss. Herrlich zu erleben ist es auch, wenn die Protagonisten ihren Altersunterschied selbst auf den Arm nehmen und Rafi sich bei David beispielsweise in einer Szene erkundigt, ob er einen Kinderarzt benötige.

Der zweite Grund für das Funktionieren des Films ergibt sich natürlich daraus, dass Therapeutin Lisa von der Beziehung zwischen ihrer Patientin und ihrem Sohn weiß. Die mit einigem Abstand witzigste Minute des Filmes stellt eine Sitzung dar, in der Rafi ihrer Therapeutin intime Details aus ihrem Sexualleben mit David Preis gibt und diese wiederum kurz davor steht, einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. So finden sich beispielsweise die Wörter "Penis", "hübsch" und "Hütchen" in einem Satz wieder. Als netter Sidekick funktioniert schließlich auch noch Jon Abrahams, der Davids besten Freund Morris darstellt. Dieser hat eine ganz eigene, sehr witzige Methode entwickelt, mit Ex-Freundinnen, wenn man sie denn überhaupt so bezeichnen darf, abzurechnen.

Auch wenn es sich stets mehr um eine Komödie, denn ein Drama handelt, wurden den Charakteren einige Tiefen verliehen. Dies lässt vor allem die Beziehung von David und Rafi stets realistisch erscheinen. Man hätte es kompromisslos albern lösen können, doch Regisseur und Drehbuchautor Ben Younger entschied sich stattdessen für die etwas reifere Variante. So zeigt er, dass sich diese Erzählweise und gelungene Gags am Fließband sehr gut miteinander vereinen lassen. Leider geht ihm jedoch gegen Ende ein wenig die Puste aus und obendrauf legt er seinen Charakteren plötzlich Worte in den Mund, die gar nicht so richtig zu ihnen passen wollen. Die letzten Minuten schließlich sind zwar sympathisch und irgendwie auch folgerichtig, wirken jedoch nichtsdestotrotz ein wenig verkorkst. Hier ist Younger zu sehr mit der Brechstange vorgegangen.

Nun fehlt noch Aspekt Nummer 3. Es sind die darstellerischen Leistungen, die sich hier überwiegend auf hohem Niveau befinden. Welcher der Darsteller - vermutet ihr - überragt alle anderen nochmals um ein Stück? Ist es vielleicht Uma Thurman, weil man sie zuletzt eher als rachsüchtige, mordende Braut ("Kill Bill") gesehen hat und sie nun in einer gänzlich anderen Rolle überzeugen kann? Oder vielleicht Bryan Greenberg, der den weiblichen Schauspielern älterer Generationen erstaunlich gut Paroli bieten kann? Nein, es ist Meryl Streep. Sie schafft es, das Publikum in einer einzigen Szene auf ihre Seite zu ziehen. Natürlich ist dies der Fall, als Rafi ihr diese intimen Bettgeschichten an den Kopf wirft. Wie es Streep hier meistert, gleichzeitig ernst zu wirken, aber auch jeden einzelnen Gesichtsausdruck zu einem Lacher werden zu lassen, ist schon bemerkenswert.

Das abschließende Urteil lautet: Ansehen! "Couchgeflüster" hat zwar einen ziemlich doofen deutschen Titel, gehört aber nicht zur Sorte der niveaulosen Unterhaltung, die man üblicherweise aus Amerika gewöhnt ist. Seine Reize bezieht der Film, wie gesagt, aus den zwei ungewöhnlichen Konstellationen sowie dem famosen Ensemble, das darin auftritt.



Note: 2



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