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Cry_Wolf



Land: USA
Laufzeit: 90 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 8. Dezember 2005

Genre: Horror-Thriller

Regie: Jeff Wadlow
Drehbuch: Beau Bauman, Jeff Wadlow
Darsteller: Julian Morris, Lindy Booth, Jon Bon Jovi, Jared Padalecki
Kamera: Romeo Tirone
Schnitt: Seth Gordon
Musik: Michael Wandmacher








Und hier ist der neueste Eintrag in die Kategorie "Filme, die die Welt nicht braucht": "Cry_Wolf". Die Horrorelemente dieser Low-Budget-Produktion hat man bereits in zig Teenie-Slasher-Streifen wie der "Scream"-Trilogie oder dem "Ich weiß…"-Duo gesehen. Jugendliche, die intrigante Spiele führen? Da gab es doch mal einen Film namens "Eiskalte Engel". Das alles verpackt in einen pseudo-intelligenten Thriller - gab es auch schon mehr als genug, oftmals auch ohne "pseudo". Der interessante Ansatz ist vorhanden, doch leider klauen die Autoren zu viel und vor allem zu offensichtlich von anderen Werken, als dass man ihrem Werk irgendwelche Beachtung schenken müsste.

An der Westlake Preparatory Academy gehört es zur Tradition, sich nachts - nicht mehr als zehn Leute - in einer Kapelle zu treffen und Spielchen zu spielen. "Manipuliere deine Freunde" heißt es; Lüge oder Wahrheit. Neuling Owen (Julian Morris), der zuvor von einer anderen Schule geflogen ist, begreift das Spiel recht schnell und macht sich nicht unbedingt Freunde damit, doch bringt er Teilnehmerin Dodger (Lindy Booth), der das Wort "Schlampe" auf die Stirn geschrieben steht, auf eine tolle Idee. Wieso nicht das Spiel ausweiten und die ganze Schule mit einbeziehen? Da kommt es doch gar nicht ungelegen, dass vor nicht allzu langer Zeit eine Schülerin aus der Stadt in einem Wald erschossen wurde. So erfinden Dodger und Owen mal eben einen Serienkiller, der vor einiger Zeit eine brutale Mordserie begangen hat, und sie nun allen Anschein nach wiederholen will - an der Westlake Preparatory Academy. Man versende eine E-Mail an ein paar Personen und schon am nächsten Tag hat sich die Nachricht in der ganzen Schule herumgesprochen. Was als Scherz beginnt, entwickelt sich für Owen bald zu einer Art Alptraum. Menschen verschwinden, Zimmer werden verwüstet, er erhält Nachrichten vom "Wolf" (dem erschaffenen Killer) - Owen hält das ganze nur noch bis zu dem Zeitpunkt für einen üblen Streich, als eine der Beschreibung des Killers entsprechend gekleidete Person vor ihm steht und mit einem Messer auf ihn losgeht.

Eigentlich bietet der Film in den ersten 60 Minuten recht gute Unterhaltung. Die Charaktere sind dem Zuschauer nicht unsympathisch und erhalten sogar etwas Tiefe, wenn auch nur durch Geschichten wie "Mein Vater schickt mich nur auf diese Schule, damit er keine Zeit mit mir verbringen muss." Aber besser als gar nichts. Dazu der eine oder andere Spaß und die Tatsache, dass der Film sehr schnell zur Sache kommt. Nach etwa einer Viertelstunde ist das Spiel in vollem Gange. Von nun an geht es um die potentiell interessante Frage: Handelt es sich immer noch um einen Scherz oder schweben die Charaktere tatsächlich in Lebensgefahr? Unwichtige Nebenhandlungen existieren im Grunde nicht. Dieses Spiel gestaltet sich auch bis zu einem gewissen Zeitpunkt recht interessant, was sicherlich auch an den guten schauspielerischen Leistungen der größtenteils unbekannten Darsteller, abgesehen von Rock-Musiker Jon Bon Jovi, liegt (wie soll man auch bei einem Budget von einer Million Dollar namhafte Größen an Land ziehen?). Der Film hält sich alle Möglichkeiten offen und baut in manchen Momenten auch ein wenig Spannung auf.

Richtig ärgerlich wird es dann, wenn er das erste Mal mit Erklärungen für einige Geschehnisse aufwartet. Diese sind mitunter so bescheuert, dass man gar nicht gewagt hat, sie in Betracht zu ziehen, und schon fast für einen Anfall von Selbstironie halten könnte - der weitere Filmverlauf lässt aber leider nichts Ironisches erkennen. Der Ausgang des Ganzen wird immer offensichtlicher und es stellt sich die Frage, ob dieser an sich das wahre Ärgernis darstellt oder die Art, wie er inszeniert wird - ohne jegliche eigene Originalität scheinbar 1:1 von anderen Genre-Kollegen abgekupfert. Schlimm, dass die Herren Autoren dann auch noch einen obendrauf setzen müssen. So ist "Cry_Wolf" letzten Endes nicht nur vorhersehbar, sondern auch noch lächerlich. Unlogisch? Nein, keinesfalls, aber man muss schon gewaltig an Zufälle glauben, um ihnen diese Geschichte abzukaufen.

Genug geärgert. Das Gute an diesem Thriller sind zweifelsfrei seine relativ kurze Dauer von 90 Minuten und das rasche Tempo, das er geht. Langweilig wird es aus diesen Gründen nicht, aber hinterher, wenn man alles noch einmal Revue passieren lässt, tauchen dann die großen "Aber"s auf. Ich empfehle, sich den Trailer anzusehen. Wer sich sagt "Das ist doch mal ein Film mit frischen Ideen. Den schau ich mir mal an", der kann dies gerne tun. Wer jedoch bereits seine Erfahrungen im Thriller-Genre gesammelt hat, dürfte an diesem Film im Normalfall keine Freude haben. Meine Sitznachbarin schien dies wohl noch nicht getan zu haben, da sie regelmäßig ungläubige "Näää"s , "Oh Gott"s und "Oh Nein"s zum Besten gab. Aber in ein paar Jahren wird auch sie merken, dass an "Cry_Wolf" wirklich nichts Besonderes ist.



Note: 4



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