Archiv


Kritiken

Kurzkommentare

Meine Meinung

News

Umfragen
Die Dolmetscherin



Land: USA
Laufzeit: 128 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 21. April 2005

Genre: Polit-Thriller

Regie: Sydney Pollack
Drehbuch: Charles Randolph, Scott Frank, Steven Zaillian
Darsteller: Nicole Kidman, Sean Penn, Catherine Keener, Earl Cameron, George Harris, Jesper Christensen, Yvan Attal, Sydney Pollack, Michael Wright, Clyde Kusatsu, Eric Kennleyside, Hugo Speer, Maziyar Jobrani, Yusuf Gatewood, Curtiss Cook
Kamera: Darius Khondji
Schnitt: William Steinkamp
Musik: James Newton Howard








Die Vereinten Nationen sind ein Völkerzusammenschluss, der es sich vorrangig zum Ziel gesetzt hat, den Weltfrieden zu wahren und für die Einhaltung der Menschenrechte zu kämpfen. Knapp 200 Staaten sind der UNO (UN) bis heute beigetreten. Kritiker werfen ihr den im Grunde mangelhaften politischen Einfluss sowie grundsätzliches Versagen in bestimmten Fällen vor. Das beste Beispiel für letzteren Aspekt bietet der Völkermord in Ruanda 1994, von dem das aktuelle Kriegs-Drama "Hotel Ruanda" (laut Kritik und persönlicher Meinung einer Bekannten außerordentlich empfehlenswert) handelt.

Silvia Broome (Nicole Kidman) arbeitet für die UNO - als Dolmetscherin in New York, dem Hauptsitz der Vereinten Nationen. Als sie sich lediglich noch ein paar Sachen aus ihrer Kabine schnappen will, belauscht sie zufällig ein Gespräch zweier Männer, die ein Attentat auf Zuwanie (Earl Cameron), den Staatspräsidenten eines fiktiven afrikanischen Landes, planen. Dieser soll in wenigen Tagen eine Rede halten, in der er sich für seine grausame Diktatur rechtfertigen will, und dabei nicht mit seinem Leben davonkommen. Als Silvia diesen Vorfall meldet, wird der Agent Tobin Keller (Sean Penn) auf sie angesetzt, vor allem um ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen. Dadurch, dass Silvia wichtige Details aus ihrer Vergangenheit verschweigt, fällt es Tobin, der vor wenigen Wochen seine Frau verloren hat, schwer, Vertrauen zu ihr zu fassen. Doch schon bald bedarf es zusätzlichen Schutz für die Dolmetscherin, da ihr "Lauschangriff" nicht unbemerkt geblieben ist und Unbekannte scheinbar bereit sind, alles daran zu setzen, ihr Angst einzujagen und sie am Reden zu hindern.

Platz 1 in den deutschen und amerikanischen Kino-Charts - klingt viel versprechend, doch die Realität sieht anders aus. "Die Dolmetscherin" ist pure Durchschnittskost - sicherlich nicht weniger, aber garantiert auch kein bisschen mehr. Der Einstieg ist noch recht gut gelungen und soll daher auch nicht näher beschrieben werden - teils schockierend-überraschend, teils Neugierde weckend, da man sich die Frage stellt, wie genau er zu den sicherlich bereits bekannten Story-Ansätzen passt. Doch danach ist das Tempo erst einmal eine ganze Weile lang raus. Sicherlich entwickelt sich die Geschichte stetig weiter, doch überraschend ist daran rein gar nichts, da man alles schon mehrmals gesehen hat. Nur geringfügig Spannung also und auch die Dialoge sitzen nicht wirklich. Die ersten Gespräche zwischen Silvia und Tobin wirken sehr aufgesetzt. Etwas, was ein wenig nervt, ist der Kameraschnitt, der die Gespräche unwirklich aussehen lässt: Schnitt auf das Gesicht eines Protagonisten, dieser ändert nach nahezu exakt einer Sekunde seine Mimik. Dieser Vorgang wiederholt sich ständig. Dies wirkt wenig natürlich, sehr unecht.

Nach etwa einer Stunde ist "Die Dolmetscherin" auf dem qualitativen Höhepunkt angekommen: ein genialer Spannungsmoment, in dem plötzlich mehrere Handlungsfäden etwas überraschend zueinander führen sowie einige Gespräche zwischen Silvia und Tobin, die endlich einmal sitzen. Doch noch bevor man sich nun in einem spannungsgeladenen Polit-Thriller mit Dramaeinlagen sehen könnte, flacht das gesamte Geschehen wieder ab. In seinem Finale findet es dann wiederum seinen qualitativen Tiefpunkt. Regisseur Sydney Pollack gelingt es kaum, für den finalen Showdown echte Spannung aufzubauen, beendet diesen auch wieder recht schnell und vor allem unspektakulär und bietet schlussendlich eine Wendung an, die Fragen bezüglich der Logik aufwirft.

Dass der Film trotz diverser Mängel insgesamt noch zu unterhalten weiß, verdankt er in erster Linie seinen beiden routinierten Darstellern. Auch wenn die Chemie zu Beginn nicht zu stimmen scheint, harmonieren Kidman und Penn mit zunehmender Laufzeit immer besser miteinander. Auf der einen Seite die durch Kidman verkörperte Silvia, die mit ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen hat und so einige Gefühlslagen durchläuft, auf der anderen Seite der von Penn dargestellte Tobin, der immer noch stark vom Tod seiner Frau gezeichnet ist - verständlich - und in Silvia mehr und mehr eine Person findet, die ihm etwas Geborgenheit bietet, auch bedingt durch einige weitere Geschehnisse im Filmverlauf.

Wenn man ehrlich ist, sollte man diesen Film niemandem empfehlen. Irgendwann läuft auch er einmal im Fernsehen und wird seinen Platz zwischen vielen gleichwertigen Genreprodukten finden. Langweilig ist er sicherlich nicht, doch spannend bis auf wenige Ausnahmen eben auch nicht. Auch die Charaktere des Films, auf deren Zusammenspiel öfters der Schwerpunkt gesetzt wird, kommen kaum zur Entfaltung. "Die Dolmetscherin" weist nicht wirklich etwas gravierend Negatives auf, sieht man vielleicht vom enttäuschenden Ende ab, wird allerdings im Gegenzug durch nichts im positiven Sinne Erwähnenswertes in Erinnerung bleiben. Zudem sollte all jenen von diesem Film abgeraten werden, die so ihre Schwierigkeiten damit haben, sich Namen und Gesichter innerhalb kürzester Zeit einzuprägen. Denn mit genau diesen wird vor allem in der ersten Stunde fröhlich um sich geworfen und der Überblick geht schon mal verloren.



Note: 3



Start


zur Hauptseite

Intern


Forum

Gästebuch

Impressum