Die üblichen Verdächtigen
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Land: |
USA |
Laufzeit: |
106 Minuten |
FSK: |
16 |
Starttermin: |
18. Januar 1996 |
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Genre: Thriller
Regie: |
Bryan Singer |
Drehbuch: |
Christopher McQuarrie |
Darsteller: |
Kevin Spacey, Chazz Palminteri, Gabriel Byrne, Stephen Baldwin, Kevin Pollak,
Benicio Del Toro, Pete Postlethwaite, Suzy Amis, Giancarlo Esposito, Dan Hedaya, Paul Bartel |
Kamera: |
Newton Thomas Sigel |
Schnitt: |
John Ottman |
Musik: |
John Ottman |
Eines Nachts kommt es am Hafen von Los Angeles zu einem Zwischenfall, einer Explosion, bei dem knapp 30 Menschen sterben. Es ist viel Geld im Spiel, vermutlich eine gigantische Drogenlieferung. Der Haken an dieser Vermutung ist jedoch, dass keine Drogen gefunden werden konnten. Zwei Männer überleben, der eine liegt im Koma und ist zunächst keine große Hilfe bei der Aufklärung dieses Falles, der andere, der halbseitig gelähmte Kleinganove Roger Kint (Kevin Spacey), wird zugleich zur Vernehmung bei Zollinspektor Dave Kujan (Chazz Palminteri) geladen. Dort packt er eine Geschichte aus, die ziemlich genau sechs Wochen zurückreicht. Damals schlossen sich Michael McManus (Stephen Baldwin), Dean Keaton (Gabriel Byrne), Fred Fenster (Benicio Del Toro), Todd Hockney (Kevin Pollak), alles größere Fische, und schließlich Kint selbst zusammen, um gemeinsam ein großes Ding zu drehen. Doch dabei blieb es nicht und ein weiterer Auftrag folgte, den sie besser hätten ausschlagen sollen. So machten sie schließlich die Bekanntschaft mit Kobayashi (Pete Postlethwaite), einem Handlanger des berüchtigten und gefürchteten Unterweltbosses Keyzer Soze. Dieser zwang sie, einen weiteren Auftrag auszuführen, der jene Drogenlieferung betraf und die Konkurrenten Keyzer Sozes an einer empfindlichen Stelle treffen sollte. Als sich das Ganovenquintett zunächst weigerte, musste einer von ihnen mit seinem Leben bezahlen.
Immer wieder wechselt der Blickpunkt zwischen der Gegenwart, in der Kint berichtet, wie es zu jener Explosion kam, und der Vergangenheit, die sich allmählich Richtung Gegenwart bewegt und in der die Aussagen Kints verbildlicht werden. Dies ist einer der Aspekte, aus denen dieser Film seine Reize zieht, doch bei Weitem nicht der Einzige. Da stehen auf der einen Seite die fünf Halunken, die unterschiedlicher kaum sein könnten, und auf der anderen Seite die Polizisten, besonders Inspektor Kujan, die verzweifelt versuchen, in diesem Chaos den Durchblick zu bewahren und aus den Aussagen Kints Lüge und Wahrheit herauszulesen. Irgendwo zwischen diesen beiden Parteien steht Keyzer Soze, ein Mythos, eine Legende, vielleicht der Teufel höchstpersönlich. Die Meinungen sind gespalten und Zweifel an seiner Existenz vorhanden. Doch in dieser Gaunergeschichte steht dieser Name im Mittelpunkt.
Der gesamte Film wird dominiert von coolen Dialogen, was bei der anfänglichen Gegenüberstellung samt Befragung auf witzige Weise beginnt und im genialen Schlusspunkt endet. Und dieser hat's wahrlich in sich. Genial in seinem Inhalt ebenso wie in seiner Inszenierung, doch jedes weitere Wort könnte bereits eine Andeutung zu viel sein und dieses Ende zu verraten wäre eine absolute Sünde. Nur noch so viel: Es schließt einen atmosphärischen, auf einem intelligenten, mit dem Oscar ausgezeichneten Drehbuch von Christopher McQuarrie beruhenden Film schlichtweg sensationell ab. Doch zwar droht der Film niemals langweilig zu werden, wirklich überraschend und spannend präsentiert er sich bis zu dieser Stelle nur relativ selten. Diese Schwächen werden zwar durch die eben genannten Stärken ausgeglichen, verhindern jedoch ein insgesamt vollends zufrieden stellendes Gefühl, das zugleich darauf hinweist, dass dem Film das gewisse Etwas, vielleicht eine brillante Spannungskurve, gefehlt hat.
Auf schauspielerischer Ebene hingegen vermögen die üblichen Verdächtigen wieder zu punkten. So wurde Kevin Spacey mit dem Oscar als bester Nebendarsteller belohnt und die Frage nach der Berechtigung dieser Auszeichnung erübrigt sich. Auch Gabriel Byrne präsentiert sich mal wieder in bestechender Form, diesmal als Gangster, der sich eigentlich zur Ruhe gesetzt hat, für einen allerletzten Auftrag jedoch noch einmal reaktiviert wird. Der Rest der fünfköpfigen Crew kann da nicht ganz mithalten, liefert aber nichtsdestotrotz überdurchschnittliche Leistungen ab. Natürlich sollte auch Chazz Palminteri nicht unerwähnt bleiben, ein Cop, der Kint ein Loch nach dem anderen in den Bauch fragt und die Cleverness seines Charakters überzeugend darstellt.
"Die üblichen Verdächtigen" wird oftmals als einer der besten und intelligentesten Filme der 90er Jahre bezeichnet und liegt aktuell auf Rang 19 einer Hitliste, die die besten Filme aller Zeiten präsentiert, der weltweit größten Internet-Filmedatenbank, doch ist diese Wertschätzung gerechtfertigt? Ein ausgezeichnetes Schauspielerensamble, knackige Dialoge und Charaktere, intelligenter Handlungsverlauf und - ja - eine der wunderbarsten Schlusswendungen der 90er Jahre scheinen diese Bezeichnung zu stützen, doch es ist das Gesamtergebnis, welches nicht vollends zu überzeugen weiß. Es mangelt dem Film daran, all diese Aspekte in einen harmonischen Einklang zu bringen, so dass er über weite Strecken eben "nur" sehr gute Unterhaltung bietet - aber nicht mehr. Das Endprodukt ist somit gelungen und enttäuschend zugleich. Gelungen in seinen einzelnen perfekten Momenten und Elementen, enttäuschend in Anbetracht des Möglichen - ein verschenktes Meisterwerk praktisch.
Note: 1-
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