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Gangs of New York



Land: USA / Deutschland / Italien / Großbritannien
Laufzeit: 166 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 20. Februar 2003

Genre: Historienfilm

Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Jay Cocks, Steven Zaillian, Kenneth Lonergan
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis, Cameron Diaz, Jim Broadbent, Liam Neeson, John C. Reilly, Henry Thomas, Brendan Gleeson, Gary Lewis, Stephen Graham, Eddie Marsan, Alec McCowen, David Hemmings, Larry Gilliard Jr., Cara Seymour, Roger Ashton-Griffiths, Peter Hugo Daly, Cian McCormack, Andrew Gallagher
Kamera: Michael Ballhaus
Schnitt: Thelma Schoonmaker
Musik: Howard Shore








Bei "Gangs of New York" handelt es sich um eine Leidensgeschichte, die wohl ihresgleichen sucht. Schon vor etwa 30 Jahren hatte Martin Scorsese die Idee dieses Mammutprojektes. In den 80er Jahren musste der Dreh durch diverse finanzielle Schwierigkeiten auf Eis gelegt werden und als es 2001 endlich so weit sein sollte, flogen zwei Flugzeuge in das World Trade Center, was eine weitere Verzögerung zur Folge hatte. Ein Jahr später war es dann jedoch endlich so weit und das Epos lief in den Kinos an - glücklicherweise. Denn das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen.

Wir befinden uns im New York City des Jahres 1846: Zwischen den "Natives", angeführt von Bill "The Butcher" Cutting (Daniel Day-Lewis), und den rivalisierten "Dead Rabbits", angeführt von Priester Vallon (Liam Neeson), kommt es zur finalen Auseinandersetzung um die Vorherrschaft über die so genannten "Five Points". Im Verlauf dieser wird Priester von Bill getötet und der Kampf ist entschieden. Dies alles geschieht vor den Augen Amsterdam Vallons (als Kind: Cian McCormack), dem Sohn von Priester. 16 Jahre später, inmitten der Phase des Sezessionskrieges zwischen den Nord- und Südstaaten: Im Pulverfass New York City herrscht Chaos - die Abschaffung der Sklaverei und die Einführung der Wehrpflicht erzürnen die Bevölkerung. Es herrschen Kriege zwischen etwa ein Dutzend mehr oder weniger mächtigen Banden, darunter die gefürchteten "Natives", nach wie vor unter der Führung Bill Cuttings. Zudem sind die städtischen Bullen bestechlich und selbst die Freiwillige Feuerwehr beschäftigt sich lieber mit Prügeleien und Raub, als mit der Bekämpfung von Feuer.

Eben diese 16 Jahre später kehrt auch Amsterdam (als Mann: Leonardo DiCaprio) wieder nach N.Y. City zurück, nachdem er sich die ganze Zeit über in einer Erziehungsanstalt aufhielt. Sein einziges Ziel besteht zunächst darin, Rache an dem Mann zu nehmen, der für den Tod seines Vaters verantwortlich ist. Doch selbst er ist von der Verwüstung dieser Stadt schockiert. Allmählich gelingt es ihm, sich das Vertrauen von Bill zu erschleichen. Als er in dessen engsten Kreis aufgenommen wird und ihm sogar das Leben rettet, scheint sein Plan so langsam Gestalt anzunehmen. Zudem kann er der verführerischen Jenny Everdane (Cameron Diaz) einfach nicht widerstehen, seit er das erste Mal von ihr bestohlen wurde. Doch nicht nur seine Lage spitzt sich immer mehr zu, auch der Mob bereitet sich darauf vor, bewaffneten Widerstand gegen die Wehrpflicht und somit die Politiker und Gesetzeshüter zu leisten.

Martin Scorsese gelingt es perfekt, Bilder des totalen Chaos' zu erzeugen. Ununterbrochen bekämpfen sich Banden, beklauen sich Menschen, stehen Häuser in Brand. Gegen Ende des Filmes läuft sogar die Nationalgarde auf und die Stadt wird durch Schiffe mit Bomben beschossen. Der Kamera gelingt es überwiegend ausgezeichnet, eindrucksvolle Bilder des wilden Geschehens, aber auch der etwas ruhigeren Handlung einzufangen. Die imposante Wirkung wird besonders durch die epische Musik unterstrichen. Der Zuschauer sieht das Chaos nicht nur, er erlebt es anscheinend mit. Auch die Maske leistet tolle Arbeit. So fühlt man sich nicht nur in die damalige Zeit hineinversetzt, sondern Leonardo DiCaprio wirkt im Gegensatz zu einigen anderen Filmen richtig erwachsen.

Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass es einem Film mit einer Lauflänge von etwa 160 Minuten fast über die gesamte Dauer gelingt, zu unterhalten, so dass kaum Langeweile aufkommt. Die Handlung spitzt sich kontinuierlich immer weiter zu: zunächst die kleine Vorgeschichte, die über Amsterdams Motive aufklärt, anschließend seine Annäherung an Bill, seine unweigerliche Enttarnung und schließlich der gigantische finale Bandenkrieg und Volksaufstand. Den Charakteren wurde die nötige Tiefe verliehen, die Dialoge haben das gewisse Etwas. Besonders der Charakter Bill (im Zusammenspiel mit Amsterdam) schafft es, den Zuschauer zu unterhalten. Die Handlung findet über die gesamte Filmlänge auf hohem Niveau statt, allerdings fehlt ihr ein exzellenter Höhepunkt oder zwischenzeitliche Überraschungen oder wirkliche Highlights. Die Kräfteverhältnisse innerhalb New York Citys werden insgesamt recht gut verdeutlicht, allerdings wirken einige Morde oder Handlungen der Charaktere ab und zu etwas unglaubwürdig. Dem gefürchteten Bill im Wahlkampf den Rücken zuzuwenden erscheint nicht sehr sinnvoll. Und dass er wiederum in einer Gegend, in der ständig Morde geschehen, ganz ohne Verstärkung sorglos herumläuft, wirkt auch nicht so ganz nachvollziehbar.

Die drei für die Handlung wichtigsten Schauspieler trennen einige Welten. Daniel Day-Lewis spielt schlicht überragend. Seinen doch sehr zwielichtigen Charakter Bill versteht er gekonnt umzusetzen. Von Leonardo DiCaprio wird nicht ganz so viel abverlangt, was allerdings nicht heißen soll, dass er seinen Charakter nicht ebenfalls ausgezeichnet verkörpert. Ihn auf eine Stufe mit Day-Lewis zu setzen, wäre jedoch übertrieben. Das Schlusslicht dieses Trios bildet schließlich Cameron Diaz. Sie als Fehlbesetzung zu bezeichnen, so wie es oftmals zu lesen war, erscheint jedoch nicht ganz gerecht. Sicherlich ist ihre Leistung nicht mehr als durchschnittlich, aber total aus der Rolle fällt sie nicht. Der restliche Cast wurde durch starke Darsteller besetzt, was insgesamt wiederum dazu führt, dass sich die Intensität des Filmes erhöht.

Die einzigen Schwächen des Filmes liegen darin, dass es ihm zu keinem Zeitpunkt gelingt, dem Zuschauer wirklich einmal den Atem zu rauben und dass das Filmende doch recht unspektakulär und nicht unbedingt sehr einfallsreich ausfällt. Nichts desto trotz ist dieses Historienepos voller Tod, Betrug und Verrat absolut zu empfehlen. Überwiegend starke Schauspieler füllen interessante Charaktere und Dialoge mit Leben aus, was zusätzlich durch beeindruckende Bilder und stimmigen Sound bestärkt wird. Ist das Filmende erreicht und der Abspann läuft unter der Musik von U2 ab, bleibt man sogar etwas nachdenklich zurück, was darauf zurückzuführen ist, dass die dargebotenen Bilder ihre Wirkung hinterlassen haben.



Note: 1-



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