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George Michael: A Different Story



Land: Großbritannien
Laufzeit: 93 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 12. Januar 2006

Genre: Musik-Dokumentation

Regie: Southan Morris
Drehbuch: -
Darsteller: George Michael, David Austin, Andrew Ridgeley, Boy George, Connie Filippello, Sir Elton John, Geri Halliwell, Jack Panayiotou, Kenny Goss, Mariah Carey, Martin Kemp, Michelle May, Noel Gallagher, Paul Gambaccini, Pepsi Demacque-Crockett, Phil Ramone, Rob Stringer, Shirlie Kemp, Simon Cowell, Sting
Kamera: John Sorapure
Schnitt: Guy Harding, Duncan Sheperd
Musik: George Michael








Wer - so wie ich - erst Ende der 80er das Licht der Welt erblickt hat, wird von den wilden Jahren des George Michael nicht allzu viel mitbekommen haben. Auch Ereignisse in jüngerer Vergangenheit, sagen wir mal - im neuen Jahrtausend, werden zwar wahrgenommen, geraten aber schon recht schnell wieder in Vergessenheit, denn was interessiert ein Künstler, der in den 80ern mit einer Band seine Blütezeit erlebte? So geht, beziehungsweise ging es mir persönlich jedenfalls. Seine Homosexualität - mal gehört, aber auch wieder vergessen. Ganz schlecht ist es aus diesem Grund also nicht, dass Anfang nächsten Jahres ein Film in die deutschen Kinos kommt, der sich mit dem abwechslungsreichen Leben des George Michael, den Skandalen und all den Höhen und Tiefen beschäftigt.

Nachdem uns "George Michael: A Different Story" in den Anfangsminuten in die Gegend zurück führt, in der George seine Kindheit verbracht hat, springt der Film in die frühen 80er und erzählt zunächst von einer Band, von der sicherlich jeder schon mal etwas gehört hat: "Wham!". Ins Leben gerufen wurde sie von George selbst und seinem Schulkameraden Andrew Ridgeley und ihr verdanken wir den Weihnachtshit "Last Christmas", der Jahr für Jahr in den Radios rauf und runter gespielt wird. Eigentlich unverzeihlich, aber mal schauen wie es weiter geht: Mitte der 80er Jahre löst sich "Wham!" auf und George Michael geht von nun an seinen eigenen, erwachseneren Weg.

Dieser ist gespickt mit unglaublichen Erfolgsstories (sein Debüt-Album "Faith" geht allein in Amerika zehn Millionen Mal über die Ladentheke und beinhaltet sechs Songs, die es dort zur Nummer 1 geschafft haben), schweren Schicksalsschlägen (Tod seines Lebensgefährten Anselmo Feleppa und seiner Mutter Mitte der 90er), einem Rechtsstreit mit seiner Plattenfirma Sony, aus deren langfristigen Vertrag er sich lösen wollte, einer wenig überraschenden Enthüllung (jedenfalls im Nachhinein - die Sache mit der Homosexualität), skandalösen Musik-Videos, die regelmäßig in Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder den USA gekürzt, zensiert oder gar überhaupt nicht ausgestrahlt wurden, und schließlich politischem Engagement. Er bezog klar Stellung gegen Blair und Bush und den geplanten Irak-Krieg und präsentierte die Beiden in einem Musik-Video als Lachnummern, was in den Medien zwiespältige Reaktionen hervorrief. Lob für den Mut, aber gleichzeitig auch die Erkenntnis, dass die Erfolgsgeschichte damit zumindest in den USA beendet sein könnte. Sein bislang letztes Album brachte George Michael im vergangenen Jahr heraus, das den Titel "Patience" trägt, was sich unter anderem mit "Geduld" übersetzen lässt. Genau die werden seine Fans wohl brauchen, denn es scheint nicht unwahrscheinlich, dass es sich dabei um sein letztes Album gehandelt hat.

Musik ist eine enorm subjektive Wahrnehmung, genau wie Film oder Literatur, aber trotzdem nicht zu vergleichen. Deshalb gehe ich auch nur von mir aus, wenn ich sage, dass ich mit der Musik von George Michael und "Wham!" nur wenig anfangen kann. In diesem Film jedoch erscheint dieser Musiker in einem äußerst sympathischen Licht. Sicherlich liegt dies auch daran, dass sich die Doku keineswegs kritisch mit ihm auseinander setzt, sondern nur beobachtet und Freunde und Bewunderer zu Wort kommen lässt, doch hinterlässt er nun mal einen sympathischen Eindruck - was natürlich auch subjektiv ist. Die ersten Punkte sammelt er dann gleich einmal durch die teils humorvolle Auseinandersetzung mit seiner "Wham!"-Vergangenheit. Der Zuschauer bekommt zahlreiche Musik-Videos der Band zu Gesicht und erfreulicherweise ist sich George durchaus bewusst, wie lächerlich er in den meisten Fällen aussah - ich entschuldige mich für diese Formulierung bei allen Fans, die das nicht so sehen. Zudem gibt er sein innerstes Gefühlsleben preis, beispielsweise wie es ihm nach dem Tod der ihm nahe stehenden Menschen ergangen ist, und bezieht nochmals Stellung zu Tony Blair (das was er denke, sei oftmals doch etwas anderes als das, was aus seinem Mund herauskäme) und George W. "Dominator" Bush - sein Amtsantritt sei (und ist) der Anfang allen Übels gewesen. So etwas kann wohl nicht oft genug erwähnt werden.

Doch was darf der Zuschauer vom Film an sich eigentlich erwarten? Auf jeden Fall jede Menge George Michael-Musik, die im Grunde die gesamte Dauer über im Hintergrund läuft. Sollte dies jetzt schon Angstzustände auslösen, ist das ein schlechtes Zeichen. Einen Erzähler gibt es hier nicht, stattdessen führen George selbst und einige Beteiligte durch die chronologisch aufgearbeiteten Ereignisse, wo wir auch schon bei dem großen Problem wären, das der Film besitzt. Für vieles erhält der Zuschauer ganz einfach keine Erklärungen. Das beginnt schon damit, dass man sich einige Informationen mehr über die Menschen, die zu Wort kommen, wünschen würde, um das, was sie von sich geben, besser einordnen zu können - doch Fehlanzeige, schließlich steht im Filmtitel, worum es hier ausschließlich geht. Daraus entsteht dann das Problem, dass man stellenweise nicht so wirklich weiß, wovon denn eigentlich gerade gesprochen wird. Wer sich in der etwa 20-jährigen Geschichte des George Michael nicht besonders gut auskennt, wird da also das eine oder andere Mal im Regen stehen gelassen. Den roten Faden verliert man nie - so schlimm ist es dann auch wieder nicht - aber gewisse Informationen ergeben - um es mal klarer auszudrücken - keinen rechten Sinn.

Das Fazit für eine Dokumentation über einen Musiker fällt wunderbar leicht. Fans werden sich sowieso nicht davon abhalten lassen, in die Kinos zu rennen. Ob sie etwas Neues erfahren, ist fraglich, aber die alten Musikvideos noch einmal auf großer Leinwand zu sehen, dürfte den Eintritt sicher wert sein, auch wenn diese in teils nicht ganz so guter Qualität sind. Ebenso kommt ein Kinobesuch für all jene, die mit Musik und Künstler nichts anzufangen wissen, nicht in Frage. Bleiben also noch Menschen wie ich, für die ein Großteil davon Neuland war, und jene, die George Michael neutral gegenüber stehen. Ein wirklich guter Grund, sich diesen Film ansehen zu müssen, kann beiden Gruppen nicht dargelegt werden; einzig, dass er einen etwas tieferen Einblick in die Gedanken einer der Pop-Größen der letzten beiden Jahrzehnte liefert. Im Großen und Ganzen jedoch ist dieser Film sicherlich einzig für die Fans wirklich empfehlenswert.



Note: 3



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