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Glück in kleinen Dosen



Land: USA
Laufzeit: 108 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 5. Oktober 2006

Genre: Tragikomische Satire

Regie: Arie Posin
Drehbuch: Zac Stanford
Darsteller: Jamie Bell, Camille Belle, Justin Chatwin, Lou Taylor Pucci, Thomas Curtis, Glenn Close, Rory Culkin, Tim DeKay, William Fichtner, Ralph Fiennes, Richard Gleason, Caroline Goodall, John Heard, Lauren Holly, Jason Isaacs, Allison Janney, Josh Janowicz, Carrie-Anne Moss, Rita Wilson
Kamera: Lawrence Sher
Schnitt: William Scharf, Arthur Schmidt
Musik: James Horner








Arie Posin? Zac Stanford? Musste man bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht kennen. Beide sind bisher nur mit jeweils einem Kurzfilm in Erscheinung getreten und selbst die sind schon ein paar Jahre her. Mit "Glück in kleinen Dosen" (die Idee beider; einer schrieb anschließend das Drehbuch (Stanford), einer führte Regie (Posin)) liefern sie nun ein durchaus interessantes Spielfilm-Debüt ab. Ansatzweise sehr schön, doch oftmals entsteht der Eindruck, dass sie beim ersten Versuch gleich zu viel erreichen wollten.

Der Teenager Dean (Jamie Bell) lebt mit seiner Familie in einer vornehmen Vorstadtgegend (mit erheblichem Drogenkonsum der Teenies), ist von Natur aus recht schweigsam und hat im Grunde keine Freunde. Seinen besten Kumpel - Auslegungssache - findet er eines Tages tot auf - erhängt, Selbstmord. Dass er nach der Entdeckung einfach so wieder davon marschiert, macht schnell die Runde und ist für seine Beliebtheit nicht gerade förderlich. Zumindest Crystal (Camille Belle) scheint Mitleid mit ihm zu haben, doch treibt auch sie nur ein falsches Spiel. Sie wurde lediglich vorausgeschickt, um den Aufenthaltsort des "Stoffes" in Erfahrung zu bringen, denn Troy - der Tote - hatte sich als Drogenlieferant einen Namen gemacht. Doch da sich Dean querstellt, greift die Bande um Anführer Billy (Justin Chatwin) zu drastischen Maßnahmen: Sie entführen seinen kleinen Bruder Charlie. Zumindest glauben sie das.

"Glück in kleinen Dosen" (die Amis machen es mit dem Originaltitel etwas kürzer: "The Chumscrubber") hat mit einer Vielzahl an Problemen zu kämpfen. Trotz seiner nicht exorbitant übertriebenen 108 Minuten ist der Film zu lang. Viel zu lang. Der erste Blick auf die Uhr - sofern man denn eine dabei hat - lässt nicht ewig auf sich warten und das baldige Ende formiert sich schon bald zum Wunschgedanken. Dass die Handlung an einigen Stellen immer wieder unnötig/unglücklich in die Länge gezogen wird, wirkt dem nicht gerade produktiv entgegen. Natürlich ist beispielsweise Deans Ausflug auf das Polizeirevier nicht gänzlich unwichtig für den den Fortlauf der Handlung, doch hat man diese Story (Hauptfigur wird ungerechtfertigterweise festgenommen) schon zu oft über sich ergehen lassen müssen. Ein weiteres Problem zeigt sich darin, dass sich "Glück in kleinen Dosen" der Zuordnung in ein bestimmtes Genre strikt verweigert. Das mag prinzipiell nicht falsch sein, wirkt aber in diesem speziellen Fall recht hilflos. Da ein bisschen Satire, hier ein wenig Drama, dort etwas schwarze Komödie und zum Schluss noch mal eine Portion Thriller. Unter anderem diesem ständigen Wechsel ist es zu verdanken, dass der Zuschauer nie über einen längeren Zeitraum eine Bindung zum Geschehen entwickeln kann.

Allerdings tragen auch die Charaktere einen Teil zu dieses Umstand bei. Besonders an ihnen offenbart sich das Dilemma dieses Films. Grundsätzlich ist es Posin und Stanford gelungen, ihre Figuren unterschiedlich und durchaus Facettenreich zu gestalten. Doch wirkt es bald so, als ob sie sich in der von ihnen geschaffenen Tiefe verirrt hätten, nicht mehr weiter wissen. So drängt sich der Verdacht auf, dass ihrem Werk unbedingt das Prädikat "anspruchsvoll" gebühren sollte, ohne dass sie sich über die genauen Konsequenzen im Klaren gewesen wären. In der Praxis sieht das dann so aus, dass gerade Dean gelegentlich in einer Art und Weise handelt, die im Gegensatz zu seinen bisherigen Verhaltensmustern steht. Auf den Punkt gebracht: Es ist zwecklos, Charaktere mit Tiefgang zu schaffen, wenn sie diesen zu späteren Zeitpunkten eh wieder aufgeben und Formelhaft handeln.

Aber nicht alles ist negativ an diesem Spielfilm-Erstlingswerk. Neben den bereits mehrfach erwähnten positiven Ansätzen, kann "Glück in kleinen Dosen" zum einen mit einem sehr gelungenen Soundtrack (mit dabei sind Namhafte Bands wie "Placebo" (unverkennbar) und "Phantomplanet", von denen bekanntlich das "O.C."-Titelstück stammt) und zum anderen mit talentierten Jung- und routinierten Altdarstellern aufwarten. Neben bekannten Gesichtern wie denen von Glenn Close, Carrie-Anne Moss oder Ralph Fiennes (herrlich als Bürgermeister), können sich auch einige Schauspieler der jüngeren Generation in den Vordergrund spielen. Erwähnung finden sollten hierbei vor allem Hauptdarsteller Jamie Bell, der dem Publikum als Fixpunkt dient, sowie die schnuckelige Camille Belle, die in "Unbekannter Anrufer" zwar kürzlich alles andere als einem Meisterwerk beiwohnte, jedoch den einzigen Grund darstellte, es sich vielleicht doch anzusehen.

"Glück in kleinen Dosen" macht seinem Namen alle Ehre. Die Zufriedenheit beim Zuschauer hält sich deutlich in Grenzen und das ist insofern schade, als dass hier deutlich mehr drin gewesen wäre, und zwar, wenn Posin und Stanford etwas weniger gewollt hätten. Bei dem Versuch, eine tragikomische Satire abzuliefern, stoßen sie leider vorerst an ihre eigenen Grenzen, denn in Anbetracht der gewählten Thematik erweisen sich vor allem die Fähigkeiten des Autors als zu limitiert. Wirkliche Schmerzen verursacht der Chumscrubber allerdings auch nicht, weshalb man die beiden Herren durchaus im Auge behalten darf.



Note: 3-



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