Halloween: H20
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Land: |
USA |
Laufzeit: |
86 Minuten |
FSK: |
16 |
Starttermin: |
29. Oktober 1998 |
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Genre: Horror
Regie: |
Steve Miner |
Drehbuch: |
Robert Zappia, Matt Greenberg |
Darsteller: |
Jamie Lee Curtis, Josh Hartnett, LL Cool J, Adam Arkin, Michelle Williams,
Adam Hann-Byrd, Jodi Lyn O'Keefe, Janet Leigh, Joseph Gordon-Levitt, Nancy Stephens,
Brandon Williams, Chris Durand |
Kamera: |
Daryn Okada |
Schnitt: |
Patrick Lussier |
Musik: |
John Ottman |
Gewöhnlich findet ihr an dieser Stelle eine grobe Wiedergabe der Filmhandlung. Wenn ein Film allerdings keine Handlung besitzt, gestaltet sich dies äußerst schwierig. Einen Versuch ist es aber trotzdem wert: Seit nunmehr 20 Jahren, genauer seit dem 31. Oktober 1978, jener Nacht, in der Hobby-Killer Michael Myers Jagd auf seine Schwester Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) machte, jedoch vernichtet wurde, dabei aber eine Blutspur hinter sich herzog, lebt Laurie in Angst. Angst davor, dass Michael doch nicht tot ist und wieder zurückkehrt, um das zu vollenden, was er vor 20 Jahren begann: Seine Familie vollständig auszurotten. Die Halloween-Nacht steht also wieder einmal kurz bevor und für Laurie ist es die Schlimmste des gesamten Jahres. Zudem verängstigt sie die Tatsache, dass ihr Sohn John (Josh Hartnett) nun 17 Jahre alt ist, also in dem Alter, in dem sie von Michael damals heimgesucht wurde. Und tatsächlich geschieht das "Unfassbare": Michael taucht wieder auf und richtet erneut ein Blutbad an. Wird es den Beiden gelingen, sich vor Michael in Sicherheit zu bringen, beziehungsweise ihn endgültig zu erledigen? Antwort erfolgt wohl erst in "Halloween H75" dieser scheinbar nicht enden wollenden Reihe.
Aber mal ganz ehrlich, dieser Michael Myers ist ja auch ein unglaublich toller Typ. Zählen wir doch mal auf, welche Attacken er allein in diesem Teil überlebt hat: Kopfschlag mit einem Feuerlöscher; aufgespießt werden; mit einer Axt in der Schulter verletzt werden; etwa ein Dutzend Messerstiche; Sturz aus vielleicht zehn Meter Höhe; Sturz durch die Frontscheibe eines fahrenden Autos; von einem Auto angefahren werden; zwischen einem einen Hang heruntergestürzten Auto und einem Baum eingequetscht sein. Letztendlich wird er geköpft. Die Frage nach der Glaubwürdigkeit und Wahrscheinlichkeit dieses Todes beantwortet die Tatsache, dass ein weiterer Teil bereits im Kino erschienen ist und noch ein weiterer demnächst folgt. Direkt an diese Enthauptungsszene schließt sich übrigens der Abspann an. Wie einfallsreich…
"H20" ist ein Paradebeispiel für die Ende der 90er Jahre plötzlich immer größer werdende Anzahl an vorhersehbaren, unlogischen und bestenfalls minimal spannenden Horror/Splatter-Filme ohne Sinn und Verstand. Das Schema ist zumeist das Selbe: Ein irrer Killer begibt sich auf Menschenjagd, bringt ein paar dümmlich-naive kreischende Weiber um, trifft anschließend auf den Hauptdarsteller und trägt einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod aus, in dem er mehrmals tödlich verletzt wird, aber irgendwie doch immer wiederkehrt. In gut der Hälfte dieser Filme taucht er zu Filmende noch einmal auf, um zu zeigen, dass er einfach nicht tot zu kriegen ist und sich der Zuschauer den Rest denken kann oder um auf eine Fortsetzung hinzuweisen, die dann meist, auch wenn es unmöglich erscheint, noch dämlicher ausfällt. "Halloween: H20" ist mittlerweile die sechste Fortsetzung des Kultfilms aus den 70er Jahren und versucht inhaltlich an diesen anzuschließen, indem er die Geschehnisse aus den anderen Fortsetzungen außen vor lässt.
Eine Macke ist immer gleich: Die Opfer rennen, rennen noch schneller, Michael schläft fast ein beim Gehen, und trotzdem erwischt er sie oder verpasst sie nur haarscharf. Mittlerweile muss man dies wohl schon als Kult ansehen oder als humoristische Einlage. Da "H20" aber nicht im Ansatz Ironie aufweist, bleibt einem das Lachen im Halse stecken und man hofft inständig, dass von irgendwoher jemand auftaucht, ihm einen gewaltigen Tritt verpasst, so dass er sich endlich mal zügig voranbewegt. Oder erscheint es logisch, dass sich Michael Zeit lässt, wenn seine Opfer panisch nach einem Schlüssel greifen, um sich vor ihm in Sicherheit zu bringen und er sich diese Chance entgehen lässt? Ist vielleicht höchstens dadurch zu erklären, dass Michael sowieso etwas anders tickt als der Rest der Welt.
Diese Macke stellt jedoch nur die Spitze des Eisberges dar, der vor lauter Ungereimtheiten wohl am Liebsten dahin schmelzen würde. Die Charaktere verhalten sich in regelmäßigen Abständen zum völligen Unverständnis des Zuschauers, in etwa, wenn sie sich gegenseitig anschießen (da ist auch die Dunkelheit keine Entschuldigung), wenn sie sich auf der Flucht befinden, und dabei von einem Haus in das Nächste rennen, wo - logisch - Michael Myers bereits wartet oder wenn sie sich in dieser gefährlichen Situation doch tatsächlich noch gegenseitig erschrecken. Zumindest ist dem Film so etwas wie Atmosphäre nicht vollkommen abzusprechen. Die Kameraführung ist solide und ab und zu trifft man sogar auf passende Musikuntermalung. Da wiederum zeigt sich jedoch schon wieder der nächste Schwachpunkt, denn in jeder Szene, die auch nur im kleinsten Ansatz etwas Gefährliches mit sich bringen könnte, wird sofort eine extrem nervende Musik eingespielt. Dabei erreicht sie genau das Gegenteil, da der Zuschauer somit immer weiß, wann etwas passieren könnte, auch wenn natürlich nicht automatisch immer etwas geschieht beim Erklingen dieser Musik.
Überraschenderweise ist der Film in den Momenten am Stärksten, die nicht darauf angelegt sind, spannend zu sein. Manche Wortwechsel sind recht witzig und in einigen Szenen steckt tatsächlich Potenzial, doch stattdessen wird lieber viel zu oft gerannt und gerannt…die alte Leier. Schauspielerische Leistungen in so einem Film zu bewerten, ergibt nicht unbedingt Sinn, aber als grobe Orientierung: Jamie Lee Curtis holt das Beste aus ihrer Rolle heraus, Josh Hartnetts Talent genügt nicht einmal für diesen Film und LL Cool J macht als Torwärter Ronny eine recht coole und sympathische Figur.
"Halloween: H20" ist ein lächerlicher Film, der aber gerade deshalb bei einem gemütlichen Videoabend unter Freunden richtig Spaß machen könnte. Der anspruchsvolle Filmfan wird nach etwa fünf Minuten die "Stop"-Taste betätigen, der Splatter-Fan dürfte ebenfalls nicht auf seine Kosten kommen, im Gegensatz zu seinen unmittelbaren Vorgängern ist dieser Teil nämlich richtig appetitlich. Man kann ihn rumdrehen, wie man will, dieser Film ist einfach nicht zu empfehlen, so dass meine Videokassette sicherlich sehr bald bei eBay landen wird. Vielleicht gibt es ja irgendwo einen Verrückten, der dafür 5€ (Einkaufspreis) hinblättert.
Note: 5+
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