Happy Feet
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Land: |
Australien |
Laufzeit: |
108 Minuten |
FSK: |
ohne Altersbeschränkung |
Starttermin: |
30. November 2006 |
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Genre: Animations-Musical
Regie: |
Dr. George Miller |
Drehbuch: |
Dr. George Miller, John Collee, Warren Coleman, Judy Morris |
Sprecher: |
Rick Kavanian, Ben Becker |
Kamera: |
David Peers |
Schnitt: |
- |
Musik: |
John Powell |
Na Wahnsinn! Putzige Tiere singen sich durch eine Werte vermittelnde Geschichte und loten einmal mehr die Grenzen der Computer-Technik aus. Was auf den ersten Blick lediglich wie ein weiterer Auswurf aus dem mittlerweile entstandenen Animations-Einheitsbrei erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen (und -hören) als ein der Genre-Konkurrenz überlegener Fast-Pflichtbesuch."Happy Feet" ist - man mag es kaum glauben - einer der besten Filme des Jahres.
Mumble ist ein kleiner Kaiserpinguin, der sich - abgesehen davon, dass er ein klein wenig später geschlüpft ist - scheinbar nicht von seinen Artgenossen unterscheidet. Erste Unterschiede treten erst mit Beginn der Pinguinschule zu Tage, denn als Einziger verfügt er über kein so genanntes Herzenslied und im Vergleich zu ihm ist es regelrecht angenehm, dem Gesang von Daniel Küblböck zu lauschen. Stattdessen kann Mumble jedoch wunderbar steppen, was in der konservativen Pinguin-Gemeinschaft allerdings überhaupt keinen Anklang findet. Es kommt sogar noch schlimmer: Die Ältesten sehen in seinem Tanz eine Beleidigung an die Götter und machen ihn für die Hungersnot verantwortlich. Mumble sieht sich dazu gezwungen, die Gemeinschaft zu verlassen. Er will die Ursache der Not ergründen und erhält dabei unerwartete, weniger intolerante Unterstützung.
"Ice Age 2" ist ein Paradebeispiel dessen, woran die Animationsflut vor allem in diesem Jahr fast grundlegend gescheitert ist. Schön animiert und auch ganz witzig sind sie ja in der Regel alle gewesen, aber etwas hat gefehlt: das Herz. Und etwas hat ganz gewaltig genervt: Musical-Einlagen und vor allem der Zwang, sie um jeden Preis einbauen zu müssen, der sich schon fast dahinter erkennen ließ. "Happy Feet" dreht den Spieß nun um.
Zunächst einmal: Zu lachen gibt es natürlich auch hier reichlich. Gegen den Animations-Gag-Krösus dieses Jahres, "Ab durch die Hecke", ist allerdings kein Ankommen. Doch das ist auch schon der einzige Punkt, in dem "Happy Feet" gegenüber der Konkurrenz den Kürzeren zieht; in nahezu sämtlichen anderen Belangen hat es die Nase vorn. Dies beginnt schon bei der Qualität der Animationen, der im Grunde einzig wirklich verlässlichen Konstante in diesem Genre. Und obwohl man mittlerweile schon so einiges zu Gesicht bekommen hat, gelingt es "Happy Feet" in diesem Bereich das eine oder andere Mal für Staunen zu sorgen. Großartig animierte Charaktere und Landschaften haben auch andere Filme zu bieten, aber nur hier wurden sie bislang so wunderschön in Szene gesetzt - den spektakulären Kamerafahrten sei Dank. So wird der Beginn einer neuen Szene meist durch eine solche eingeleitet, was eine wunderbare Abwechslung zur üblichen Szenenwechsel-Langeweile darstellt. Zudem wurde auch auf kleine Details viel Wert gelegt und ein aus dem Wasser kommender Pinguin ist eben ein wenig nass, im Gegensatz zu seinen Kollegen auf dem Eis. Schon das Zuschauen ist also ein absoluter Hochgenuss.
Doch nicht weniger ist es das Zuhören. Was hier an Musical veranstaltet wird, verdient diesen Namen auch endlich mal. Es macht einfach einen riesigen Spaß, die Choreographien der Pinguine zu bestaunen, Mumble beim Steppen zuzusehen und zudem natürlich noch dem Gesang zu lauschen: Ehrlich: Wer hier noch ruhig im Sitz bleibt, ohne mit diversen Gliedmaßen zu zucken, ist definitiv entweder krank oder grundsätzlich nicht bereit, sich auf einen Film richtig einzulassen. Kino-Musicals scheinen dieses Jahr einfach so richtig zu zünden (man erinnere sich an den - leider fast vollkommen unbeachteten - "Kifferwahn"). Besonders erfreulich ist zudem, dass das ständige Gesinge und Getanze durch die Grundthematik (Herzenslied etc.) absolut gerechtfertigt ist und sich gar nicht erst der bereits erwähnte Verdacht einstellt.
Zum richtig guten Film wird "Happy Feet" spätestens dadurch, dass ihm auch das gelingt, was bei anderen grundsätzlich schiefgeht. Stichwort Spannung: Natürlich vor allem der fabelhaften Inszenierung sei Dank fiebert man hier tatsächlich ein wenig mit, wenn Mumble von Robben und Walen verfolgt wird. Stichwort Emotionalität: Wenn sich die kleine Pinguin-Gruppe aufmacht, einem heftigen Sturm entgegenschreitet, zurückgeworfen wird und sich dann als Gruppe formiert, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten, dann ist das nicht nur clever, sondern zudem ein absolut überragender und bewegender Kinomoment. Und schließlich Stichwort Handlung: Ja, endlich wird man auch diesbezüglich mal überzeugend bedient. Vor allem, wie wünschenswerte und weniger wünschenswerte Werte wie Freundschaft, Toleranz, Ausgrenzung, Andersartigkeit, ja sogar religiöser Fanatismus hier aufgegriffen, diskutiert und teilweise in Frage gestellt werden, ist mehr als nur das Alibi-Geplaudere, wie man es bisher größtenteils aus Beiträgen dieses Genres gewöhnt ist. Und auch wenn der Abschluss vielleicht nicht ganz optimal gelingt, hat das hier Dargebotene tatsächlich Substanz - und das ist vielleicht die größte Überraschung überhaupt.
Nach vielen Enttäuschungen ("Ice Age 2", "Cars", "Monster House") findet sich nun doch noch ein versöhnliches Ende und zwar mit dem besten Animationsfilm des Jahres, dem zwingend der Oscar in dieser Kategorie gehört. "Happy Feet" mag vielleicht nicht der allerbeste Animationsfilm aller Zeiten sein, doch ist er vermutlich der ernsthafteste, jener mit der größten Substanz. "Happy Feet" ist witzig, musikalisch, packend, bewegend, genial animiert und somit ein würdiger Abschluss des Kinojahres.
Note: 1-
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