Hero
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Land: |
Hongkong / China |
Laufzeit: |
99 Minuten |
FSK: |
12 |
Starttermin: |
5. Juni 2003 |
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Genre: Action-Drama
Regie: |
Zhang Yimou |
Drehbuch: |
Zhang Yimou, Li Feng, Wang Bin |
Darsteller: |
Jet Li, Chen Daoming, Tony Leung Chiu-wai, Maggie Cheung, Donnie Yen, Zhang Ziyi |
Kamera: |
Christopher Doyle |
Schnitt: |
Angie Lam, Zhai Ru |
Musik: |
Tan Dun |
Eigentlich läuft es ja so, dass man zu einem vielleicht ein paar Jahre alten Film greift, um an dessen Beispiel einen aktuellen Kinofilm besser zu erklären. Dieses Mal jedoch stand der Kinofilm ("House of Flying Daggers") zuerst auf dem Programm und der (in Deutschland) knapp zwei Jahre alte, bereits als DVD erhältliche Film folgt. Hierbei handelt es sich, wie sich nicht zuletzt auf Grund der Überschrift dieser Seite vermuten lässt, um "Hero", einen außerordentlich hoch eingeschätzten Film, der sich auch in der Tat auf zumindest gutem Niveau befindet, im Grunde jedoch alles andere als ein Vergnügen ist: Schlichtweg brillante Szenen wechseln sich im Sekundentakt mit geradezu Lächerlichen ab, so dass man nicht wirklich weiß, ob man dem Geschehen gebannt folgen oder den Fernseher entsetzt ausschalten soll.
Die Ausgangslage ist - dies dürfte keinen überraschen - nicht allzu neu: Vor sehr langer Zeit, über 2000 Jahre ist es her, war das Chinesische Königreich in sieben kleinere Teile gespalten und wurde dementsprechend von sieben Königen regiert. Der König von Qin (Chen Daoming) war der Grausamste unter ihnen und fügte der Bevölkerung den wohl größten Schaden zu. So kam es immer wieder dazu, dass man ihm Attentäter auf den Hals hetzte, deren Bemühungen jedoch stets scheiterten. Zerbrochenes Schwert (Tony Leung Chiu wai), Fliegender Schnee (Maggie Cheung) und Weiter Himmel (Donnie Yen) zählten zu den Gefährlichsten ihrer Sorte, doch eines Tages taucht im Palast des Kaisers ein Namensloser (Jet Li) auf, der behauptet, diese drei Attentäter getötet zu haben. Er soll dem König die Geschichte seines Triumphes erzählen - eine Bitte, der er natürlich nachkommt - scheint jedoch Skepsis ob der Glaubwürdigkeit dieser hervorzurufen.
Mehr sollte an dieser Stelle nicht verraten werden, da die erste überraschende Wendung nun nicht mehr lange auf sich warten lässt. Im gesamten Filmverlauf werden des Öfteren mal Teile der Geschichte über den Haufen geworfen, so dass der Zuschauer seine Gedanken neu sortieren muss; etwas Aufmerksamkeit ist also schon gefordert. Wer hier einen reinen Kampffilm erwartet, dem maximal noch eine (zum Schluss enttäuschende) Liebesgeschichte wie in "House of Flying Daggers" beigefügt wurde, ist auf dem Holzweg. Die meiste Zeit wird dann zwar doch gekämpft, aber die Handlung versucht gewissermaßen, den Film zu tragen. Erfreulicherweise erscheint diese hier nachvollziehbar, auch wenn es die Drehbuchautoren, drei am Stück, gegen Ende hin doch wieder etwas übertreiben müssen und ihre Charaktere nicht ganz zum Verständnis des Zuschauers handeln lassen.
Doch dass es hier wirklich auf die Handlung ankommt, wäre eine etwas übertriebene Behauptung. Wie in "House of Flying Daggers" soll der Zuschauer nicht denken, sondern in erster Linie staunen. Tja, und was man dann schließlich stellenweise zu sehen bekommt, übertrifft so ziemlich alles bisher Gesehene. Nicht "House of Flying Daggers" ist der ultimative Film der Farbkontraste und unvergesslichen und atemberaubenden Bilder und Landschaftspanoramen - dies ist definitiv "Hero". Einfach jeder Farbton, jede Umgebung scheint mit Bedacht gewählt zu sein. Ob beim Kampf auf einem herrlichen See (zu dieser physikalischen Unmöglichkeit gleich mehr), in einer Herbstlandschaft, in der sowohl die Blätter als auch die in rot gekleideten Kontrahenten nur so durch die Lüfte wirbeln, oder in der Wüste in weißer Farbentracht - Yimou Zhang liefert mehr als einmal das perfekte Bild. Dass sich dann auch noch der großartige Sound (Dun Tan) und die meist überaus mobile und raffinierte Kamera (Christopher Doyle) in dieses tolle Gesamtgerüst einfügen, ist eigentlich nur noch das gar nicht mehr nötige i-Tüpfelchen. Doch so weit, so gut…
Die Kämpfe sind im Grunde ebenfalls hervorragend choreographiert; an jene aus "House of Flying Daggers" reichen sie jedoch nicht ganz heran. Zum einen sind sie nicht ganz so phantasievoll ausgeschmückt und zum anderen kommt hier ein Kritikpunkt zum Tragen, der für viele Kinofans überhaupt keiner sein wird, da sich an ihm immer wieder gerne die Geister scheiden - die Rede ist von der heiß diskutierten Seil-Technik. Natürlich sollte man nicht glauben, dass in "House of Flying Daggers" nicht nachgeholfen wird, aber was hier stattfindet, geht meiner Meinung nach eindeutig zu weit. Da werden Szenen mit dem Computer bearbeitet und sich nicht ansatzweise die Mühe gemacht, dies zu vertuschen, da dienen diese Seilakts des Öfteren als pure Effekthascherei und da geschieht vor allem eines: ganz übler Betrug am Zuschauer. Man möge den Einsatz dieser Seile, also so, dass er auch unmissverständlich sichtbar wird, ja mit den Auffassungen der asiatischen Kultur erklären, die diese Kämpfe vielleicht als Tanz oder Kunst versteht, aber was nützt der ganze Aufwand, wenn die Protagonisten wie Hampelmänner aussehen, ungelenk durch die Gegend hüpfen und die "Tanzeinlagen" somit ins Lächerliche geraten? Wer sich damit begnügen kann, dass der Physik in asiatischen Filmen keine besondere Bedeutung beigemessen wird, dafür aber dem Fest für die Sinne, den dürfte es auch nicht stören, wenn die Kämpfer auf dem Wasser herum springen. Doch warum da noch eine unnatürliche Drehung, wenn eine etwas natürlichere Bewegung viel schöner und ästhetischer ausgesehen hätte?
Meinerseits ist nichts gegen den Einsatz irgendwelcher Hilfsmittel einzuwenden, in Hollywood ist das ja auch an der Tagesordnung, da hilft dann halt der Computer nach, aber sobald dies dazu führt, dass man die natürliche Bewegung zu Gunsten einer solchen Akrobatiknummer opfert, die dann aber den Wunsch aufkeimen lässt, sie nie gesehen zu haben, ließe sich besser über den Sinn dieser Aktionen nachdenken. Besonders negativ fallen dann schließlich solche Szenen auf, in denen sich zwei Attentäter an mehreren tausend Kontrahenten vorbeikämpfen (kann man ja machen; der Kampf der "Braut" aus "Kill Bill: Volume 1" gegen mehrere Dutzend Widersacher sorgte ja schließlich auch für einen genialen Moment der Kinogeschichte), man aber bei genauerem Hinsehen sofort erkennt, dass von zehn Angreifern vielleicht zwei tatsächlich zurückgedrängt werden, die Restlichen, wie an Seilen gezogen, jedoch einfach nur umkippen. So etwas sieht man ganz einfach nicht gerne - vielleicht weht in China aber auch einfach ein besonders starker Wind…
Und was ist zu den Schauspielern zu sagen? Nicht wirklich viel. Glanzleistungen sucht man hier vergebens, peinliche Auftritte allerdings auch - bis auf eine Ausnahme: Wenn Maggie Cheung anscheinend majestätisch durch die vorhin erwähnte Herbstlandschaft gleiten soll, erinnert das eher an eine Marionette (mit starrem Gesichtsausdruck - logisch), bei der nur am Strick gezogen wird. Einen immerhin guten Eindruck hinterlassen Jet Li und Chen Daoming, bei denen es durchaus einigen Spaß bereitet, ihrem Gespräch, das immer wieder in neue Bahnen gelenkt wird, zu folgen. Über die mimische Leistung der drei Attentäter lässt sich rein gar nichts aussagen: absoluter Durchschnitt. Hochachtung gebührt allen Beteiligten trotzdem, denn wer sich trotz erwähnter Hilfsmittel so akrobatisch bewegen kann, muss schon fast beneidet werden.
"Hero" ist einer der Filme, bei dem man sich fragt, ob eine Bewertung überhaupt Sinn macht. Vermutlich ja, allerdings muss sie stark relativiert werden: Physikprofessoren, auch wenn sie denn schon längst tot sind (oder gerade deswegen), würden sich vermutlich im Grabe umdrehen beim Anblick des hier Dargebotenen; soll heißen: Wer diesen teilweise durch die Luft fliegenden (ja, sie können fliegen!) Duellanten nichts abgewinnen kann, lehnt die DVD dankend ab oder lässt den Fernseher aus, außer er oder sie möchte sich an den genialen sonstigen Bildern ergötzen. Wer damit überhaupt keine Probleme hat, dürfte in diesem Film ein Meisterwerk finden, denn bis auf diesen Aspekt lässt sich kaum etwas wirklich bemängeln. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass Zhang Yimous nächster Film "House of Flying Heros" heißt, denn dann dürfte einer echten Filmperle für alle anderen nichts mehr im Wege stehen, insofern er die richtigen Elemente miteinander vermischt.
Note: 2-
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