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Hustle & Flow



Land: USA
Laufzeit: 116 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 17. November 2005

Genre: Musik-Drama

Regie: Craig Brewer
Drehbuch: Craig Brewer
Darsteller: Terrence Dashon Howard, Taryn Manning, Anthony Anderson, Taraji P. Henson, Paula Jai Parker, Elise Neal, Isaac Hayes, DJ Qualls, Ludacris
Kamera: Amelia Vincent
Schnitt: Billy Fox
Musik: Scott Bomar








Grob zusammengefasst handelt dieser Film vom Alltag eines Zuhälters in Memphis, der irgendwann bemerkt, dass darin nicht die Erfüllung seines Lebens liegt und er sich doch lieber der Produktion von eigener Rap-Musik widmen sollte. In seinem Vokabular stehen Wörter wie "nigger", "bitch" und "fuck" an oberster Stelle. Scheint ein klarer Fall zu sein - hirnlose Ware für das junge Publikum. Doch alle Achtung: Sowohl beim Sundance als auch beim Nashville Film Festival wurde das Drama mit dem Publikumspreis ausgezeichnet und war bei Ersterem sogar für den Großen Preis der Jury nominiert. So verwundert es dann auch nicht, dass "Hustle &Flow" vor allem in den USA mit durchweg positiven Kritiken bestückt wurde. Und tatsächlich: Die Dialoge sind sicherlich wenig geistreich und von Anspruch im Film wollen wir gleich gar nicht reden, doch dafür hat der Film etwas anderes: eine Seele. Und das ist ja auch schon mal etwas.

Wie bereits erwähnt, steht ein Zuhälter, Djay (Terrence Dashon Howard), im Mittelpunkt, der sich zudem sein Geld verdient, indem er Drogen vertickt - ganz besonderen "Shit". So sieht sein Tag dann meistens so aus, dass er gemeinsam mit Nola (Taryn Manning) in seinem Auto sitzt, wartet und die Zeit schon mal dazu benutzt, Vergleiche zwischen Männern und Hunden anzustellen oder Nola zu erklären, dass sie - symbolisch gesehen - ebenfalls am Steuer sitzt. Irgendwann kommt dann mal ein Auto vorbei, in das Nola einsteigt und ihre Arbeit verrichtet. Daheim warten dann die schwangere Shug (Taraji P. Henson), die den Vater ihres Kindes - irgendein Freier - selbstverständlich nicht kennt, Lexus (Paula Jai Parker) und deren Sohn auf ihn. Sonderlich glücklich mit seinem Leben wirkt Djay - kann man es ihm verübeln? - nicht und so kommt der Tag, an dem er sein Leben ändert.

Als er in den Besitz eines Keyboards kommt und zufällig seinen alten Kumpel Key (Anthony Anderson) trifft, scheint er sich wieder zu erinnern, wie einmal seine Pläne für die Zukunft ausgesehen haben: Musik zu machen. Voller Tatendrang nimmt er Key mit zu sich nach Hause und gemeinsam mit einem Bekannten aus der Kirche sorgt dieser für das nötige Equipment. Und schon kann's losgehen: Djay schreibt Texte und nach und nach entstehen die ersten Lieder. Sein Ziel ist es, einen seiner Songs in naher Zukunft im Radio zu hören, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Was ist es, was dafür sorgt, dass die 116 Minuten Laufzeit zur unterhaltsamen Sorte gehören? Als erstes wäre da die ungemein starke Authentizität zu nennen, die dieser Film versprüht. Während man in vielen Werken oftmals an eine Stelle kommt, an der man sicht sagt "Nein, so würde diese Person nicht handeln", bleiben dem Zuschauer bei "Hustle & Flow" solche Ärgernisse über die gesamte Dauer erspart. Die Dialoge sind zwar oftmals lediglich zweckmäßig, jedoch regt die eine oder andere Zeile auch mal zum Denken an oder lässt zumindest erahnen, dass sie mit Bedacht gewählt wurde. Damit hier aber kein falscher Eindruck entsteht: Gleich nach Filmende dürfte das Meiste davon aber auch schon wieder aus dem Gedächtnis verschwunden sein, denn einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen sie dann auch wieder nicht. Nein, weniger die Dialoge, sondern vielmehr die Sprache der Protagonisten passt in das hier gezeichnete Bild. Harte, direkte Worte; auf den Punkt gebracht; Straßensprache - schließlich finden die Gespräche nicht zwischen Blumenverkäufern, sondern Zuhältern, Dealern und Rappern statt.

Beim Thema Rap müssen dann auch unbedingt die Songs erwähnt werden, schließlich ist dies eine MTV-Produktion und Musik macht nun mal einen großen Teil des Films aus. Sie trägt zu einem großen Teil zum Stimmungsaufbau bei und überhaupt ist es faszinierend, mit anzusehen, wie sich so langsam die einzelnen Songs entwickeln: die Arbeit am Refrain, das stetige Einspielen von Hintergrundmusik, etc. So stehen am Anfang nur Text und eine Idee einer Melodie, doch nach und nach wird ein Lied daraus. Seine besten Momente hat "Hustle & Flow" zweifelsfrei dann, wenn Djay & Co im kleinen Heimstudio sitzen und an ihren Songs werkeln. Geteilter Meinung kann man sicherlich sein, was die letzten Minuten betrifft, in denen der Grundton des Films für kurze Zeit radikal umschwenkt und eine kleine Thriller/Action-Passage eingearbeitet wurde. Etwas fehl am Platz wirkt sie schon, andererseits nimmt sie einen viel zu kleinen Stellenwert ein, als dass sie wirklich stören könnte.

Authentisch lassen diesen Film auch die Darsteller wirken, die allesamt sehr überzeugende Leistungen abliefern. Terrence Dashon Howard war in "L.A. Crash" vielleicht einen Tick besser, was aber einzig und allein daran liegt, dass der dortige Charakter mehr Tiefgang besaß. Neben Howard hinterlässt dessen Filmkumpel Anthony Anderson den besten Eindruck, dessen Key immer wieder zwischen Begeisterung, Euphorie und Ernüchterung schwankt. Doch auch die Ladies, namentlich Taryn Manning, Taraji P. Henson und Paula Jai Parker, sollten nicht ohne Erwähnung bleiben, schließlich vermitteln sie glaubhaft, dass auch für ihre Charaktere das Leben als Prostituierte wohl alles andere als der wahre Luxus ist.

Vielleicht liegt es daran, dass Regisseur und Drehbuchautor Craig Brewer eigene Erfahrungen mit einfließen ließ und Hauptdarsteller Terrence Dashon Howard eine Zeit lang in Memphis leben sollte, bevor es mit dem Filmdreh losging - "Hustle & Flow" hinterlässt Eindruck als realistisches Porträt. Vielleicht nicht gerade am Abgrund, aber weit genug unten. Wer mit Rap-Musik nichts am Hut hat und sich nicht im Geringsten dafür interessiert, was Menschen inspiriert, diese zu produzieren, hat in diesem Film nichts verloren. Allen anderen kann man "Hustle & Flow" logischerweise ans Herz legen, da man dem Film anmerkt, dass er in erster Linie eben dieses in sich trägt.



Note: 2-



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