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Ice Age 2



Land: USA
Laufzeit: 90 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung
Starttermin: 6. April 2006

Genre: Animations-Komödie

Regie: Carlos Saldanha
Drehbuch: Peter Gaulke, Jon Vitti
Sprecher: Arne Elsholtz, Otto Waalkes, Thomas Fritsch
Kamera: -
Schnitt: Harry Hitner
Musik: John Powell








Wenn ein Film - wenn auch mit einem nicht unbeachtlichen Budget von 60 Millionen Dollar - allein in den USA knapp das Dreifache seiner Kosten einspielt und beispielsweise in Deutschland über sieben Millionen Besucher in die Kinos lockt, dann ist eine Fortsetzung nichts Ungewöhnliches. Nachdem immerhin vier Jahre - in Zeiten des Sequel-Wahns eine halbe Ewigkeit - ins Land gezogen sind und man - zumindest wenn man regelmäßiger Gast im Kino ist - nun schon seit etwa einem halben Jahr vor aber auch wirklich jeder Vorstellung Sid ertragen musste, der dazu aufforderte, doch bitte die Handys auszuschalten, brechen nun also wieder eisige Zeiten an. Und betrachtet man allein die Einspielergebnisse der ersten Woche wird dies wohl kaum das letzte Mal gewesen sein.

Die Eiszeit neigt sich für unsere aus dem ersten Teil bekannten Freunde dem Ende entgegen; die globale Erwärmung steht kurz bevor. Als das erste Eis zu brechen beginnt, sehen sich Mammut Manny, Faultier Sid und Säbelzahntiger Diego gezwungen, aus ihrem kleinen "Freizeitpark" zu verschwinden und eine Reise zu einem etwas entfernter gelegenen Schiff anzutreten. Manny macht sich währenddessen Gedanken über die Erhaltung seiner Spezies, da er der letzte seiner Art zu sein scheint. Gut, dass ihm die Mammut-Dame Ellie "über den Weg läuft". Schlecht, dass diese sich für ein Opossum hält. Gemeinsam mit ihren beiden tatsächlichen Opossum-Freunden Eddie und Crash begleitet sie die ungewöhnliche Herde auf ihrem nicht ungefährlichen Weg.

Manchen Filmen merkt man gleich zu Beginn an, dass irgendetwas faul ist - außer Sid. Es ist ein unterbewusstes Gefühl, das einem vermittelt, dass es der folgende Film nicht annähernd in die persönliche Top10-Liste schaffen wird. "Ice Age 2" startet - um es mal neutral auszudrücken - turbulent, scheint dabei jedoch gleich in den ersten Minuten - und nun ist kein Platz mehr für Neutralität - verzweifelt darum bemüht, um jeden Preis einen Lacher nach dem anderen zu erhaschen. Vielleicht, um gar nicht erst die Erwartungshaltung für eine originelle Story aufkommen zu lassen. Es sind nur die ersten Minuten, die natürlich nicht überbewertet werden dürfen, aber in diesem Fall geben sie die Richtung für die noch Folgenden bereits vor.

Parallelen zwischen dem ersten und dem zweiten Teil sind nicht zu übersehen: Erst war es ein Baby, das die unfreiwillige Herde zu einer Reise veranlasste, nun ist es die Furcht vor dem Ende der Eiszeit. Die Figuren brauchen ein klares Ziel vor Augen, das beiden Filmen jeweils einen Rahmen verpasst. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass der erste Teil - man glaubt es kaum - zuerst da war, hat dessen Geschichte einfach mehr zu bieten. Mehr Charme, mehr Überraschungen, mehr Phantasie. Bedingt durch die zu füllenden 90 Minuten und die wenig hergebende Grundkonstellation, werden allerhand Nebenhandlungen eingeführt, von denen einige leider überhaupt keinen Sinn machen. Bestes Beispiel hierfür ist jene Szene mit Sid und seinen Artgenossen, welche für die eigentliche Handlung von überhaupt keiner Bedeutung ist und für deren Existenz wohl nicht einmal die Autoren eine Erklärung haben. Ok, sie ist ganz witzig, aber wenn dann herauskommt, dass sie absolut keine Funktion erfüllt, nimmt die Stimmung einen weiteren Schritt Richtung Keller.

Es ist eigentlich ganz einfach: In Teil 1 wurde die Handlung durch Gags unterstützt, in Teil 2 ist es genau andersherum. Und mit jenen Gags ist das auch so eine Sache, die mich zu den Gedankengängen der ersten Filmminuten zurückführt. Das Motto lautet "Der Zuschauer muss lachen, egal wie" - auch wenn die Hälfte der Witze durch die Qualitätskontrolle fällt. Natürlich muss man Verweise auf andere Filme, zum Beispiel "Der weiße Hai", einbauen. Natürlich darf auch eine unglaublich unwitzige Musical-Einlage nicht fehlen. Auch vor den Charakteren wird kein Halt gemacht, die sich häufig mal "out of character" befinden, wie man so schön sagt. Dazu das dumme Gefühl, jeden Witz schon mal irgendwo gehört oder gesehen zu haben - und der Spaß kann eigentlich zu Grabe getragen werden. Auch auf eine nicht zu unterschätzende Stärke des Vorgängers wird nicht mehr zurückgegriffen: der nervige Sid nervte den genervten Manny und erntete bissige Kommentare von Diego. Nun herrscht Harmonie in der Truppe und speziell Diego ist nur noch ein zahmes Kätzchen.

Der vielleicht momentan erweckte Eindruck, dass es sich bei "Ice Age 2" um einen grottenschlechten Film handelt, kann natürlich so auch nicht stehen gelassen werden. Trotz aller Kritik gibt es noch jede Menge zu lachen, nur eben mit dem bitteren Beigeschmack der Kopie oder der Überflüssigkeit. Auch Otto Waalkes hat mit der Synchronisation von Sid wieder einen großartigen Job abgeliefert, der seinen Charakter weiterhin als Publikumsliebling etabliert. Doch alle weiteren Pluspunkte rufen gleichzeitig ein kleines "aber" hervor: Scrat, die Ratte, ist erneut einfach herrlich, aber nicht so gut in die Handlung integriert wie noch im ersten Teil. Die Animationen sind wieder auf höchstem Niveau, aufgrund des ständig zu sehenden Eises jedoch alles andere als abwechslungsreich.

Filme werden auch des Kommerzes wegen gemacht. Filme wie "Ice Age 2" hingegen scheinen NUR des Kommerzes wegen gemacht zu werden. Auch das ist so ein Gefühl: Man scheint sich der Beliebtheit der Charaktere bewusst zu sein, also ist es vollkommen egal, was diese anstellen. Allein aufgrund der Tatsache, dass sie in einem neuen Abenteuer zu sehen sind, wird es das Publikum schon lieben - und das tut es ja anscheinend auch. "Ice Age 2" ist sicherlich kein Totalausfall, aber absolut unnötig und in Anbetracht der gewöhnlich recht hohen Qualität von Animationsfilmen somit auch einer der Schlechtesten.



Note: 3-



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