Im Schwitzkasten
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Land: |
Deutschland |
Laufzeit: |
95 Minuten |
FSK: |
ohne Altersbeschränkung |
Starttermin: |
30. März 2006 |
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Genre: Sozial-Komödie
Regie: |
Eoin Moore |
Drehbuch: |
Eoin Moore, Jens Köster, Sven S. Poser |
Darsteller: |
Charly Hübner, Andreas Schmidt, Edgar Selge, Esther Zimmering, Steffi Kühnert, Laura Tonke,
Christiane Paul, Franziska Walser |
Kamera: |
Bernd Löhr |
Schnitt: |
Antje Zynga, Eoin Moore |
Musik: |
Kai-Uwe Kohlschmidt, Warner Poland |
Es muss ja nicht immer Hollywood sein. Neben einem Steven Spielberg oder einem Peter Jackson existieren auch noch andere Menschen, die auf einem Regiestuhl Platz nehmen können. Genau so gut lässt es sich auch gelegentlich auf Leute wie Johnny Depp, Tom Hanks oder Sean Penn verzichten. Zumindest sollte man dies können, wenn man sich "Im Schwitzkasten" zu Gemüte führen möchte, denn dessen Produktionsbudget wurde vermutlich auf der Straße erbettelt, mit Eoin Moore führt ein ziemlicher Nobody Regie und die Darsteller kennt der durchschnittliche Kinogänger bestenfalls aus "Polizeiruf 110" oder "Tatort". Die Annahme, dass daraus nun ein schlechter Film entstehen muss, erweist sich jedoch ebenso als falsch wie die Vermutung, das genaue Gegenteil werde wahrscheinlich der Fall sein. Denn die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte, tendiert aber leicht Richtung Letzterem.
Den zentralen Handlungsort bildet eine Sauna inmitten Berlins, die von den Geschwistern Jost (Charly Hübner) und Nadinchen (Christiane Paul) betrieben wird. Mit der Zeit hat sich in der sicherlich renovierungswürdigen Anlage eine kleine Stammkundschaft angesammelt. Dazu zählt beispielsweise der arbeitslose Toni (Andreas Schmidt), der seinen Sohn einmal in der Woche sehen darf, jedoch ein wenig daran verzweifelt, ihm nicht die Sachen kaufen zu können, die er sich wünscht. Ebenso lässt sich seine Ex-Frau Karin (Steffi Kühnert) regelmäßig dort blicken und ist den ganzen Tag damit beschäftigt, den Leuten die unglaublichsten Geschichten und alle möglichen Versicherungen aufzutischen. Dani (Esther Zimmering) war bis vor kurzem als Stewardess bei einer großen Fluggesellschaft angestellt, fiel jedoch dem Personalabbau zum Opfer. Nun ist sie auf der Suche nach einem neuen Job, ist jedoch nicht bereit, ihre Ansprüche an diesen herunter zu schrauben. Ebenfalls erwähnenswert ist Norbert (Edgar Selge), der seiner Frau, einer Politikerin, immer die Reden schreibt. Er unterstützt schon bald die Pläne von Norbert, der ein neues Sauna-Center errichten möchte, und sieht darin die Möglichkeit zur Schaffung von jeder Menge Arbeitsplätze, redet aber auch Toni ins Gewissen, dass Arbeitslosigkeit kein dauerhafter Zustand ist und es für einen Mann wie ihn doch nicht so schwer sein dürfte, etwas zu finden.
Viel gibt es über diesen Film eigentlich nicht zu schreiben. Zur Kategorie "muss man gesehen haben" gehört er zwar definitiv nicht, jedoch gibt es einige Aspekte, die man ihm zu Gute halten darf. So ist er sicherlich für einige interessant, weil er sich teils recht treffend mit der aktuellen Lage in Deutschland beschäftigt ("auseinandersetzt" wäre dann doch etwas zu hoch gegriffen). Jost und Nadinchen besitzen zwar ihr eigenes Geschäft, laufen jedoch auch immer Gefahr, den Laden in naher Zukunft schließen zu müssen. Toni und Dani sind arbeitslos und damit in diesem Land sicherlich nicht die Einzigen. Während der Fall Dani zeigt, dass das Anspruchdenken bei einigen Menschen wohl etwas zu hoch liegt, fällt Toni eher in die Sparte "Null Bock", denn seit drei Jahren geht er nun schon nicht mehr arbeiten. Versucht er es doch, so beschränkt dies seine Möglichkeiten, seinen Sohn sehen zu können.
"Im Schwitzkasten" greift diese Themen auf, macht jedoch letztendlich nicht viel mehr. Denn am Ende gibt es weder Lösungen, noch Ansätze, noch ist ein gewisses Stadium erreicht. Im Grunde fühlt es sich an wie "90 Minuten auf die Straße gehen und den Menschen zuschauen, dann wieder ab nach Hause". Man nimmt also nicht wirklich viel mit, was auch der Grund ist, warum der Film letzten Endes doch nur eine einfache Komödie ist. Dies bestätigt auch die letzte Viertelstunde, die sich von den vorhergehenden Minuten recht deutlich unterscheidet und ziemlich albern daher kommt. Doch tut dies dem Film in Anbetracht des zuvor recht zähen Verlaufs gar nicht mal so schlecht. Die Schauspieler hinterlassen einen ganz ordentlichen Eindruck und müssen wohl vor allem für ihren Mut gelobt werden, permanent nackt durch die Gegend zu laufen. Jung oder alt, dick oder dünn, Mann oder Frau - hier ist für jeden was dabei, nur über ein "hübsch oder hässlich" halte ich mich mal lieber bedeckt.
Also: Wer auf teure Special Effects und Kulissen sowie Cast und Crew mit bekannten Namen nicht verzichten kann, sollte "Im Schwitzkasten" dann doch lieber meiden. Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase beginnt man dann jedoch, sich ganz gut unterhalten zu fühlen und darf das eine oder andere Mal lachen. Auch bei der Story wurde reichlich gespart. Nicht unbedingt in Sachen Qualität, jedoch kann man bei einer Geschichte über Arbeitslose und Saunabesitzer wohl kaum von epischen Ausmaßen sprechen. Die Frage, ob es wirklich nötig gewesen ist, diesen Film ins Kino zu bringen, bleibt jedoch bestehen. Eher könnte man ihn sich im Programm eines öffentlich-rechtlichen Senders vorstellen. Somit rate ich von einem Kinogang ab, kann aber durchaus empfehlen, ihn sich mal im Fernsehen anzuschauen. An Atmosphäre geht garantiert nichts verloren.
Note: 3
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