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Kill Bill: Volume 1



Land: USA
Laufzeit: 111 Minuten
FSK: 18
Starttermin: 16. Oktober 2003

Genre: Rache-Action

Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino
Darsteller: Uma Thurman, Lucy Liu, Vivica A. Fox, Michael Madsen, Daryl Hannah, David Carradine, Michael Parks, Sonny "J.J." Chiba, Chiaki Kuriyama, Julie Dreyfus, Gordon Liu, Jun Kunimura, Kazuki Kitamura, Akaji Maro
Kamera: Robert Richardson
Schnitt: Sally Menke
Musik: RZA








"Rache ist ein Gericht, das am Besten kalt serviert wird." Das weiß auch (beziehungsweise gerade) Quentin Tarantino und präsentiert mit "Kill Bill: Volume 1" ein blutig-geniales Meisterwerk, das ganz sicher seine Fans findet, aber noch viel wahrscheinlicher, einer hohen Anzahl an Filmliebhabern den Appetit verdirbt.

Rache ist das Einzige, was sie vorantreibt. Sie, die namenslose Braut (Uma Thurman), deren Hochzeitsgesellschaft vor vier Jahren gnadenlos durch das Attentatskommando "Tödliche Viper" niedergemetzelt wurde. Sie wurde verprügelt, ihr wurde eine Kugel durch den Kopf gejagt, sie fiel ins Koma, doch nun ist sie wieder wach. O-Ren Ishii (Lucy Liu), Vernita Green (Vivica A. Fox), Budd (Michael Madsen), Elle Driver (Daryl Hannah), sowie Big Boss Bill (David Carradine) stehen allesamt auf ihrer Todesliste. O-Ren Ishii (Codename: Cottonmouth), die Unterweltkönigin Tokios, ist die Erste, welche der Todesbringerin in Person der Braut gegenübertreten muss. Dabei wird sie nicht nur von ihrer 17jährigen Leibwächterin, sondern auch von den "Wilden 88ern", einer Gruppierung, welche wohl nicht wirklich 88, aber sicherlich etwa 50 Schwertkämpfer umfasst, beschützt, bis es schließlich zur finalen Auseinandersetzung der beiden Todfeindinnen kommt.

Schon die ersten Minuten deuten an, auf was sich der Zuschauer bei diesem Film gefasst machen muss: auf menschenverachtende, bestialische, grausame Tötungsszenen vom Fließband, deren Brutalität alle unappetitlichen Filme des Jahres 2003 zusammengenommen noch übertrumpft. Wen brutale Filme wie "Gladiator" kalt lassen, der kann sich diese Schlachtplatte getrost anschauen, allen anderen sollte zumindest zur Vorsicht geraten werden. Dass der Film keine Jugendfreigabe erhielt, ist absolut nachvollziehbar. Ich persönlich habe bisher keinen annähernd brutalen Film zu Gesicht bekommen und frage mich jetzt schon, wie man diesen Film auf ein fernsehtaugliches Format zurechtkürzen will. Besonders die Ballhausszene gegen Ende des Streifens toppt noch einmal alles Vorherige. Gliedmaßen und Köpfe fliegen im Sekundentakt durchs Bild, Augen werden herausgerissen, Schädel gespalten, Menschen aufgespießt. Das Ganze ist so derb, dass etwa drei Minuten Schwarz-Weiß-Kino (-Fernsehen) angesagt ist.

Allein das eingesetzte Kunstblut dürfte die Hälfte des Budgets in Anspruch genommen haben. Es schießt wie Wasser aus Hälsen oder den Stellen, wo zuvor noch Gliedmaßen zu finden waren. Muss man den Film also für diese Szenen kritisieren? Nicht wirklich. Der Einsatz von Kunstblut gestaltet sich oftmals so übertrieben, dass er ganz einfach lächerlich wirkt, was jedoch wiederum nicht an der Qualität des Films kratzt. Tarantinos Motto könnte wohl lauten: So brutal wie möglich, so realitätsfremd wie nötig.

Neben vielen harten Szenen hinterlässt "Volume 1" besonders durch seine visuellen Gestaltungsmittel seine Spuren. Hier wiederum zeigt sich Tarantinos andere, nicht krankhafte, sondern geniale Seite, welche ihn spätestens jetzt endgültig als einen der innovativsten Regisseure Hollywoods auszeichnet. Jede Kameraeinstellung, jeder künstlerische Geniestreich passt wie die allseits bekannte Faust aufs Auge zu den dargebotenen Bildern, so dass die Atmosphäre des Films sensationell gut ist. Beispiele gefällig? Überhaupt kein Problem: Um O-Ren Ishii, das Mitglied des Attentatkommandos, auf das im ersten Teil der Schwerpunkt gesetzt wird, vorzustellen, bedient sich Tarantino einer circa zehnminütigen Manga-Sequenz. Genial oder bescheuert, das muss wohl jeder für sich entscheiden, doch wer das Gesamtergebnis liebt, hat dies unter anderem dieser Szene zu verdanken. Natürlich baut er auch hier wieder stark übertriebene Gewaltszenen ein, welche zur groben Charakterisierung O-Ren Ishiis allerdings nötig sind. Auch die Kämpfe sind grandios choreographiert. Besonders der finale Kampf gegen die "Wilden 88er" wird so ausgezeichnet dargestellt, dass das Klischee "Einer macht sie alle fertig" nicht die kleinste Chance hat, aufzukommen.

Wie bereits erwähnt, sorgt auch die Kamera für jede Menge Atmosphäre. Oft kommt es zum Beispiel vor, dass der Zuschauer ein paar Sekunden darüber im Unklaren gelassen wird, was eigentlich gerade geschehen ist, weil sich die Kamera gewollt weigert, es zu zeigen. Kämpfe fängt sie zudem angenehm übersichtlich ein. Auch sind es viele Kleinigkeiten, in denen sich Tarantinos Kreativität entfaltet. Etwa wenn eine Kugel die Pistolenmündung verlässt und dies schon fast beängstigend gewaltig dargestellt wird. Im Endeffekt ist es jedoch das Zusammenspiel aus Bild und Ton, welches ausgezeichnet und nahezu einzigartig funktioniert. Man trifft auf bekannte Stücke, welche auf große Kämpfe vorbereiten oder simple Geräusche, welche einfach nur die passende Stimmung der Szene wiedergeben.

Dass "Kill Bill: Volume 1" bei Weitem nicht perfekt ist, liegt vor allem an den Pausen zwischen den Action-geladenen (Kampf)Sequenzen. Den Charakteren fehlt es insgesamt an Tiefe und auch die Dialoge gestalten sich teilweise deutlich uncooler als es beabsichtigt war. In diesem Punkt bietet sich der direkte Vergleich zu "Pulp Fiction" an. In Sachen "Coolness" zieht "Volume 1" phasenweise klar den Kürzeren und Coolness ist eben der Aspekt, durch welchen der Film aufzutrumpfen versucht. Uma Thurman ist wahrscheinlich die Idealbesetzung für diese Rolle, aber an einen John Travolta, Bruce Willis oder Samuel L. Jackson reicht sie nicht heran. Langeweile kommt dann auf, wenn sich Tarantino zurückhält, die Waffen schweigen und auch die sowieso dünne Story nichts Neues hervorbringt. Dies betrifft besonders die Reise der rachsüchtigen Braut nach Tokio bis hin zum letzten großen Kampf. Der Rest des Filmes bietet jedoch insgesamt nicht mehr als fünf Minuten Leerlauf, wodurch sich dieser eine Kritikpunkt doch recht leicht verkraften lässt.

Zum finalen Showdown im Ballhaus ist jedenfalls wieder so richtig die Hölle los. Ruhigen Gewissens kann man den Höhepunkt von Teil 1 auf unglaubliche 25 Minuten festlegen. "The Green Mile" ist der einzige mir bekannte Film, dessen (wichtig: gelungener!!!) Höhepunkt es auf eine ähnliche Länge bringt, allerdings ist dieser Film in einem ganz anderen Genre anzusiedeln und umfasst knapp die doppelte Laufzeit. Ist der Showdown überstanden und "Volume 1" fast an seinem Ende angelangt, wartet auf den Zuschauer noch einmal eine faustdicke Überraschung und einige auf Teil 2 einstimmende Szenen, die die Spannung auf diesen noch zusätzlich erhöhen. Nachdem dieser ja nun mittlerweile auch im Kino lief, kann auch für "Volume 2" eine klare Empfehlung ausgesprochen werden, auch wenn es schwer zu beurteilen ist, welcher der beiden grandiosen Teile nun der Bessere ist.

"Kill Bill: Volume 1" verfehlt die Höchstwertung um zwei Stufen. Dies liegt jedoch einzig daran, dass der Film an einigen Stellen zu uncool ist und in diesen Momenten starke Langeweile aufkommt. Dialoge und Charaktere sind nämlich nicht die Elemente, auf die Tarantino im Gegensatz zum zweiten Teil seinen Schwerpunkt setzt. Der liegt ganz klar in kreativen und innovativen Einfällen, welche den ganzen Film begleiten, sowie äußerst brutalen Szenen, welche im Finale ihren Höhepunkt finden. Bild, Sound und, seltsam, auch Brutalität erzeugen eine erstklassige Atmosphäre, von der der Film lebt und welche den Zuschauer einfach nicht loslässt. Wer sich darauf einlässt, wird es hoffentlich nicht bereuen. Einige werden damit aber wohl leider überhaupt nichts anzufangen wissen.



Note: 1-



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