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Meine Braut, ihr Vater und ich



Land: USA
Laufzeit: 108 Minuten
FSK: 6
Starttermin: 7. Dezember 2000

Genre: Komödie

Regie: Jay Roach
Drehbuch: James Herzfeld, John Hamburg
Darsteller: Ben Stiller, Robert De Niro, Teri Polo, Blythe Danner, Owen Wilson, James Rebhorn, Jon Abrahams, Phyllis George, Kali Rocha, Thomas McCarthy, Nicole DeHuff
Kamera: Peter James
Schnitt: Jon Poll
Musik: Randy Newman








Greg Focker (Ben Stiller) ist nur ein Durchschnittstyp, beruflich tätig als Krankenschwester. Seiner Liebe zu Pam Byrnes (Teri Polo) ist er sich jedoch ganz sicher, so dass also der Tag kommt, an dem er seiner Angehimmelten die alles entscheidende Frage stellen will. Der Kniefall ist bereits erfolgt, einige unverständliche Worte herausgestammelt, endlich dazu bereit, auf den Punkt zu kommen - doch da klingelt das Telefon. Pam erreicht die Nachricht von der Verlobung ihrer Schwester und äußert sich anschließend sehr positiv über deren Freund und dessen Taktik, sich zuerst die Zustimmung der zukünftigen Schwiegereltern einzuholen. Selbstverständlich bricht Greg nun seine Aktion ab, die Pläne haben sich geändert. Doch schon von Beginn an trennen ihn und Pams Vater Jack (Robert De Niro) Welten. Zunächst äußert sich dies nur in Kleinigkeiten, in etwa darin, dass Greg raucht und für Katzen keine Sympathie empfindet. Wenig später zerstört er eine Urne, deren Inhalt, die Asche der verstorbenen Mutter Jacks, anschließend durch den Hund geschändet wird. Doch all dies ist nichts im Verhältnis zu den Fettnäppchen, in die er im weiteren Verlauf des Wochenendes tritt: Feuer legen, die Braut beim Wasserball verletzten, verhängnisvollerweise die Klospülung betätigen - um nur einige zu nennen. Doch wie steht es eigentlich um Jack? Ein ehemaliger CIA-Agent, der sich zur Ruhe gesetzt hat, sich aber in fremden Sprachen am Telefon unterhält und auf Parkplätzen fremde Menschen trifft…

Das erste Treffen mit den zukünftigen Schwiegereltern - schwer vorstellbar, dass es schlimmer, aber auch witziger ablaufen könnte, als in diesem äußerst unterhaltsamen Film. Sicherlich weiß er nicht durch besondere Originalität oder Kreativität aufzufallen oder den Zuschauer zu überraschen - bei einem solchen Traumduo (Stiller - De Niro) und dieser Menge an hervorragenden Gags ist das allerdings eigentlich auch gar nicht nötig. Die Dialoge zwischen Greg und Jack sind ganz einfach umwerfend komisch, wobei es in der Regel darauf hinausläuft, dass diese einen schlechten Ausgang für Greg nehmen. Beispiele gefällig? Beim gemeinsamen Abendmahl unterhält man sich über Gregs Vergangenheit auf dem Bauernhof, welcher wohl doch eher bloß ein Hinterhof war, und seine herzzerreißende Geschichte, wie er eine Katzenmutter gemolken hat. Greg: "Man kann alles melken, was Nippel hat". Jack: "Ich habe auch Nippel. Können Sie mich auch melken?". Etwas früher sind die Beiden gemeinsam in die Stadt gefahren, im Auto lief ein Song über "Puff the Magic Dragon". Dabei versuchte Greg Jack aufzuklären, dass "Magic Dracon" eine andere Bezeichnung für "Joint" sei und es in diesem Lied um das Rauchen eben jenes ginge. Jack entgegnet dieser Behauptung, dass Puff doch bloß der Name des Drachen sei und enttarnt Greg gleich einmal mehr oder weniger als Kiffer. Beispiele wie diese lassen sich erfreulicherweise dutzendfach im ganzen Film finden.

Doch leider ist es so, dass sich die wirklich grandiosen Szenen eben doch nur zwischen diesen beiden Männern abspielen. Ist einer von ihnen nicht im Bilde, verliert der Film automatisch an Qualität. Nach einer gewissen Zeit verliert dieses herrliche Duell zudem etwas an seiner Würze, was jedoch dadurch kompensiert wird, dass es Greg nun immer häufiger schafft, sich ohne fremde Beteiligung zum absoluten Deppen zu machen, so dass Langeweile im Grunde nie wirklich aufkommt. Leider kommt es am Ende dann aber doch so, wie es wohl kommen musste. Der Film büßt an seiner satirischen Stärke ein, verliert an Biss und quält sich zu einem Happy End. Damit verbunden sind einige Verhaltensweisen, insbesondere des zuvor noch so strengen und anspruchsvollen Jack, die plötzlich wenig nachvollziehbar erscheinen. Zugegebenermaßen hält sich der Nervfaktor noch in Grenzen, aber zum einen gerät der Film dann doch noch etwas zur harmlosen Familienunterhaltung und zum anderen ist es ja meist das Ende, das den entscheidenden Eindruck hinterlässt. Fällt dieser negativ aus, kann das für den Film nicht wirklich gut sein.

Wie bereits erwähnt laufen in der langen Zeit davor zwei Schauspieler zur absoluten Höchstform auf. Ben Stiller, Experte im Bereich Comedy, verkörpert jederzeit einen Charakter, in den man sich absolut hineinversetzen kann, der einem Leid tut, für den man sich auch gelegentlich schämt, an dessen Schicksal man, kurz gesagt, Interesse aufbringt. Dass Robert De Niro ebenfalls einen erstklassigen Comedian abgibt, war sicherlich nicht unbedingt zu erwarten. Einerseits wurden auf ihn natürlich geniale Dialoge zugeschnitten, andererseits präsentiert er eine Mimik, die schon für regelmäßige Lachanfälle sorgen kann - vielleicht gelegentlich ein wenig albern, aber es dient der guten Sache - der Unterhaltung. Ganz klar: Diese Beiden sind die unangefochtenen Stars, so dass sich aus dem Lager der restlichen Darsteller niemand auch nur annähernd mit ihnen auf eine Stufe stellen kann. Teri Polo und ihre Filmmutter Blythe Danner haben einfach nur die Aufgabe, möglichst sympathisch zu wirken, was keine allzu hohen Anforderungen stellt. Einzig Owen Wilson, der Pams Ex-Freund Kevin darstellt, wäre vielleicht noch einer gesonderten Erwähnung wert. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Auch die üblichen Schauspieler liefern gute Arbeit ab, doch im Verhältnis zu einem Stiller oder De Niro verblasst diese ganz einfach.

"Meine Braut, ihr Vater und ich" ist kein außergewöhnlicher Film und verdient sich deswegen auch keine Bewertung im Bereich einer "1". Er erzählt nichts wirklich Neues, er erfindet das Genre beileibe nicht neu. Doch eines ist klar: Das, was er macht, macht er verdammt gut. Stiller und De Niro liefern eine Show ab, die, das darf man guten Gewissens behaupten, in ähnlicher Qualität nicht allzu oft zu sehen ist. Bedanken dürfen sie sich dafür sicherlich auch bei den Drehbuchautoren James Herzfeld und John Hamburg, die ihnen einen genialen Dialog nach dem anderen vorlegen. Insgesamt ergibt das ein äußerst unterhaltsames Gemisch, dem jedoch immer mal wieder anzusehen ist, dass es im Kern doch nichts Besonderes darstellt. In voraussichtlich etwas mehr als einem Monat dürfen wir uns auf eine Fortsetzung dieser Geschichte freuen, die Jack, so kann man es jetzt jedenfalls interpretieren, schon am Ende des Filmes angedeutet hat. "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" heißt es nun - man darf gespannt sein, welche verrückten Charaktereigenschaften Gregs Eltern offenbaren, die übrigens von Dustin Hoffman und Barbra Streisand dargestellt werden. Ersten Meinungen zufolge fehlt der Fortsetzung die Klasse des Originals, doch das wurde bekanntlich auch schon bei "Ocean's Twelve" behauptet…



Note: 2+



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