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Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich



Land: USA
Laufzeit: 115 Minuten
FSK: 6
Starttermin: 17. Februar 2005

Genre: Komödie

Regie: Jay Roach
Drehbuch: James Herzfeld, John Hamburg
Darsteller: Ben Stiller, Robert De Niro, Dustin Hoffman, Barbra Streisand, Teri Polo, Blythe Danner, Spencer Pickren, Bradley Pickren, Tim Blake Nelson, Alanna Ubach, Ray Santiago, Kali Rocha, Shelley Berman, Owen Wilson, Dorie Barton, Jack Plotnick
Kamera: John Schwartzman
Schnitt: Jon Poll, Lee Haxall
Musik: Randy Newman








Vier Jahre ist es her, als ein gewisser Film Namens "Meine Braut, ihr Vater und ich" sensationell die Kassen klingeln ließ und sich Routinier Robert De Niro, der glücklicherweise einen Ausflug in ein für ihn neues Genre wagte, und der deutlich jüngere Ben Stiller ein grandioses Gagduell lieferten. Er handelte von einem Problem, das gnadenlos überzogen, aber umwerfend komisch dargestellt wurde: das erste Treffen mit den zukünftigen Schwiegereltern - für den bedauernswerten Gaylord "Greg" Focker, der wirklich kein Fettnäpfchen ausließ, ein absoluter Horrortrip. Nun haben sich die Autoren an ein neues Drehbuch gesetzt und knüpfen damit nicht nur an die Handlung des Vorgängers, sondern auch an dessen Qualität an.

"Meet the Fockers" heißt es diesmal, zumindest laut Originaltitel: In wenigen Monaten wollen Greg (Ben Stiller) und Pam (Teri Polo) heiraten, doch das überkritische Familienoberhaupt der Familie Byrnes, Jack (Robert De Niro), gibt sich mit der Bekanntschaft von Greg nicht zufrieden. In Sorge um seinen zukünftigen Enkel steht ihm der Sinn nach einem Treffen mit den Fockers. In seinem Hochsicherheitswohnwagen tuckert die Gemeinschaft der Byrnes also nach Florida; mit an Bord: Jacks Frau Dina (Blythe Danner), sein Enkel Little Jack (Spencer und Bradley Pickren) und Katze Jinx. Dort angekommen, erwartet Jack erstmal eine böse Überraschung: Die Eltern von Greg - Bernie (Dustin Hoffman), ehemals Anwalt, nun Frührentner, und Roz (Barbra Streisand), eine Sexualtherapeutin für Senioren - erweisen sich als krasses Gegenteil der Byrnes und scheinen in den 70er Jahren stecken geblieben zu sein. Zwischen Jack und Bernie entwickelt sich mit der Zeit einer wahrer Psychokrieg, Greg lässt wieder einmal nur wenige Gelegenheiten aus, sich lächerlich zu machen, Rammelhund Moses scheint es auf Jinx abgesehen zu haben und zu allem Überfluss steht die Nachricht von Pams Schwangerschaft im Raum.

Zunächst darf man erst einmal dazu gratulieren, einen gelungenen deutschen Titel für die Fortsetzung gefunden zu haben. Aus "Meet the Parents" wurde vor vier Jahren "Meine Braut, ihr Vater und ich" und aus "Meet the Fockers" nun "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich". Das dürfte vielleicht Schwierigkeiten hervorrufen, die beiden Filme auseinander zu halten, aber einerseits beweist dies endlich einmal eigene Kreativität (die sich nicht in wie so vielen anderen Fällen der Lächerlichkeit preisgibt) und andererseits würden "Das Treffen mit den Eltern / Fockers", "Zu Besuch bei den Eltern / Fockers" oder "Die Eltern meiner Braut / Meine Eltern" nicht mal halb so schön klingen. Um noch einen Blick auf die Kritiken zu werfen: Während das Sequel in den USA nur mittelmäßig bewertet wurde, was gar nicht so sehr verwundert, da Fortsetzungen ja oftmals die Klasse des Vorgängers nicht halten können, erhielt es in Deutschland seine verdiente Anerkennung.

Wer sich bereits im ersten Teil vor Lachen gekrümmt hat, sollte schleunigst ins Kino gehen - Teil 2 lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Insgesamt befindet er sich auf exakt dem gleichen, starken Niveau. Auch diesmal gerät die Grundkonstellation eigentlich äußerst simpel: Nicht die Konfrontation Jacks mit Greg, sondern die mit den zukünftigen Schwiegereltern seiner Tochter steht im Mittelpunkt. Auch wenn sich die beiden Hauptprotagonisten des ersten Teils selbstverständlich erneut des Öfteren in die Haare kriegen, geraten dieses Mal vor allem die beiden Familienväter aneinander. Auf der einen Seite der Gründer des "Kreises des Vertrauens", der sich immer noch wie ein CIA-Mann verhält, nichts und niemandem traut und für alles eine Strategie entwickelt, von der man nicht ansatzweise abweichen darf. Auf der anderen Seite Bernie, ein aufgeschlossener, humorvoller, ohne jegliche Abstriche sympathischer und gute Laune verbreitender Spaßvogel, der beim Essen gerne mal das Fotoalbum von Gregs Beschneidung hervorzaubert. Zwei Welten prallen aufeinander - und mittendrin: Greg.

Im Vergleich zu Teil 1 offenbart "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" je zwei Schwächen als auch Stärken. Die Gagdichte wurde, auch wenn es kaum möglich schien, noch einmal nach oben geschraubt. Ab und zu gönnen die fünf Drehbuchautoren dem Publikum ein paar Sekunden zum Luftholen, aber an sich bietet diese Komödie einfach eine unglaubliche Masse an Lachern. Begünstigt wird dies natürlich durch das Auftreten der beiden neuen Charaktere und dem nochmals erhöhten Konfliktpotential der nun schon drei Parteien. Auch der einzige wirkliche Schwachpunkt des Vorgängers, nämlich das etwas unglaubwürdige Happy End, wurde nun beseitigt. Ja, auch diesmal findet natürlich alles ein gutes Ende, die letztendliche Entwicklung dahin, ausgehend von dem zuvor vorherrschenden Chaos, wurde hier aber um ein Vielfaches geschickter dargestellt.

Dem muss man nun aber entgegenstellen, dass "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" teilweise extrem albern gerät. Der Hund wird die Toilette heruntergespült, Gregs Vorhaut fliegt über den Tisch und dass Jack am Ende sein CIA-Inventar auffährt, wirkt schon fast ein wenig lächerlich. Insgesamt ist der Film sicher noch niveauvoller als viele andere Genrevertreter, ein wenig unnötig wirkt das alles aber schon, wenn man bedenkt, dass "Meine Braut, ihr Vater und ich" auch ohne solche Witzchen auskam. Dadurch, dass die muntere Gag-Parade keinen Lacher auslässt, leidet auch die Glaubwürdigkeit der Charaktere ein wenig. Glücklicherweise besitzen Komödien jedoch einen ganz entscheidenden Vorteil gegenüber allen anderen Genres: Mag ein Gag noch so albern sein - wenn der ganze Kinosaal brüllt, lacht man halt einfach mit, auch wenn das in trauter Einsamkeit vielleicht schon ganz anders aussehen würde. Und wenn die Begleiterin droht, an einem schier endlosen Lachanfall an Herzversagen zu sterben und man vor der Wahl steht, nach einem Arzt Ausschau zu halten oder zumindest mit zu schmunzeln, entscheidet man sich halt einfach für Letzteres.

Robert De Niro profitiert davon, dass sein Charakter diesmal noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken scheint. Nicht nur Greg, sondern auch dessen Eltern sind ihm zunehmend ein Dorn im Auge. Soll heißen: mehr Lacher, mehr Chancen, sich als Komiker auszuzeichnen. Dass De Niro diese nicht auslässt, stellt keine große Überraschung dar. Man durfte eher gespannt sein, wie sich Dustin Hoffman als Komiker schlägt. Die einzige Aussage, die man über seine Leistung treffen kann: genial. Neben diesen beiden Leinwandgiganten fällt die erneut gelungene Darbietung von Ben Stiller schon fast gar nicht mehr auf. Barbra Streisand feiert nach einem Jahrzehnt ein überaus gelungenes Comeback und Teri Polo sowie Blythe Danner repräsentieren erneut die guten Seelen des Films, wodurch ihnen nicht ansatzweise die Entfaltungsmöglichkeiten der anderen Darsteller eingeräumt werden. Also noch einmal: Stiller, De Niro und Hoffman bilden ein Traumtrio, dessen Vorstellung man sicher nicht vergessen wird. Und dass die Charakterdarsteller De Niro und Hoffman in diesem Genre eine dermaßen überzeugende Leistung abliefern, grenzt schon fast an einer Sensation.

Regie: Jay Roach; Drehbuch: John Hamburg und James Herzfeld; Darsteller: Ben Stiller und Robert De Niro; Schnitt: Jon Poll; Musik: Randy Newman - sie alle sind wieder mit an Bord und liefern eine mehr als gelungene Fortsetzung. Den Familien Byrnes und Focker darf nun wohl endgültig so etwas wie Kultstatus eingeräumt werden. Ein toller Film kann Zufall sein. Diese Leistung aber zu bestätigen, zeugt von absoluter Klasse. Schade eigentlich, dass das Potential nun ausgeschöpft zu sein scheint. Aber vielleicht finden die Beteiligten doch noch eine Geschichte, die sie erzählen könnten. An mangelndem Erfolg sollte dies auf keinen Fall scheitern. "Meet the Fockers" stand mehrere Wochen an der Spitze der amerikanischen Kinocharts und wird am Ende sicherlich fast doppelt so viel einspielen wie sein Vorgänger.



Note: 2+



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