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Open Water



Land: USA
Laufzeit: 80 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 30. September 2004

Genre: Psycho-Thriller

Regie: Chris Kentis
Drehbuch: Chris Kentis
Darsteller: Blanchard Ryan, Daniel Travis, Saul Stein, Estelle Lau, Michael E. Williamson, Cristina Zenarro, John Charles
Kamera: Chris Kentis, Laura Lau
Schnitt: Chris Kentis
Musik: Graeme Revell








Etwas Respekt nötigt es schon ab, wenn man sieht, mit welch einem Mini-Budget Filme wie "Blair Witch Project" oder "Open Water" entstehen und anschließend großen Ruhm erlangen. Welchen Mut es den Schauspielern in Letzterem abverlangt haben muss, sich in ein Gewässer voller Haie zu begeben. Wie erstaunlich es doch ist, dass kein einziger Spezialeffekt zum Einsatz kommt und beim an Wochenenden stattfindenden Dreh nicht mehr als ein halbes Dutzend Crew-Mitglieder anwesend sind. Andererseits: Bei der Kritik scheinen diese Low-Budget-Filme im Vornherein einen gewaltigen Bonus zu haben. Verwerflich ist das nicht, schließlich ist es durchaus sympathisch, wenn Filme auch ohne eine dreistellige Millionen-Summe zu Stande kommen. Allerdings sollte sich die Einschätzung der Qualität weiterhin in einem vernünftigen Rahmen bewegen, also anders als es bei den zwei eben genannten, maßlos überbewerteten Beispielen der Fall ist.

Susan (Blanchard Ryan) ist eine vielbeschäftigte Frau. Nicht mal in den Urlaub schafft sie es ohne Handy oder Laptop, zum leichten Ärger ihres Freundes Daniel (Daniel Travis). Dieses Jahr steht eine Reise in die Südsee an, die die erhoffte Erholung bringen soll. Für den Morgen ihres dritten Tages reservieren sie sich zwei Plätze auf einem Boot, das aufs offene Meer hinausfährt und Tauchern die Möglichkeit bietet, ihrem Hobby nachzukommen. Noch während sich Susan und Daniel von der Unterwasserwelt faszinieren lassen, kommt es oben zu einem fatalen Fehler, der die Organisatoren davon ausgehen lässt, alle Mann wieder an Bord zu haben. Folge: Als die Beiden wieder auftauchen, ist kein Boot in Sicht. Dem anfänglichen Humor, mit dem sie diese Situation nehmen, folgt schon bald Angst, die sich zu Panik steigert. Tatsächlich scheinen sie vergessen worden zu sein und - was noch viel schlimmer ist - scheint niemand dieses Missgeschick zu bemerken.

"Open Water" - das sind - auf den Punkt gebracht - 80 teils ärgerliche Minuten Langeweile. Nach einer halben Stunde stellt sich zumindest eine gewisse Grundspannung ein (denn solange dauert es erst einmal, bis die Prämisse des Werkes erreicht wird), aber die geht dann auch schon ziemlich schnell wieder flöten. In den letzten zehn Minuten schafft es der Film dann immerhin ein wenig an den Nerven zu kitzeln, so wie man es sich über die gesamte Dauer gewünscht hätte, aber das ist natürlich viel zu wenig und zu diesem Zeitpunkt ist "Open Water" auch nicht mehr vor dem Untergang zu retten.

Woran scheitert's? Schon die Fehler, die zu der Annahme der Organisatoren führen, wieder vollzählig zu sein, sind schlichtweg Hirnrissig und absolut unglaubwürdig. Zunächst wird eine Zählung durchgeführt, die ergibt, dass 20 Personen am Tauchspaß teilhaben werden. Da nicht alle Teilnehmer gleichzeitig wieder auftauchen, werden auf der Liste Striche gesetzt für jede Person, die wieder an Bord geht. Dann jedoch der verhängnisvolle Fehler: Eine Person, die nicht herab durfte, weil sie ihre Taucherbrille vergessen hat, wird mit einer weiteren Person noch mal ins Wasser gelassen, nur werden diese beiden Striche blöderweise nicht wieder von der Liste entfernt: Macht dann also 20 Striche bei nur 18 aufgetauchten Personen - anscheinend sind alle wieder da. Nur schwer zu glauben, dass den sehr professionell wirkenden Organisatoren solch ein Wahnsinns-Fehler unterlaufen könnte. Höhepunkt ist jedoch, dass anschließend sicherheitshalber noch einmal durchgezählt wird und das Boot trotzdem abfährt. Konnte da jemand nicht zählen? Oder konnte jemand zählen, aber hat sich gedacht "18...hm...muss ich mich vorhin verzählt haben...naja, werden sich schon melden, wenn ich welche vergessen habe". Es wird wohl nur Chris Kentis (der hier als Regisseur, Autor, Kameramann und Cutter den Alleinunterhalter gibt) wissen, was in diesem Augenblick im Kopf dieses Mannes vorgegangen ist.

Selbstverständlich muss man sich nicht unnötig an solch einer "Lapalie" hochziehen, wenn es denn dabei geblieben wäre. Stattdessen nehmen die Ärgernisse jedoch überhand. Ein Boot fährt auf die beiden Vergessenen zu und in der nächsten Einstellung ist es plötzlich verschwunden und von den Charakteren kein Wort dazu? Und was fällt Kentis ein, um die Dreiviertelstunde, die sie - Filmzeit - im Wasser verbringen, totzuschlagen? Krämpfe, Quallenattacken, Haiangriffe - nichts wirklich Originelles also. Dazu ein unausweichlicher Streit des Paares, der in solch einer Extremsituation natürlich logisch erscheint, aber vollkommen aufgesetzt daherkommt, sowie sensationell nichtssagende Kameraeinstellungen, deren Existenzberechtigung nicht offensichtlicher erscheinen könnte: irgendwie den Film in die Länge strecken. Mit der fehlenden Grundsympathie für die Charaktere, welche mangelndes Interesse an ihrem Überleben hervorruft, zeigt sich noch ein weiteres Hauptproblem, welches allerdings nicht den Darstellern in die Schuhe zu schieben ist, sondern der oberflächlichen Charakterzeichnung.

"Open Water" bietet genau das, was man sich eigentlich davon erwarten konnte: pure Langeweile, wobei in Händen eines kreativeren Kopfes durchaus etwas hätte draus werden können. Schließlich ist es ja auch schon mal ziemlich gut gelungen, einen Mann in einer Telefonzelle zu zeigen, dem gesagt wird: "Nicht auflegen!" Chris Kentis scheitert einfach daran, den Zuschauer mitzureißen und zu überraschen, denn alles läuft ungefähr so ab, wie man es sich erwartet und all die Sachen, die für Hochspannung sorgen sollen, sind einfach viel zu einfallslos. "Open Water" wirkt nicht wirklich durchdacht, sondern scheint einfach vor sich hinzutreiben, hier und da mal eine kleine Gefahr mitnehmend - und das muss für 80 Minuten reichen. Tut es aber nicht. Das Einzige, was man Kentis zu Gute halten kann, ist die - soweit ich das beurteilen kann - wissenschaftliche Korrektheit, beispielsweise in Bezug auf das Verhalten der Haie gegenüber Menschen(blut). Aber die wiederum wird wohl kaum jemand in Anbetracht der reichlich vorhandenen Irrglauben anerkennen - dumme Sache.



Note: 4-



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