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Paparazzi



Land: USA
Laufzeit: 87 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 11. Mai 2006

Genre: Action

Regie: Paul Abascal
Drehbuch: Forrest Smith
Darsteller: Cole Hauser, Robin Tunney, Dennis Farina, Tom Sizemore, Daniel Baldwin, Tom Hollander, Kevin Gage, Blake Bryan, Andrea Baker, Jordan Baker, Duane Davis, Chris Rock, Mel Gibson, Vince Vaughn, Matthew McConaughey
Kamera: Daryn Okada
Schnitt: Robin Russell
Musik: Brian Tyler








Paparazzi sind böse Menschen. Um an einen gelungenen Schnappschuss eines Prominenten zu kommen und diesen später an ein Boulevard-Blatt für nicht wenig Geld verkaufen zu können, werfen sie jegliche Moral über Bord, lauern den Promis auf, verfolgen sie und brechen in ihre Privatsphäre ein. Auch wenn beispielsweise Schauspieler natürlich Personen besonderen öffentlichen Interesses sind, werden hin und wieder Grenzen überschritten, die einfach respektiert werden sollten. Mel Gibson, einer der Produzenten von "Paparazzi", kam bei einer Runde mit Schauspielkollegen, in der die wildesten Paparazzi-Geschichten ausgetauscht wurden, auf die Idee, es ihnen mit einem ultimativen Rache-Film doch endlich einmal heimzuzahlen. Keine schlechte Idee, jedoch stellt sich nun die Frage, ob dieses Ziel erreicht wurde und welchen Eindruck der Film an sich hinterlässt.

Bo Laramie (Cole Hauser) ist der neue Star in Hollywood; seinem Action-Streifen "Adrenaline Force" sei Dank. Von seinem Ruhm magisch angezogen werden schon bald jene, die von den Promis wie die Pest gehasst werden: Paparazzi. Als besonders aufdringlicher Zeitgenosse erweist sich Rex Harper (Tom Sizemore), der Bos Sohn Zach (Blake Bryan) bei einem Fußball-Spiel fotografiert. Der Nichtbefolgung der ausdrücklichen Bitte Bos, sich von seinem Sohn fernzuhalten, folgt eine schmerzhafte Konsequenz. Weil sich Rex anscheinend jedoch nicht gerne von einem Neu-Promi aufs Maul hauen lässt, hat er es von nun an regelrecht auf Bo abgesehen. Eines Nachts verfolgen er und ein paar Kollegen Bo und seine Familie und provozieren einen schweren Autounfall, bei dem ein Mann ums Leben kommt und Zach ins Koma fällt. Nachdem die Paparazzi weiterhin nichts von ihrer Aufdringlichkeit einbüßen und übelste Lügengeschichten in die Welt setzen, entschließt sich Bo zum Gegenangriff - er sinnt auf Rache.

Auf "Viva" laufen hin und wieder Sendungen, die sich dem Thema der Boulevard-Fotographen widmen. Daraus wird deutlich, dass diese tatsächlich sehr weit gehen für einen einzigen guten Schuss. Es wäre also ein Leichtes gewesen, den Paparazzi einen einzuschenken, weshalb es nicht zu begreifen ist, warum Regisseur Paul Abascal in seinem Film zu teils schwerwiegenden Übertreibungen neigt, anstatt auf die an sich teils unglaubliche Vorgehensweise der Paparazzi zurückzugreifen.

So setzt Abascal den Film bereits in den Anfangsminuten so richtig in den Sand. Als Bo über den roten Teppich läuft, wird er von einem netten Blitzlichtgewitter empfangen, welches hier, maßlos übertrieben, als wahrer Psycho-Angriff dargestellt wird, so dass Bo Angst und Bange wird. Der nächste Fehler zeigt sich darin, dass dem Zuschauer erzählt wird, Bo sei der neue Star am Hollywood-Himmel und damit hat sich's. Das muss als Einführung langen, so dass nach fünf Minuten der Angriff der Paparazzikrieger beginnen kann.

Von denen kriegt nach kurzer Zeit, wie bereits geäußert, einer eine aufs Maul, denn irgendwie muss ja ein Konflikt herbeigeführt werden. Und hier der nächste logische Stolperstein: Rex hat förmlich auf Handgreiflichkeiten Bos gewartet, da im Wagen hinter ihm seine Kollegen mit Kamera lauern, nimmt dies aber trotzdem extrem persönlich. So persönlich, dass er nicht davor halt macht, sein prominentes Opfer in einen Unfall zu verwickeln, nicht ohne ihm vorher gegen die Stoßstange gefahren zu sein - schon klar. In welcher Welt leben manche Promis eigentlich? Im Folgenden macht Bo dann natürlich auch nicht davor halt, die Paparazzi umzulegen - ohne rechtliche Konsequenzen, versteht sich. Die ganzen anderen Fragen, die sich außerdem noch stellen, drängen wir mal lieber in den Hintergrund, zum Beispiel, warum jeder anscheinend wie es ihm beliebt in eine Luxusvilla mit Alarmsicherung eindringen kann. Und wie sie überhaupt erst auf das Grundstück gelangen - wahrscheinlich sind sie über den einen Meter hohen Gartenzaun geklettert…

Authentizität büßt "Paparazzi" weiterhin ausgerechnet durch einen Umstand ein, der ihm wohl eben diese verleihen sollte. Da der Film ja gewissermaßen in der Realität spielen will, werfen die Paparazzi natürlich immer wieder alle erdenklichen Namen in die Waagschale: Jennifer Lopez, George Clooney, Nicole Kidman. Natürlich müssen es die ganz Großen des Film- und Musikgeschäfts sein, denn dem Zuschauer muss ja klar werden, dass hier die besten Paparazzi am Start sind, die man sich vorstellen kann und selbstverständlich muss auch gewährleistet sein, dass das Publikum auch jede dieser Personen kennt. Doch gerade dieser Anspruch auf die Wirklichkeit wird später auf geradezu dämliche Art und Weise wieder zunichte gemacht: Denn Chris Rock fährt später als Pizza-Bote vorbei; spielt also nicht sich selbst, sondern einen fiktiven Charakter. Dazu ein ach so schlauer Gag, nämlich der, dass die Paparazzi Witze über die Baldwin-Familie machen, aber einer von ihnen von Daniel Baldwin dargestellt wird. "Paparazzi" kann sich also nicht entscheiden, ob er in einer fiktiven Welt oder der "Realität" spielt und gerade das ist nur sehr schwer hinzunehmen. Einzig Mel Gibson als Teilnehmer eines Anti-Aggressions-Seminars entlockt ein Schmunzeln.

Hätten sich hier wirklich kreative Köpfe versammelt, dann hätte aus diesem Film vielleicht etwas werden können. Aber denen, die letztendlich dafür verantwortlich sind, ist nicht viel mehr eingefallen als auf Übertreibungen en masse zu setzen, zu verdeutlichen, dass Paparazzi wohl den Tod verdienen, und sich irgendwie auch noch ein bisschen selbst zu feiern. Leicht zu beeindruckende Menschen werden den Machern das Gesehene vielleicht auch noch abkaufen und bei der zukünftigen Schlagzeile "Brad Pitt erschießt nervigen Paparazzi" in die Hände klatschen und sagen "Das haben sie aber verdient". Doch bei allen anderen hinterlässt dieser Film hoffentlich keinen Eindruck, außer der Bestätigung, dass man nicht alles glauben sollte, was einem vorgesetzt wird. Gibson & Co werden sich nun vielleicht über die gelungene Rache an den Paparazzi freuen, doch genau die wird dieser Film wohl furchtbar kalt lassen. Ihrem Ansehen bei der Bevölkerung wird es wohl kaum schaden, denn das war eh noch nie das Beste.

Nachdem übrigens George Clooney, Tom Cruise, Kurt Russell und Vince Vaughn allesamt nicht für die Hauptrolle in diesem Film zur Verfügung stehen wollten, übernahm Cole Hauser diese Rolle. Das macht er jedoch nicht sonderlich gut, so dass man auch aus diesem Grund Mühe hat, seinem Charakter den Star-Status abzukaufen. Als Film an sich ist "Paparazzi" sicherlich nicht abgrundtief schlecht, jedoch bringt er sein Anliegen auf eine Art und Weise rüber, die mehr als fragwürdig erscheint. Und die Moral von der Geschicht': "Solche Filme schaut man nicht." Oder: "Bringe deine Feinde um, besonders wenn sie dich nerven und dir nachstellen. Stellst du dich clever an, hast du mit keinen Konsequenzen zu rechnen und alle werden dich lieben. Mit etwas Glück übernimmt ein Cop die Ermittlungen, der ganz genau weiß, dass du der Mörder bist, aus Sympathiegründen dies jedoch unter den Tisch kehrt." Zum krönenden Abschluss dann noch die widerlichste Szene des gesamten Films, in der Bo und ein Paparazzi einen auf beste Freunde machen. Freund oder Feind? Realität oder Fiktion? Dieser Film ist ein einziges Wirrwarr.



Note: 4-



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