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Per Anhalter durch die Galaxis



Land: USA / Großbritannien
Laufzeit: 109 Minuten
FSK: 6
Starttermin: 9. Juni 2005

Genre: Science-Fiction-Komödie

Regie: Garth Jennings
Drehbuch: Karey Kirkpatrick, Douglas Adams
Darsteller: Martin Freeman, Mos Def, Sam Rockwell, Zooey Deschanel, Warwick Davis, Bill Nighy, Anna Chancellor, John Malkovich, Dominique Jackson, Jack Stanley, Albie Woodington
Kamera: Igor Jadue-Lillo
Schnitt: Niven Howie
Musik: Joby Talbot








Ein paar Wochen zuvor… "Was läuft denn demnächst so im Kino? Mal schauen. "Per Anhalter durch die Galaxis". Müsste man eventuell das Buch gelesen haben, aber Science Fiction ist nun wirklich nicht so mein Ding. Was? Science Fiction spielt gar keine so große Rolle, denn es ist in erster Linie ein witziges Buch? Na dann, immer her damit. Ist ja wirklich ganz witzig. Ziemlich witzig um genau zu sein. Ziemlich genial um noch genauer zu sein. Wow. Kino, ich komme!" Dies waren damals meine Gedanken, doch schon zu diesem Zeitpunkt war mir ziemlich klar, dass die Frage nach Besichtigung des Films nicht lauten würde: "Ist die Umsetzung gescheitert?", sondern "Wie sehr ist sie gescheitert?". Die Qualität des Kultbuchs aus der Feder von Douglas Adams 1:1 auf den Film zu kopieren, ist unmöglich, bestenfalls unwahrscheinlich. Durch einen dummen Zufall hätte es vielleicht entgegen aller Erwartungen anders kommen können, doch dumme Zufälle gibt es leider nur in den geschriebenen Worten des Douglas Adams.

Nachdem alle Nicht-Kenner des Werkes darüber informiert wurden, dass Delfine die weitaus klügeren Lebewesen sind als die Menschen, beginnen wir einen neuen Tag an der Seite von Arthur Dent (Martin Freeman), einem Durchschnittstypen wie du und ich. Er entdeckt einen Bulldozer vor seinem Haus - und liegt im nächsten Moment auch schon davor, um den Bau einer Umgehungsstraße zu verhindern, zu dessen Zweck Arthurs Haus dem Erdboden gleich gemacht werden müsste. Da taucht sein Freund Ford Prefect (Mos Def) auf, der sich im Übrigen als Außerirdischer entpuppt, und überzeugt ihn von der Belanglosigkeit dieser Problematik - denn in wenigen Minuten wird nicht mehr nur von diesem Haus, sondern von der gesamten Erde keine Spur mehr übrig sein. Auch sie soll einer Umgehungsstraße weichen - quer durch die Galaxis. Glück im Unglück für Arthur, denn gemeinsam mit Ford reist er von nun an per Anhalter durch eben diese Galaxis. Auf ihrer Reise treffen die Beiden auf hässliche und dümmliche Bürokraten, einen durchgedrehten Präsidenten, einen manisch-depressiven Roboter und eine alte weibliche Bekannte.

Wie soll man ein Buch auf die große Leinwand bringen, das seine Reize nicht aus einer intelligenten Handlung, sondern ausschließlich seinem Wortwitz bezieht? Ein Problem, für das auch Regisseur Garth Jennings keine Lösung gefunden hat. Wenn Bücher mein bevorzugtes Medium wären, würde ich sicherlich nicht diese Seite betreiben, aber ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass es weitere Exemplare gibt, die ebenso verrückt sind und trotzdem einfach nur begeistern. In Douglas Adams' Universum wimmelt es nur so vor Absurditäten und Albernheiten, die aber schon wieder so unglaublich witzig sind, weil sie dem Leser als etwas vollkommen Gewöhnliches verkauft werden. Man darf weder das Buch ernst nehmen, noch nimmt es sich selbst ernst, aber es erzählt seine Geschichte stellenweise in solch einem dermaßen überzogenen Ernst, dass man kaum fünf Zeilen am Stück schafft, ohne einen Lachkrampf zu bekommen. Misst man die Verfilmung daran, ist sie gescheitert, betrachtet man sie jedoch als eigenständiges Werk, so darf man ihr zumindest die Bezeichnung "Durchschnitt" anheften.

Das größte Problem besteht darin, dass die Grenze zwischen albern und Selbstparodie schon im Buch nur hauchdünn ist, doch da meistert Adams diesen Spagat bravourös. Garth Jennings gelingt dies leider nicht. Man bekommt schon fast ein wenig Mitleid, weil man das Bemühen ohne Zweifel erkennt, jedoch in vielen Szenen genau der falsche Ton getroffen wird. Natürlich hängt vieles auch davon ab, wie man sich schon beim Lesen die Dialoge und Charaktere vorgestellt hat. Wer sich Marvin (Warwick Davis) beispielsweise nicht nur als permanent depressiven, sondern gleichfalls zynischen Roboter vorstellt, so wie ich es getan habe, hat schon verloren, wobei der kleine Trauerkloß wohl trotzdem die meisten Lacher für sich verbuchen kann. Jedoch sei jedem selbst die Meinung überlassen, ob die Charaktere in etwa dem eigenen Erwartungsbild entsprechen; ein Blick auf ein Filmplakat oder ähnliches sollte da schon weiterhelfen.

Doch immerhin: "Per Anhalter durch die Galaxis" hat auch seine positiven Seiten. Auf ein hohes Budget konnte Jennings wahrscheinlich nicht zurückgreifen, doch trotzdem können sich Kulissen und Effekte im Film sehen lassen. Geschickt werden die wenigen Szenen aufgegriffen, die sich dank Filmtechnik eindrucksvoller darstellen lassen als beim Lesen eines Buches - beispielsweise die Zerstörung der Erde. Auch der intergalaktische Reiseführer "Per Anhalter durch die Galaxis", den man ebenso stets bei sich haben sollte wie ein Handtuch, wird interessant umgesetzt, nämlich durch witzige Animationen. Weniger auf Zustimmung wird sicherlich die Tatsache stoßen, dass gut die Hälfte der Handlung des Films nicht im Buch zu finden ist, beispielsweise die Entführung von Trillian (Zooey Deschanel). Doch allen Nörglern sei gesagt: Douglas Adams hat noch am Drehbuch mitgewirkt und ist somit mitverantwortlich für diese neuen Passagen. Und erstaunlicherweise enthalten diese auch die besser gelungenen Gags. Besonders in Deutschland kommen Bürokratenwitze selbstverständlich ganz hervorragend an.

Auf große Namen wurde in Sachen Schauspieler verzichtet - keine schlechte Idee. Erstens wird die Aufmerksamkeit somit mehr auf den Film an sich und weniger auf die Darsteller gelenkt und zweitens machen diese ihre Sache sowieso richtig gut. Hervorzuheben ist hierbei Sam Rockwell, der den Präsidenten der Galaxis, Zaphod Beeblebrox, gekonnt in Szene setzt, auch wenn sich einige sicherlich an der Umsetzung seiner beiden Köpfe stören werden. Womit ich jedoch hadere, ist die zusätzliche Liebesgeschichte um Arthur und Trillian, die in diesem Film ja nun wirklich nichts zu suchen hat. Hoffentlich lag darin nicht die Absicht zu Grunde, romantische Gefühle beim Zuschauer zu wecken, denn das geschieht garantiert nicht.

Ein wenig kurios wirkt das alles schon. Da werden 45 von 90 Minuten der Handlung mit Szenen gefüllt, die so in dem Buch keineswegs vorkommen, und andererseits massenhaft witzige Elemente ausgelassen. Dies lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass es sich nicht um eine Verfilmung, sondern eine Neuinterpretation handelt. Wer das Buch nicht gelesen hat und somit nicht weiß, an welchen Stellen man eigentlich lachen soll, beziehungsweise wie genau viele humoristische Einlagen eigentlich gemeint sind, der wird an diesem Film vielleicht noch weniger Spaß haben als Adams-Fans. Bei diesen wiederum hängt es ganz davon ab, wie sehr die Umsetzung der eigenen Phantasie entspricht und vielleicht stimmen Film und Vorstellung ja sogar überein. Wie gesagt: Das Bemühen ist den Machern ganz klar anzumerken, aber sie sind auch nur Menschen. Da hilft dann leider auch der gut gemeinte Ratschlag auf dem Buchrücken des Anhalters nicht mehr.



Note: 4+



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