Saw 2
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Land: |
USA |
Laufzeit: |
93 Minuten |
FSK: |
18 |
Starttermin: |
9. Februar 2006 |
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Genre: Psycho-Thriller
Regie: |
Darren Lynn Bousman |
Drehbuch: |
Darren Lynn Bousman, Leigh Whannel |
Darsteller: |
Donnie Wahlberg, Tobin Bell, Shawnee Smith, Dina Meyer, Eric Knudsen, Franky G., Glenn Plummer,
Emmanuelle Vaugier, Beverly Mitchell
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Kamera: |
David Armstrong |
Schnitt: |
Kevin Greutert |
Musik: |
Charlie Clouser |
Jahrelang versuchte ein gewisser Darren Lynn Bousman für seinen geplanten Film "The Desperate" finanzielle Mittel aufzutreiben, doch niemand wollte die Finanzierung übernehmen - zu brutal sei er. Später fanden sich dann doch noch ein paar Produzenten, die mit Hilfe von "The Desperate" aus einem anderen Film - "Saw" - Kapital schlagen wollten. Nach dessen Erfolg an den Kinokassen jedoch wurde umgesattelt und aus "The Desperate" "Saw 2". Zwar musste das Script nun noch etwas überarbeitet werden, doch dazu erhielt Bousman Unterstützung von Leigh Whannel, einem der Autoren des ersten Teils. 25 Tage dauerten die Dreharbeiten und fertig war eine Fortsetzung, die ganz verschiedene Erwartungen hervorruft. Hoffnung - auf einen ebenso packenden und wendungsreichen Thriller wie sein Vorgänger. Angst - davor, dass sich die Geschichte wieder einmal wiederholt und der zweite Teil dem Ersten nicht ansatzweise das Wasser reichen kann. Und natürlich Entsetzen bei einigen, dass solch ein "kranker Scheiß" in die zweite Runde geht. Was soll man sagen? Von jedem ist etwas dabei. Schlechter als Teil 1, jedoch ebenso spannend und in Sachen Gewalt ebenso wenig zimperlich. Noch eine kleine Anmerkung: Wer den ersten Teil noch nicht gesehen hat und dies noch vorhat, sollte sofort aufhören, zu lesen.
Welch gigantischer Erfolg für die Polizei: Der Puzzle-Mörder (der ja eigentlich kein Mörder ist, da er seine Opfer nie selbst umbringt) Jigsaw (Tobin Bell), von nun an John genannt, hat an einem Tatort einen Hinweis auf sein Versteck hinterlassen. Nicht ohne Verluste, letztendlich jedoch erfolgreich, gelingt es, John festzunehmen. Selbstverständlich stellt sich schon schnell heraus, dass der krebskranke Psychopath noch ein Ass im Ärmel hat, das sich wirklich gewaschen hat: Das anwesende SWAT-Team unter der Leitung von Eric (Donnie Wahlberg) und Kerry (Dina Meyer) entdeckt ein halbes Dutzend Monitore, die ein weiteres grausames Spiel enttarnen.
Wieder wurden Menschen eingeschlossen. Diesmal jedoch nicht zwei, sondern ganze acht, und zwar in einem Haus. In drei Stunden wird sich die Tür öffnen, doch der Haken an der Sache ist: Finden sie nicht die acht Spritzen mit den Gegenmitteln, die Jigsaw versteckt hat, wird das ihnen injizierte Gift bereits nach zwei Stunden Wirkung zeigen und sie umbringen. Selbstverständlich sind die Spritzen nicht hinter einer Gardine versteckt, sondern eingebettet in tödliche Fallen, in denen die acht anwesenden Personen ihren Lebenswillen unter Beweis stellen müssen. Zusätzliche Brisanz erhält diese Konstellation durch die Tatsache, dass sich unter ihnen Amanda (Shawnee Smith), die im ersten Teil von Jigsaw mit einer umgekehrten Bärenfalle konfrontiert wurde und dieser entkam, sowie Erics Sohn Daniel (Eric Knudsen) befinden. Während sich die Lage innerhalb des Hauses drastisch zuspitzt, entwickelt sich zwischen Eric und John ein regelrechtes Psycho-Duell. Und so nimmt das Spiel wieder seinen Lauf…
Werfen wir mal einen Blick auf die Liste der Beteiligten an "Saw 2". Wie bereits erwähnt, wurde James Wan auf dem Regiestuhl durch Darren Lynn Bousman ersetzt. Auch im zweiten Teil schreiben Regisseur und Drehbuchautor gemeinsam am Drehbuch, nur mit dem Unterschied, dass auch hier eben dieser Wechsel stattgefunden hat und Leigh Whannel dieses Mal nicht noch zusätzlich als Darsteller auftritt. Wieder mit an Bord sind David Armstrong, Kevin Greutert und Charlie Clouser; die Verantwortlichen für Kamera, Schnitt und Musik. Die größten Veränderungen haben natürlich im Cast stattgefunden, wobei man jedoch auch hier auf alte Bekannte trifft. Neben den bereits erwähnten Tobin Bell (Jigsaw/John) und Shawnee Smith (Bärenfallen-Amanda) wäre da Dina Meyer, die im ersten Teil einen deutlich kleineren Part hatte und nur kurz zu sehen war (beispielsweise an jenem Tatort, wo sich ein Opfer durch Stacheldraht quälen sollte, bevor sich die Luke schließt). Bis auf James Wan sind also im Grunde wieder alle wichtigen Personen dabei und selbst er erfüllt noch eine Funktion als Produzent - keine schlechten Vorraussetzungen für eine Fortsetzung.
Beginnen wir mit etwas Positivem. Wüsste man nicht, dass hier ein anderer Mensch Regie führt - man würde es nicht merken. Bousman gelingt es auf beeindruckende Art und Weise, sich dem Stil Wans anzupassen, beziehungsweise ihn fortzuführen und etwas weiterzuentwickeln. Er ist sich der Qualität dessen, was er aus dem ersten Teil aufgreift, ganz genau bewusst. So macht er dem Zuschauer gleich zu Beginn klar, dass er sich im richtigen Film befindet, wenn er eines von Johns Opfern auf einen Stuhl und ihm eine Eiserne Jungfrau in Kleinformat auf den Kopf setzt und gleich einmal dafür sorgt, dass sich der Kinosaal das erste Mal deutlich leert - denn der Schlüssel, der benötigt wird, um sich innerhalb von einer Minute aus der Falle zu befreien, befindet sich an einem Ort, an dem er immer gut zu sehen ist. Wer jetzt nicht weiß, was gemeint ist, wird es zu Beginn des Films erfahren. Neben einem geschickten Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers, greift Bousman hier auf ähnliche stilistische Mittel zurück, wie sie im ersten Teil in jener Szene angewendet wurden, in der sich Amanda von ihrer Bärenfalle befreien musste. Der Film ist keine drei Minuten alt, entlockt seinen Zuschauen das erste "na lecker" - und los geht's.
Abgesehen davon baut Bousman auch an vielen anderen Stellen Verweise auf "Saw" ein. So erinnert eine der Todesfallen, die auf die acht Gefangenen warten, in der Inszenierung ihrer Wirkung an eine bestimmte Szene aus dem ersten Teil. Ebenso werden auch die Figuren Lawrence Gordon und Adam kurz aufgegriffen und in einem bestimmten Zusammenhang sogar Szenen aus Teil 1 mit eingestreut. Die größte Referenz bildet jedoch der Score am Ende des Films. Jene Musik, die dem Zuschauer am Ende des ersten Teils zu Ohren kam, als Adam erkannte, dass auch Zep nur ein Teil des Spiels war und sein eigentlicher Entführer die ganze Zeit über wenige Meter von ihm entfernt auf dem Boden lag. Wenn es dann soweit ist, steigert sich beim Zuschauer unweigerlich die Spannung und das Hoffen auf eine ebenso geniale Wendung beginnt. Kein vergebliches Hoffen, jedoch eines der Sorte, das man sich trotzdem sparen sollte. Eigentlich war es gar nicht möglich, dem Publikum erneut einen dermaßen gewaltigen Schlag zu versetzen: Woran es scheitert? Einiges lässt sich bereits nach wenigen Minuten erahnen, anderes macht nicht ganz so viel Sinn. Jedoch ist das Ende immer noch kreativ genug, um als gelungen bezeichnet werden zu können und wer, anders als ich, nicht schon zu Beginn auf die Idee kommt, wie der große Paukenschlag am Ende aussehen könnte, wird sicherlich bedeutend größere Freude daran haben.
Stellt sich nun noch die Frage, was zwischen dem gelungenen Auftakt und dem gerade noch so gelungenen Ende eigentlich los ist. Zunächst einmal sollte sich jeder, der den ersten Teil schon als arg unlogisch und dämlich betrachtet hat, lieber zwei Mal überlegen, ob er diesen Film wirklich sehen möchte. Es gibt zwar bedeutend dümmere Filme (kürzlich: "The Dark"), doch muss man sich immer mal wieder fragen, was das hier eigentlich soll. Entweder sind es Übertreibungen, kleine Unglaubwürdigkeiten oder andere Dinge, die da noch anfallen. Wie gesagt: Auch beim ersten Teil entdeckt man einige Lücken in der Story, doch diese werden bravourös dadurch kaschiert, dass sie einem höheren Ziel dienen; sie sind Grundlage dafür, dass es dem Film umso mehr gelingt, zu schockieren. Da "Saw 2" weniger schockt und dafür etwas an Dummheit zulegt, geht es mit der Qualität natürlich ein bisschen nach unten. Gott sei Dank ist es zumindest geglückt, konstant gute Spannungsmomente zu setzen. Wenn mit zunehmender Laufzeit beispielsweise einer der Gefangenen völlig die Nerven verliert, wirkt das nicht - wie zu befürchten - lächerlich, sondern eher bedrohlich.
Interessant wird "Saw 2" auch durch einen Aspekt, der die beiden Teile grundlegend voneinander unterscheidet. Während "Saw" von der Ungewissheit lebte, um wen es sich denn nun bei Jigsaw handelt, sitzen sich Polizei und Wahnsinniger nun Auge in Auge gegenüber. Hier werden die Erwartungen absolut erfüllt und es entstehen einige sehr interessante Dialoge. "Saw" wurde ja des Öfteren mit "Sieben" oder "Das Schweigen der Lämmer" verglichen, dabei passt der Vergleich bei diesem Teil thematisch doch viel besser. Was hier noch passt, ist die Einstufung der FSK mit "keine Jugendfreigabe". Welcher der beiden Teile der Härtere ist, ist schwer zu sagen. Anders als im Vorgänger steht hier nicht die Gewalt im Vordergrund, die nur vor dem geistigen Auge abläuft, sondern jene, die für alle sichtbar ist. Wer auf Gemetzel und Blut steht, dürfte an diesem Teil noch mehr Freude haben, Freunde der bloßen Andeutung hingegen bleiben auf der Strecke. Egal was passiert, Kamera und Zuschauer sind dabei. Eine Herausforderung für die Nerven sind beide Filme allemal.
Nun noch einige Worte zu den Leistungen der Schauspieler. Hier sticht einer alle anderen aus, und das ist selbstverständlich Tobin "Jigsaw" Bell. Er offenbart gleichermaßen gekonnt das Leiden an seiner Krankheit, den Wahnsinn, die teilweise verdrehte Moral in seinem Kopf sowie die Intelligenz, die ihn stets als Herrn der Lage erscheinen lässt. Der Rest fällt kaum positiv oder negativ auf. Gelegentlich leistet sich der eine mal einen Aussetzer, kommt aber kurze Zeit später schon wieder ganz gut weg. Definitiv sind die Darsteller nicht schrecklich, wie es einige andere Quellen verlauten ließen.
Es überrascht, doch "Saw 2" erweist sich als insgesamt gelungene Fortsetzung, die keinesfalls das Prädikat "überflüssig" verdient. Wer am ersten Teil seine Freude hatte und über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen konnte, dürfte auch hiermit glücklich werden. "Saw 2" ist nicht so clever oder reich an überraschenden Wendungen wie sein Vorgänger, jedoch spannend genug, um als gute Unterhaltung durchzugehen. Demzufolge darf man sich auf einen bereits angekündigten dritten Teil freuen, bei dem jedoch bislang lediglich Tobin Bell auf der Beteiligtenliste steht. Dummes Sprichwort, aber aller guten Dinge sind nun mal drei.
Note: 2-
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