Archiv


Kritiken

Kurzkommentare

Meine Meinung

News

Umfragen
Shaun of the Dead



Land: Großbritannien / USA
Laufzeit: 96 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 30. Dezember 2004

Genre: Zombie-Komödie

Regie: Edgar Wright
Drehbuch: Simon Pegg, Edgar Wright
Darsteller: Simon Pegg, Nick Frost, Kate Ashfield, Nicola Cunningham, Dylan Moran, Lucy Davis, Penelope Wilton, Bill Nighy, Jessica Stevenson, Peter Serafinowicz, Rafe Spall, Keir Mills, Matt Jaynes, Gavin Ferguson, Horton Jupiter, Tim Baggaley, Arvind Doshi, Sonnell Dadral, Samantha Day, Trisha Goddard, Mark Donovan, Krishnan Guru Murthy
Kamera: David M. Dunlap
Schnitt: Chris Dickens
Musik: Daniel Mudford, Pete Woodhead








Fans des guten alten britischen Humors dürfen - nein - müssen vielmehr wieder den Gang in die deutschen Kinos antreten. Doch Vorsicht: Wer harmlose Familienunterhaltung erwartet, wird schon sehr bald von der blutigen "Realität" eingeholt. "Shaun of the Dead" beschäftigt sich nicht mit dem Kampf der Geschlechter oder irgendwelchen anderen Nebensächlichkeiten, sondern einem Genre, das von vielen Seiten häufig heftig kritisiert wird. Zombie-Horror - in den letzten Jahren durch "28 Days Later", dem "Dawn of the Dead"-Remake und dem "Resident Evil"-Duo einer wahren Wiederbelebung unterzogen. Da Vertreter dieses Genres in der Regel "keine Jugendfreigabe" erhalten, zeigt sich auch deren Parodie stellenweise äußerst gewalttätig - ein Umstand, der jedoch letzten Endes womöglich gerade den Reiz dieses Films ausmacht.

Shaun (Simon Pegg), der Titel gebende Hauptcharakter, steckt in einer Zwickmühle: Auf der einen Seite sein geliebtes Pub "Winchester" und sein langjähriger, bester, fauler, nichtsnutziger Freund Ed (Nick Frost); auf der anderen Seite seine Freundin Liz (Kate Ashfield), die sich an eben jenen Umständen stört - immer muss Ed dabei sein, immer endet ein romantischer Ausflug im "Winchester". Es kommt, wie es kommen muss: Liz zieht einen Schlussstrich unter diese Beziehung. Zutiefst deprimiert besäuft Shaun seinen Frust im Alkohol, natürlich gemeinsam mit Freund Ed im zweiten Wohnzimmer, dem "Winchester". Am nächsten Morgen müssen die Beiden allerdings eine schreckliche Entdeckung machen: In London wimmelt es plötzlich nur noch so vor Untoten. Kurzerhand entwerfen sie einen Plan, der es vorsieht, Shauns Mutter und Freundin einzusacken und zu dem sichersten Ort der Stadt zu bringen: dem "Winchester".

Dass dieser Film so hervorragend gelingt, ist im Grunde zwei Personen zu verdanken: Regisseur Edgar Wright und Hauptdarsteller Simon Pegg, welche zusammen zusätzlich für den Entwurf des Drehbuchs verantwortlich sind und ihre Arbeit in allen Belangen zufrieden stellend erledigen. Die Gagdichte, besonders zu Beginn und gegen Ende, ist zugegebenermaßen gar nicht mal so außerordentlich hoch, dafür begeistern jedoch vereinzelte schlichtweg geniale Ideen sowie die stetig vorherrschende düstere Grundstimmung, die einem permanent vor Augen führt, dass hier ein blutiger, wenn auch äußerst komischer Horrorfilm abläuft. Manche Witze sind furchtbar albern, was gar nicht mal so negativ gemeint ist, und vorhersehbar; dies lässt sich nicht bestreiten; die Mehrzahl jedoch kommt ziemlich überraschend und angenehm frisch daher, was sich unter anderem darauf begründet, dass sie teilweise sehr makaber ausfallen: Gerade die (beabsichtigt übertriebene) Brutalität vieler Szenen erzeugt beim Zuschauer eine Mischung aus Schockreaktion und Lachanfall. Auch die Charaktere sind clever geschrieben, so dass speziell deren Reaktionen auf bestimmte Ereignisse weiteren Stoff für Erheiterung liefern.

Dementsprechend müssen natürlich auch die Darsteller gelobt werden, die dies erst ermöglichen, allen voran Simon Pigg. Es ist einfach herrlich, mit anzusehen, wie sein Charakter Shaun früh am Morgen zum Supermarkt marschiert und die ihn umgebenden Zombies überhaupt nicht wahrnimmt oder später auf seine mit Zombies überfüllte Umgebung reagiert - an seinem Körper das Hemd, das er gewöhnlich auf der Arbeit trägt, wodurch sein Auftreten zusätzlich komisch wirkt. An seiner Seite ist Nick Frost, der Darsteller des etwas dümmlichen besten Freundes Ed, der gelegentlich nur einzelne Worte in den Raum werfen muss, um gewaltige Lacher zu ernten. Der Rest der Schauspielercrew ist eher schmückendes Beiwerk, aus dem allenfalls Nicola Cunningham, die Filmmutter Mary, besonders hervorsticht. Gewöhnlich erinnert ihr Gesichtsausdruck an den eines Zombies, was für eine denkwürdige Szene nicht ohne Bedeutung ist.

Abseits der ganzen Lacher, die das Drehbuch für den Zuschauer bereithält, überrascht vor allem die ausgezeichnete Optik, in der sich "Shaun of the Dead" präsentiert. Die Zombies wirken stellenweise doch recht gruselig, manche Effekte sind sicherlich nicht billig gewesen (oder schaffen es jedenfalls, so zu wirken) und rein atmosphärisch lässt sich sowieso überhaupt nichts aussetzen. Wenn der Film gelegentlich von den Pfaden der Parodie weicht, schafft er es erstaunlicherweise als knallharter Horrorfilm zu überzeugen, was sich besonders im Schlussteil äußert, als sich Shaun und seine Freunde im "Winchester" verbarrikadieren. Auch akustisch fährt "Shaun of the Dead" alles auf, was man ansonsten in reinen Horrorfilmen erwarten würde, wie zum Beispiel eine Art verstärkter Herzschlag, der im Hintergrund zu vernehmen ist und die üblichen Spannung erzeugenden Geräusche. Ohne Übertreibung: Rein atmosphärisch befindet sich dieser Film auf einer Höhe mit dem reinrassigen Zombieschocker "Dawn of the Dead", der ja seinerseits (gar nicht mal zu Unrecht) vor allem für seine beklemmende Atmosphäre gelobt wurde. Dies soll also schon etwas heißen.

Der Grund dafür, dass "Shaun of the Dead" als Parodie so wunderbar funktionieren kann, liegt darin, dass er zunächst erst einmal als beängstigender Horrorfilm funktioniert. Blutige Effekte, die auch vor den Hauptcharakteren keinen Halt machen; Furcht einflößende Soundeinlagen und schaurige Bilder bilden hierbei die Grundlage - dafür, dass der Film nun einen (manchmal mehr, manchmal weniger gelungenen) Gag nach dem anderen abfeuern kann. Der Film steckt voller versteckter Ironie und vordergründiger makabrer Späße, verfällt aber nur selten ins Lächerliche. Er nimmt sich nicht zu Ernst, überlasst es aber dem Zuschauer, dies von allein festzustellen. "Shaun of the Dead" ist stellenweise so brutal und schockierend, dass es halt schon wieder witzig ist. Er steckt voller Absurditäten und nimmt sich bedingungslos selbst auf die Schippe, parodiert also gewissermaßen nicht nur andere Filme, sondern auch sich selbst Und er ist vor allem Folgendes: typisch britisch, einfach sehenswert.



Note: 2+



Start


zur Hauptseite

Intern


Forum

Gästebuch

Impressum