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Stay



Land: USA
Laufzeit: 99 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 23. Februar 2006

Genre: Psycho-Thriller

Regie: Marc Forster
Drehbuch: David Benioff
Darsteller: Ewan McGregor, Ryan Gosling, Naomi Watts, Bob Hoskins, Janeane Garofalo, Kate Burton, B. D. Wong, Elizabeth Reaser, Amy Sedaris
Kamera: Roberto Schaefer
Schnitt: Matt Chesse
Musik: -








Denkt man an Marc Forster, so bringt man diesen Namen wohl zuerst mit Dramen in Verbindung. 2002 verhalf sein "Monster's Ball" Halle Berry zu einem Oscar und 2005 durfte sich "Wenn Träume fliegen lernen" gleich über sieben Nominierungen freuen, auch wenn am Ende nur ein Gewinn dabei heraus sprang. Anstatt sich in diesem Genre fest zu fahren, geht Forster nun jedoch andere Wege und schreitet auf den Pfaden eines M. Night Shyamalan oder eines David Lynch. Besonders der Vergleich zu letzterem Filmemacher sollte beim kompetenten Kinogänger nun die Alarmglocken läuten lassen: Um an einem Film wie "Stay" seine Freude zu finden, muss man offen für neue, vor allem visuelle Erfahrungen sein und sich damit abfinden können, dass der Film noch weit über den eigentlichen Kinobesuch hinaus geht.

Sam Foster (Ewan McGregor) ist Psychiater von Beruf. Sein aktueller Fall: Henry Letham (Ryan Gosling). Seit einem schweren Autounfall leidet der Mann an einer Amnesie. An sich nicht so spektakulär, doch auf Grund gewisser Tatsachen gewinnt dieser Fall rasch an Brisanz: Henry kann das Wetter vorhersagen, hört merkwürdige Stimmen und offenbart, dass er sich in drei Tagen umbringen wird. Für Sam beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, in die Psyche dieses Mannes einzudringen, der jedoch immer groteskere Züge annimmt. Es tauchen Personen auf, die eigentlich tot sein müssten und nicht nur dies lässt Sam bei seinen Untersuchungen immer mehr an seinem Verstand zweifeln. Jedes weitere Wort könnte bereits zu viel verraten und einen dieser wunderbaren Momente, in denen man sich fragt "was zum Teufel…?", zerstören. So werde ich meine Ausführungen kurz und sehr allgemein halten.

An der Regie von Marc Forster lässt sich nicht im Geringsten auch nur eine Kleinigkeit aussetzen. Er bringt einen eigenen visuellen Stil in diesen Film ein, der vielen anderen Filmen bedauerlicherweise fehlt. Ungewöhnliche Kameraperspektiven, traumartige Sequenzen und interessante Szenenübergänge bilden nur einen kleinen Teil seines Repertoires. Bemerkenswert daran ist die Tatsache, dass hinter all dem auch noch ein Sinn steckt. Nehmen wir die Szenenübergänge: Anstatt eines Schnittes fährt die Kamera häufig von einem Schauplatz zum Nächsten, so dass es sich anfühlt, als ob im Film währenddessen überhaupt keine Zeit vergangen ist. Man muss sich das ungefähr so vorstellen, dass die Kamera von einem Zimmer in ein anderes schwenkt, in dem aber dieselben Personen sitzen. Diese zunächst etwas gewöhnungsbedürftige Vorgehensweise stellt sich vor allem deshalb als sehr clever heraus, weil sie durch die späteren Erkenntnisse schon fast gerechtfertigt wird. Auch läuft Sam beispielsweise mit etwas zu kurzen Hosen herum - selbst das hat seinen Grund.

Über die Arbeit des Drehbuchautoren David Benioff werde ich - wie gesagt - nicht viele Worte verlieren. Wichtig zu sagen ist, dass sich die Handlung wirklich konstant weiterentwickelt und man viel mehr als nur einmal ungläubig auf die Leinwand starrt. Wenn es dann merklich auf das Ende zugeht, beginnt man sogar, unruhig im Sessel umher zu rutschen, da man richtig fühlt, dass etwas Großes bevorsteht. Und da sind wir auch schon beim Ende. Klar ist, dass man nach all dem Wirrwarr zuvor nicht weniger als einen Hammer erwartet. Fakt ist: Sonderlich originell ist die Erklärung, die man erhält, eigentlich nicht. Fakt ist aber auch, dass sie wirklich alles zu erklären scheint und mit ihr in dieser Form wohl nicht zu rechnen war. Fakt ist aber vor allem auch, dass es am Zuschauer liegt, die Puzzleteile zusammen zu fügen. "Stay" liefert den Ansatz einer Erklärung, dem Zuschauer ist anschließend das Denken überlassen, was nicht wirklich schlimm ist, da man nach einiger Zeit auch auf des Rätsels Lösung kommt Für wen jedoch der Film mit Beginn des Abspanns in jeder Hinsicht zu Ende ist - nun ja, für diese Menschen ist "Stay" definitiv nicht gemacht. Es ist wirklich mal eine Wohltat, dass der Intelligenz des Zuschauers Vertrauen geschenkt wird, denn - wie gesagt - man kommt drauf.

Bemerkenswerte schauspielerische Leistungen sollten schließlich noch Erwähnung finden, wobei sich die drei Wichtigsten auf etwa gleichem Niveau befinden. Dass Ewan McGregor etwas verstärkt in den Blickpunkt gerät, ist aber natürlich auch klar. Ein Problem stellt dies für ihn nicht dar, denn besonders wenn sich die mysteriösen Ereignisse schließlich immer mehr häufen, folgt das Publikum fasziniert den Handlungen McGregors. Allein seine Blicke in manch einer Situation sind einfach so wunderbar. Ryan Gosling hingegen zelebriert die Undurchschaubarkeit. Nicht nur Sam, sondern auch der Zuschauer beißt sich an dem Charakter Henry die Zähne aus. "Warum nur will er sich umbringen?" - unter anderem diese Frage lässt den Zuschauer auch dank Gosling bis zum Ende nicht los. Nun ja, und von Naomi Watts, die Sams Freundin Lila darstellt, wäre sowieso alles andere als eine überzeugende Darbietung eine dicke Überraschung gewesen. Schließlich war es ein gewisses "Mulholland Drive" eines gewissen David Lynch, das sie ganz groß herausbrachte.

"Stay" ist meilenweit vom Mainstream entfernt. Aus diesem Grund muss man wirklich wissen, ob man auf diese Art von Film steht. Denn vieles daran ist gewöhnungsbedürftig und die Tatsache, dass der Film mit Beginn des Abspanns die grauen Zellen erst so richtig in Bewegung bringt, wird für einige auch schon mehr als Abschreckung sein. Lässt man sich jedoch auf diese kleine Perle ein, erlebt man sicherlich einen der außergewöhnlichsten Filme des Kinojahres - das lässt sich wohl jetzt schon sagen. Er lädt dazu ein, ihn sich immer und immer wieder anzusehen, mehr und mehr zu verstehen und immer wieder kleine Details zu erhaschen. Auch auf einen sicherlich vorhandenen Audiokommentar auf der DVD darf man sich jetzt schon freuen. Trotz eines Endes, das weniger originell ist, als man es sich vielleicht erhofft hätte, aber auf Grund der Tatsache, dass dieser Film so verdammt clever und in seiner Aufmachung genial ist, bekommt er eine 1 - wenn auch mit einem "minus" hinten dran.



Note: 1-



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