Superman Returns
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Land: |
USA |
Laufzeit: |
154 Minuten |
FSK: |
12 |
Starttermin: |
17. August 2006 |
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Genre: Comic-Action
Regie: |
Bryan Singer |
Drehbuch: |
Michael Dougherty, Dan Harris, Bryan Singer |
Darsteller: |
Brandon Routh, Kate Bosworth, Kevin Spacey, James Marsden, Frank Langella, Eva Marie Saint,
Parker Posey, Sam Huntington, Kal Penn |
Kamera: |
Newton Thomas Sigel |
Schnitt: |
John Ottman, Elliot Graham |
Musik: |
John Ottman |
Bryan Singer - relativ jung, dynamisch, erfolgreich. Der Prototyp des Regisseurs im 21. Jahrhundert also. Wenn man ihn so über seine Projekte, Ideen und Vorstellungen reden hört und den ganzen Enthusiasmus und die Begeisterung in seiner Stimme bemerkt, dann kann man nur zu der Schlussfolgerung kommen, dass es sich bei ihm um einen wahren Freak handelt. Einen Film-Freak und Perfektionisten, der 1995 das Thriller-Genre mit seinen "Üblichen Verdächtigen" revolutioniert und die spektakuläre Schlusswendung ins Leben gerufen hat und um die Jahrtausendwende mit seinem - zugegebenermaßen etwas überschätzten - "X-Men"-Doppelpack Mitbegründer des neuen Comic-Booms war. Wenn solch ein Mann nun ein Projekt wie "Red Sun" (so der Fake-Arbeitstitel) in Angriff nimmt, kann ja eigentlich nichts schief gehen. (Kleine Anmerkung: Mit diesem Film tauche ich im Grunde erst ins "Superman"-Universum ein und kann demzufolge keine Vergleiche zu den Vorgängern anstellen oder die Nähe zu den Comics unter die Lupe nehmen.)
Nach fünf Jahren kehrt Superman (Brandon Routh) wieder zur Erde zurück, doch wo ist er gewesen? Astronomen lieferten Hinweise und ihm somit Hoffnung auf die Noch-Existenz seines Heimatplaneten Krypton - doch Superman kam, sah nichts und verschwand wieder. In dieser Zeit hat seine große Liebe Lois Lane (Kate Bosworth) einen Artikel verfasst, der ihr nun den Pulitzer Preis einbringen wird: "Warum die Welt Superman nicht braucht". Doch damit ist die Palette der Überraschungen für Superman, beziehungsweise sein Alter Ego Clark Kent noch nicht geleert, denn Lois ist mittlerweile mit einem anderen Mann zusammen und hat einen Jungen zur Welt gebracht. Auch von anderer Seite warten auf den Mann aus Stahl nicht gerade erfreuliche Neuigkeiten: Lex Luthor (Kevin Spacey) befindet sich auf freiem Fuß und schmiedet bereits Pläne, die Millionen - nein, Milliarden - von Menschen das Leben kosten werden. Es gibt also allerhand zu tun für Kal-el, um sein Superhelden-Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Ähnlich wie im Fall von Christopher Nolans gelungener Neuinterpretation "Batman Begins" verbirgt sich auch hinter "Superman Returns" eine Mammut-Entstehungsgeschichte. Immer mal wieder standen große Namen auf der Cast/Crew-Liste, wurden dann jedoch wieder gestrichen oder ließen sich freiwillig streichen. So wurden beispielsweise mal Tim Burton und Brett Ratner (der stattdessen "X-Men 3", den knappen Punktsieger gegenüber "Returns", in Angriff nahm) als Regisseure gehandelt, die jedoch aus unterschiedlichen Gründen dann doch keine Umsetzung in Angriff genommen haben. Mal gab es Meinungsverschiedenheiten im kreativen Bereich, mal wäre das Budget zu stark überschritten worden. Ironischerweise ist "Returns" nun mit 263 Millionen Dollar Produktionskosten der teuerste Film aller Zeiten (aber keine Angst - Sam Raimi schickt sich bereits an, mit "Spider-Man 3" nächstes Jahr die 300-Millionen-Dollar-Marke zu knacken - das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen).
Neben diversen Regisseuren und Drehbuchautoren (z.B. "Lost"/"Alias"-Schöpfer J.J. Abrams) wurden natürlich auch jede Menge Namen gehandelt, die mit ihrer Präsenz vor der Kamera hätten glänzen können. Als Lois Lane: Mischa Barton, Claire Danes, Scarlett Johansson, Keira Knightley, Keri Russell und "24"-Schönheit Elisha Cuthbert. Als Clark Kent: Jason Behr, Matthew Bomer, David Boreanaz, Henry Cavill, Brendan Fraser, Josh Hartnett, Ashton Kutcher, Jerry O'Connell, Jared Padelecki, Paul Walker und Ian Somerhalder, den Abrams gleich von Mystery Island hätte mitbringen können. Als Jor-El, Supermans Vater: Johnny Depp und Anthony Hopkins. Und schließlich als Lex Luthor: ebenfalls Johnny Depp und "Titanic"-Bösewicht Billy Zane. Die, die es letztendlich geworden sind, unterzeichneten den Vertrag, ohne das Drehbuch gelesen zu haben. Auch ein Beleg für den Wert des Namens Bryan Singer, der wiederum den Zuschlag nach dem Erfolg von "Batman Begins" erhielt. Denn den fand das Studio aufgrund seiner Bodenständigkeit so beeindruckend, dass es Singer für den Richtigen hielt, mit "Returns" Ähnliches anzustellen.
Ok, genug zur Vorgeschichte, beschränken wir uns von nun an aufs Wesentliche. Supermans Rückkehr - es stellt sich die Frage, ob sie zu der Sorte gehört, die wirklich von Nöten ist. Betrachtet man nur das Drehbuch, so muss die Antwort wohl "nein" heißen. Die 08/15-Story, die sich über gut 150 Minuten erstreckt, bietet weder Neues, noch hält sie große Überraschungen parat. Zudem ist das alles, was sich hier so ereignet - was eigentlich gar nicht so viel ist - in ungefährer Form bereits einige Zeit im Voraus zu erahnen. Doch trotzdem: Am Ende geht "Returns" für kurze Zeit einen Weg, der so nicht unbedingt zu erwarten war. Außerdem besitzt die Story trotz all ihrer Beschränktheit immer noch diesen gewissen Comic-Heft-Charme, so dass man sich gar nicht wirklich an ihr stören kann.
Vergessen wir nun aber nicht den Mann, der den Unterschied macht: Bryan Singer. Aus dem Drehbuch von Christoph McQuarrie formte er das "Verdächtigen"-Meisterwerk und auch hier ist ihm ein gewisser Qualitätssprung zu verdanken. Die Gegensätze Bombast-Action und ruhig-besinnliche Momente sorgen beide auf ihre Art für die eine oder andere grandiose Sequenz. So liefert uns Singer den mit Abstand spektakulärsten Flugzeug-Absturz der Filmgeschichte, der dem Zuschauer ein rasant-irres Geschwindigkeitsgefühl beschert und für kurze Zeit die Tatsache, dass er sich in einem Kinosaal befindet, vergessen lässt. Und während sich noch im Trailer leise Bedenken geäußert haben, dass der fliegende Superman etwas lächerlich daherkommen könnte, haben sich diese im Film nun vollends zerschlagen. Wenn unser Held durch den Himmel rast, mal bei Nacht, mal bei Wolkenverhangenem Sonnenuntergang, dann ist das einfach nur wunderschön anzusehen.
Für die passende musikalische Untermalung sorgt John Ottman (den Singer ebenso wie Kevin Spacey und Kameramann Newton Thomas Sigel aus den "Verdächtigen" mitgebracht hat). Als das Flugzeug gen Erde rast, Superman hinterher und Singer und Ottman mit Bild und Musik gleichermaßen das Tempo anziehen, möchte man diese Szene am Liebsten nie am Ende wissen. Ebenso verhält es sich mit einer Szene, in der Superman vom Himmel fällt. Ebenfalls eingefangen in beeindruckenden Bildern, untermalt von fast schon traurig stimmender Musik - der Gänsehautmoment dieses Filmes. Ja, "Superman Returns" ist wahrlich ein Fest für die Sinne, in dem geschickt im Wechsel Tempo herausgenommen und hinzugeführt werden. In seinen besten Momenten kann man tatsächlich ein wenig im Film versinken. Superman nimmt uns hier mit auf eine imposante, wunderschön anzusehende Reise. Man sieht diesem Film vielleicht nicht an, dass er der Teuerste aller Zeiten ist. Aber man sieht, dass er verdammt teuer ist.
Werfen wir nun mal noch einen Blick auf die heftigst diskutierte Darsteller-Riege. 1. Brandon Routh: Der Schachzug, einem absoluten No-Name zu vertrauen, erweist sich als überaus Kluger. Sicherlich muss Routh hier keine Meisterleistung vollbringen, doch strahlt er als Superman die nötige Souveränität und Stärke aus und als Clark Kent die geforderte Zerstreutheit. Aussetzer in seiner Performance sind mir nicht aufgefallen. 2. Kate Bosworth: So mies wie nahezu überall geschrieben ist ihre Leistung ja nun wirklich nicht (dafür, dass sie wie eine Puppe durchs Flugzeug fällt und ohne Schrammen davon kommt, kann sie ja nichts). Natürlich fehlt es ihrem Charakter an Reife, welche in Anbetracht dessen Vorgeschichte vielleicht erforderlich gewesen wäre. Doch auch dafür kann sie nichts, daran ist das Drehbuch schuld. Bosworth spielt solide. 3. Kevin Spacey: Mal wieder ohne Worte. Dieser Mann ist und bleibt genial. Einer der besten Schauspieler unserer Zeit, vollkommen zurecht bereits mit zwei Oscars ausgezeichnet. Genialität, Witz, Krankhaftigkeit - das sind die Eigenschaften des Lex Luthor, zumindest in diesem Film. Und wenn man sieht, wie Spacey diese transportiert, kann man sich - wie so oft bei ihm - einfach keinen anderen Darsteller mehr für diese Rolle vorstellen.
Es bleibt also festzuhalten: "Superman Returns" ist auf den ersten Blick kein Film, der dieses Kinojahr wirklich bereichert. Oftmals wird er mehr als Remake denn als Fortsetzung angesehen - wer weiß. Er hat zweifelsfrei seine genialen Momente, zu denen auch die Auftritte des Lex Luthor gehören. Ach, es ist einfach solch eine Freude, Spacey zuzusehen. Die Einfallslosigkeit der Story beschäftigt kaum, Längen bleiben größtenteils aus und auch die Liebesgeschichte wird verhältnismäßig gut gemeistert. Man möchte fast meinen, dass Singer die Schwächen des Drehbuchs erkannt hat und ihnen - so gut wie möglich - aus dem Weg geht. Alles in allem ist "Returns" also ein netter Spätsommer-Blockbuster, der über weite Strecken gut unterhält und in Sachen Massentauglichkeit irgendwo zwischen "Pirates of the Caribbean" (sehr) und "X-Men 3" (relativ wenig) einzuordnen ist. Für 2009 ist bereits ein Sequel angekündigt. Und wenn man sich mal die Mühe macht, ein wenig Gehirnschmalz in die Handlung zu investieren, könnte da etwas ganz Großes herauskommen.
Note: 2
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