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Terkel in Trouble



Land: Dänemark
Laufzeit: 81 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 22. Dezember 2005

Genre: Animations-Komödie

Regie: Stefan Fjeldmark, Kresten Vestbjerg Andersen, Thorbjorn Christofferson
Drehbuch: Mette Heeno
Sprecher: Bela B. Felsenheimer
Kamera: -
Schnitt: -
Musik: -








In Deutschland wird "Terkel in Trouble" vermutlich niemand kennen, doch in Dänemark ist die gleichnamige Radio-Serie, die Teil des auf Jugendliche zugeschnittenen, legendären "Borneradio" ist, ein Hit. Vorzustellen hat man sich den Film als eine Mischung aus "South Park", "Beavis & Butthead" und der amüsanten Horror-Parodie "Shaun of the Dead" - nur dass hier die Kinder ihr Fett weg kriegen und nicht die Zombies. Da sich die eben Genannten durch einen doch recht speziellen Humor auszeichnen, dürfte auf jeden Fall klar sein, dass "Terkel in Trouble" nicht den Geschmack jeden Kinogängers treffen wird.

Unsere Hauptperson heißt - welch Wunder - Terkel, ist ein recht normaler Junge und besucht die Klasse 7a. Alles andere als normal sind jedoch seine Verwandten und Bekannten. Da hätten wir seinen Vater, den man noch nicht ein anderes Wort als "nein" hat sagen hören und der Tag ein, Tag aus, immer dieselbe Tageszeitung liest, und seine Mutter, die sich Kettenraucher als Vorbild nehmen dürfen. Tagsüber täuschen sie vor, sich zu streiten, nur um sich nachts ihren besonderen sexuellen Phantasien zu frönen. Fast noch schlimmer ist da Onkel Stewart, dauerbesoffen und ohne Hemmungen, auch Kindern mal eine rein zu hauen. Terkels bester Freund Jason ist ein waschechter Gangster und immer mit Metallstange unterwegs - man weiß ja nie, wozu man mal eine braucht. Nicht zu vergessen Vertretungslehrer Gunnar, der alles etwas ruhiger angehen lässt sowie Sten und Saki, die anderen gerne mal Streiche spielen, und das ist sehr harmlos ausgedrückt. Ihr liebstes Opfer ist eigentlich die fette Rita, doch als das Duo eines Abends von Onkel Stewart verkloppt wird, wendet sich das Blatt und Terkel befindet sich mächtig in Schwierigkeiten. Als ob es nicht schon genug wäre, von den beiden Idioten schikaniert zu werden, scheint ihm nun auch noch jemand nach dem Leben zu trachten. Es ist halt alles so, wie man es noch aus eigenen 7te-Klasse-Zeiten kennt.

Dass der Film in seinem Heimatland die Altersfreigabe "ab 7" (!) und zudem einen Preis als bester Familien-/Kinderfilm (!!!) erhalten hat, ist auf den ersten Blick schon ein wenig erschreckend. Doch wenn man dann erkennt, dass beispielsweise der "South Park"-Film ebenso "ab 7" eingestuft wurde, hat man zumindest eine Art Erklärung dafür. In Deutschland wird es sicherlich auf eine FSK-16 hinauslaufen, also genau so wie die in der Einleitung genannten Beispiele auch. Anlass dafür gibt es zur Genüge: Erwachsene schlagen Siebtklässler krankenhausreif; Menschen zerplatzen und dadurch werden andere mit Blut voll gespritzt; Löffel landen in Augen und Kinder schauen Filme, in denen sich die Beteiligten gegenseitig zersägen. Wer dies als abstoßend betrachtet, bleibt also lieber zu Hause. Der Rest bekommt hier recht derbe Kost serviert, die selbst die Abgebrühtetsten gelegentlich erschrecken dürfte.

Seinen Humor bezieht "Terkel in Trouble" jedoch nicht nur aus der überspitzten Darstellung von Gewalt. Davon abgesehen sind in erster Linie all die skurrilen und teils unglaublich komischen Charaktere zu nennen, die durch ihre kreative und ungewöhnliche Darstellung unterstützt werden. Im Grunde werden haufenweise Klischees gnadenlos parodiert, beispielsweise Terkels obercooler Freund Jason, der das entsprechende Sprachvokabular aufweist, oder die beiden Rowdies, von denen einer eine grüne Hautfarbe besitzt und dadurch schon besonders "fies" aussieht. Ein dickes Lob geht an "Ärzte"-Mitglied Bela B., der sämtliche Charaktere synchronisiert hat. Die Lust, mit der er an die Arbeit gegangen sein muss, sollten sich andere einmal zum Beispiel nehmen. So lässt er den Klassenstreber und einige Weiber, die auf den Vertretungslehrer abfahren, besonders nervig, die beiden Prügelknaben besonders dämlich und Jason besonders cool klingen. Der Film beinhaltet auch einige Musikeinlagen, die in der deutschen Fassung ebenfalls Bela B. ihrer witzigen Wirkung verdanken. Erwähnt sei noch ein netter Running Gag: Erzähler Arne taucht immer wieder in der Haut verschiedener Charaktere auf: Mal als Musiklehrer, dann als Hausmeister; später auch an Stellen, an denen man ihn nicht vermutet.

Nicht wundern: Zwar beginnt der Film mit einer kleinen Hommage an "Sieben", doch scheint es anschließend auf einen leicht überdrehten Kinderfilm mit Musik hinauszulaufen. Doch wenn dann erst einmal das Blut anfängt, zu fließen, zeigt der Film sein wahres Gesicht. Es ist auch schön, zu sehen, dass das Drehbuch Konsequenz zeigt und den makaberen Ton ständig beibehält. Was in vielen Komödien nervt - der Versuch, plötzlich ernst und tiefgründig zu sein - findet man hier nicht vor. Pünktlich zum Weihnachtsfest kommt also doch noch ein schöner Familienfilm in die Kinos - nur eben mit sehr viel animiertem Blut, Schimpfwörtern und fiesen Dialogen. Auf den Punkt gebracht: Dieser Film ist respektlos, disharmonisch und provokativ - ein Genuss.



Note: 2+



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