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The Machinist



Land: Spanien / USA
Laufzeit: 101 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 11. November 2004

Genre: Psycho-Thriller

Regie: Brad Anderson
Drehbuch: Scott Kosar
Darsteller: Christian Bale, John Sharian, Jennifer Jason Leigh, Aitana Sanchez-Gijon, Michael Ironside, Larry Gilliard Jr., Reg E. Cathey, Anna Massey, Matthew Romero Moore, Craig Stevenson
Kamera: Xavi Gimenez
Schnitt: Luis de la Madrid
Musik: Roque Baņos








Aktuell ist im Kino eine der nicht nur mimisch und gestisch, sondern auch körperlich beeindruckendsten Schauspielleistungen des Kinojahres zu erleben. Christian Bale, den Meisten sicherlich bekannt aus "American Psycho", einem recht makaberen Thriller, in dem Bateman, so der Name der Hauptfigur, aus reinem Zeitvertreib eine Unzahl an Menschen umbringt, ist in diesem Film kaum mehr wieder zu erkennen. Abgemagert auf 50 Kilo beschleicht den Zuschauer bei seinem bloßen Anblick besonders in den Anfangsminuten ein enorm unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Doch gerade dieser Umstand trägt maßgeblich zum Gelingen dieses Psycho-Thrillers bei.

Trevor Reznik (Christian Bale) leidet seit nunmehr einem Jahr an Schlaflosigkeit, ist bis auf die Knochen abgemagert und weder der Zuschauer, noch Trevors wenige Bezugspersonen, noch er selbst, weiß, woran dies liegt. Zu diesen Bezugspersonen zählen jedoch im Grunde lediglich die Prostituierte Stevie (Jennifer Jason Leigh), deren bester Kunde er ist und deren Beziehung zueinander nicht nur durch bloßen Sex, sondern tiefer greifende Gespräche geprägt ist, und die Flughafenkellnerin Marie (Aitana Sánchez-Gijón), zu der er ebenfalls im Laufe der Zeit eine etwas engere Bindung aufbaut, nachdem er sich Nacht für Nacht dort herumtreibt. Zudem arbeitet er als - Überraschung - Maschinist, eine Tätigkeit, der er mit einer gewissen Gleichgültigkeit nachgeht. Doch eines Tages findet ein tiefer Einschnitt in diese abwechslungsarmen Abläufe statt: Ein angeblich neuer Arbeitskollege Namens Ivan (John Sharian) lenkt ihn von seiner Arbeit ab, wodurch es zu einem schrecklichen Unfall kommt, bei dem ein Kollege schwer verletzt wird. Von nun an beginnt für Trevor ein wahrer Höllenritt: Zunächst will niemand diesen Ivan kennen, doch immer wieder taucht dieser in seinem Leben auf, seltsame Vorfälle häufen sich und lassen ihn schließlich an eine gewaltige Verschwörung glauben. Doch sieht so die Wahrheit aus?

Zunächst sollte man erneut auf die Leistung Christian Bales eingehen, denn solch einen Wandel bekommt man wahrlich selten zu Gesicht. Zugegeben - manche Schauspieler fressen sich ein paar Kilo zusätzlich an (bestes Beispiel ist hier vielleicht Renée Zellweger aus Bridget Jones, dessen Nachfolger im Dezember anläuft), doch sich dermaßen zu entstellen und in eine nicht ganz ungefährliche Situation zu begeben, verdient entweder höchste Anerkennung oder erntet ungläubiges Kopfschütteln. Wie auch immer, allein dessen Anblick sorgt für viele schockierende, vielmehr unglaubliche Augenblicke. Als eindeutig bestes Beispiel dient hierbei jene Szene, in der Trevor seinen Körper, oder das, was davon übrig geblieben ist, etwas unnatürlich verbiegt und damit sicherlich nicht nur Stevie, die sich in diesem Augenblick in seiner Nähe befindet, ein wenig den Geschmack verdirbt. Später gesellen sich zusätzlich einige Szenen hinzu, in denen Trevor mit einigen Wunden, auch wenn es schwer vorstellbar ist, noch entstellter aussieht.

Und nun weitere Gründe für alle jene Filmfans, die sich noch nicht entsetzt abgewendet haben und in Anbetracht dieser Tatsache interessiert sind: Das Schönste an "The Machinist" ist vielleicht, dass er im Gegensatz zu vielen anderen Genrevertretern mit zunehmender Laufzeit (zumindest bis kurz vor Ende) immer besser wird. Eine weitreichende Einführung in die Handlung findet nicht statt, der Film beginnt sofort mit einer Szene, die erst gegen Filmende wieder aufgegriffen wird, und der erste echte Schock, jener Arbeitsunfall, lässt auch nicht allzu lange auf sich warten. Von nun an begleitet der Zuschauer den Hauptcharakter ununterbrochen auf seiner Odyssee, die ihn immer wieder in neue Richtungen treibt und die eine oder andere nette Überraschung parat hält. Wenn dann etwa eine Viertelstunde vor Schluss das Tempo noch einmal deutlich angezogen wird, merkt man förmlich, wie die Auflösung näher rückt, doch die kann dem bisherigen Filmverlauf leider nicht gerecht werden. Es gab natürlich schon deutlich schlimmere Gurken zu erleben, als sonderlich originell entpuppt sich die Aufklärung der Handlung allerdings nicht, zumal ein großer Teil, der sie ausmacht, bereits frühzeitig erahnbar ist. Aber immerhin beinhaltet sie zumindest eine kleine Überraschung, wodurch sich letzten Endes recht leicht über dieses Manko hinweg sehen lässt.

Dass Christian Bale mit seiner Abmagerungskur Großes vollbracht hat, sollte bereits durchgedrungen sein, doch auch in den "klassischen" Elementen weiß er zu überzeugen. So stellt er nicht nur den allmählichen Wahnsinnsverfall seines Filmcharakters dar, sondern sorgt zudem für einige Lacher - nicht etwa auf Grund mangelnder Authentizität, sondern einzig, weil er Trevor so verdammt brillant verkörpert und sich dessen Zerfall einer gewissen Komik einfach nicht entziehen kann. Da er im Grunde über die gesamte Laufzeit im Bilde ist, absolviert er natürlich eine gewaltige One-Man-Show, die die anderen Darsteller ziemlich alt aussehen lassen würde, wenn sie nicht mit aller Macht dagegen hielten. Das trifft in erster Linie auf John Sharian zu, der sich als ideale Verkörperung seiner Rolle einschließlich deren Funktion erweist, aber auch auf Jennifer Jason Leigh, Aitana Sánchez-Gijón und Michael Ironside, die den Film durch ihre Darbietungen entsprechend schmücken.

Den Einstieg in die Top10 der deutschen Charts hat "The Machinist" leider verpasst. Wenn man bedenkt, dass er zum Beispiel in Leipzig lediglich im wohl kleinsten Kino der Stadt mit maximal 100 Sitzplätzen läuft, ist dies kein Wunder, würdigt die Qualität des Filmes jedoch in keiner Weise. Eine Abwägung der pro- und contra-Argumente fällt erdrückend eindeutig aus. Eine sensationelle Leistung Christian Bales, ein cleverer Handlungsverlauf mit manch netten Einlagen und eine gekonnte Regie, die vorwiegend eisige Töne zum Einsatz kommen lässt, stehen einer etwas misslungenen Auflösung gegenüber. Zudem ergeben sich spätestens zu diesem Zeitpunkt zu starke Parallelen zu einem anderen, sehr bekannten Film, der quasi als Vorbild gedient haben könnte. Dadurch, dass über die gesamte Dauer nicht im Ansatz so etwas wie Langeweile aufkommt, lässt sich diese Schwäche jedoch leicht verdauen. Und so schließt sich der Kreis zu einer Person, die mit der Verdauung so ihre Schwierigkeiten hat.



Note: 1-



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