Archiv


Kritiken

Kurzkommentare

Meine Meinung

News

Umfragen
The Sixth Sense



Land: USA
Laufzeit: 107 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 30. Dezember 1999

Genre: Mystery-Thriller

Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: M. Night Shyamalan
Darsteller: Bruce Willis, Haley Joel Osment, Olivia Williams, Donnie Wahlberg, Toni Collette, Glenn Fitzgerald, Mischa Barton, Trevor Morgan, Bruce Norris
Kamera: Tak Fujimoto
Schnitt: Andrew Mondshein
Musik: James Newton Howard





Dr. Malcolm Crowe (Bruce Willis) ist von Beruf Kinderpsychologe und wurde für seine Verdienste bereits von der Stadt Philadelphia ausgezeichnet. Doch es gibt einen einzigen Fall, den er nicht bewältigen konnte und der ihn Jahre später heimsucht. Sein aktueller Patient heißt Cole Sear (Haley Joel Osment) und verbirgt ein nahezu unfassbares Geheimnis, welches es für Crowe zu lüften gilt. Dabei setzt er seine gesamte Energie in diesen Fall und hofft, indem er Cole hilft, indirekt auch seinem früheren Patienten zu helfen, worunter seine Ehe jedoch erheblich leiden muss. Doch schon bald konfrontiert ihn der kleine Junge mit seinem Geheimnis - für Crowe ein Schock, doch der größte Schock steht im erst noch bevor.

Mal ganz unabhängig von der Qualität dieses Filmes ist "The Sixth Sense" vor allem eines - absoluter Kult. Die einen feiern ihn als einen der besten Vertreter des Genres, die anderen halten ihn für ein maßlos überschätztes Stück filmischen Schwachsinns. Unabhängig davon stieg er in den USA zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten auf und ein simpler, aus vier Worten bestehender Satz eines kleinen Jungen gehört mittlerweile zu jeder Parodie, die etwas auf sich gibt. Dabei gibt es wenige Filme, bei denen es sich besser anbietet, zwei verschiedene Wertungen zu vergeben, als in diesem Fall. Und hier die Erklärung: Dreh- und Angelpunkt des Filmes ist ohne Zweifel seine Schlusswendung, die - man kann es nicht anders beschreiben - in die Filmgeschichte eingegangen ist und Manoj Night Shyamalan zu einen der meist beachteten Regisseure und Drehbuchautoren der Welt aufstiegen ließ. Zu Recht? Bei der Beantwortung dieser Frage muss man drei, vielleicht auch vier Stadien unterteilen.

Erstes Stadium: die Erkenntnis. Darüber, dass man womöglich soeben einen der sensationellsten Augenblicke erlebt, der jemals im Kino zu bewundern war. Die sich genau dann einstellt, wenn man sich der eigentlichen Ironie der Situation bewusst wird. Zweites Stadium: Ich hätte es doch wissen müssen. Man merkt, dass nicht nur eine Szene den finalen Twist andeutete - nein! - eigentlich wimmelt es im gesamten Film nur so vor Hinweisen. Vielleicht hat man ihn auch schon erahnt, das ist leider Pech, aber eigentlich unwahrscheinlich. Drittes Stadium: die Sinnfrage. Ist diese Auflösung logisch? An dieser Stelle beginnt man damit, sich Fragen zu stellen. Da es doch tatsächlich noch Menschen in diesem Universum geben soll, die den Film noch nicht gesehen haben oder zumindest über die Schlusswendung Bescheid wissen, möchte ich diese Fragen nicht formulieren. Ich möchte auch nicht andeuten, in welche Richtung sich diese orientieren, denn jedem sollte der kurz- oder längerfristige, wie auch immer, Moment der ersten beiden Stadien gegönnt sein.

Das vierte Stadium lautet ganz einfach: noch einmal sehen. Dies habe ich getan und möchte und muss dazu ein paar Worte verlieren. Es ist leider so, dass sich die Auflösung als ganz übler Scherz entpuppt und sich in beliebig vielen Gedankengängen als gröbste Unlogik herausstellt. Es gibt Situationen, die unausweichlich sind, die sich mit dem Ende aber einfach nicht vereinbaren lassen. Doch jetzt das große "aber": Es juckt einen kaum, zu genial ist die Idee dieser Auflösung und zu unbedeutend sind letztlich die Szenen, in denen die Logikfalle zuschnappt. So würde sich die erste, deutlich höhere Wertung auf das erste und die zweite, niedrigere Wertung auf die folgenden Male des Filmanschauens beziehen. Entscheidend ist im Großen und Ganzen jedoch die erste Wertung, denn würde man Filme erst nach mehrmaligem Sehen bewerten, würde diese Bewertung sicherlich in den meisten Fällen anders als nach einmaligem Sehen ausfallen. Also: An der Bewertung dieser Kritik dürfen sich in erster Linie jene orientieren, die sich den Film zum ersten Mal reinziehen möchten, wobei natürlich nichts desto trotz leichte Abstriche an eine dämliche und gleichermaßen geniale Auflösung gemacht werden müssen. Wer bereits weiß, was Filmfans in der ganz Welt so begeistert oder entsetzt, sollte sich am Ehesten am folgenden Abschnitt orientieren.

Denn auch abseits davon besitzt der Film einige gute Gründe, ihn sich (ein weiteres Mal) anzusehen. Da hätten wir einen sehr guten Schauspieler Namens Bruce Willis, dem man gar nicht anmerkt, dass er eigentlich auf Action-lastigere Werke spezialisiert ist, und der einen tollen Gegenpart zu einem hervorragenden Schauspieler gibt. Und dieser wiederum heißt Haley Joel Osment, ist noch ein Kind, und lässt den an sich überzeugenden Willis recht alt aussehen. Zugegebenermaßen wird ihm keine allzu differenzierte Mimik und Gestik abverlangt, in Anbetracht seines jungen Alters ist seine Leistung jedoch höchst bemerkenswert. Ein weiterer Grund ist das sehr subtile Grauen, das sich nur sehr langsam entwickelt. Richtige Schockmomente sind rar und wenn vorhanden, äußerst effektiv. In der Mitte des Filmes, als sich jene etwas häufen und den Zuschauer der erste kleine Paukenschlag - die magischen vier Worte - erwartet, bewegt sich der Film auf allerhöchstem Niveau. Zuvor war er in seinem Tempo vielleicht geringfügig zu gemächlich und anschließend weiß man als Zuschauer nicht genau, wo der Film eigentlich noch hin will, da ein Ende in nicht allzu ferner Sicht ist. Die Schlusswendung und auch das Gespräch zwischen Cole und seiner Mutter zuvor im Auto reißen das Ruder jedoch noch einmal herum.

Man kann den Film also sehr wohl genießen, wenn man ihn bereits einmal geschaut hat, aber noch mehr, wenn man ihn sich das erste Mal anschaut. Das Ende ist diskussionswürdig: Bei aller Unglaubwürdigkeit, die es mit sich zieht, vermag es doch zu faszinieren, besonders in den ersten Augenblicken danach. Sehenswert ist "The Sixth Sense" auch aufgrund eines Routiniers und eines fantastischen Jungschauspielers, sowie eines zwar gemächlichen, aber gut durchdachten Spannungsaufbaus.



Note: 2



Start


zur Hauptseite

Intern


Forum

Gästebuch

Impressum