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Vom Suchen und Finden der Liebe



Land: Deutschland
Laufzeit: 110 Minuten
FSK: 6
Starttermin: 27. Januar 2005

Genre: Romantische Tragikomödie

Regie: Helmut Dietl
Drehbuch: Helmut Dietl, Patrick Süskind
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Alexandra Maria Lara, Uwe Ochsenknecht, Anke Engelke, Heino Ferch, Justus von Dohnanyi, Harald Schmidt, Marily Milia, Richard Beek, Christoph Maria Herbst, Elmar Wepper (Stimme)
Kamera: Jürgen Jürges
Schnitt: Inez Regnier, Frank Müller
Musik: Dario Farina, Harold Faltermeyer








Die wahre, die vollkommene Liebe - ein Thema, das sehr gerne aufgegriffen wird und mit dem sich auch Helmut Dietls "Vom Suchen und Finden der Liebe" beschäftigt. Dabei schickt er seine beiden Hauptcharaktere auf eine außergewöhnliche Odyssee, die den Ausspruch "bis dass der Tod uns scheidet" in ein völlig neues Licht rücken lässt. In diesem Film bedeutet der Tod nicht das Ende für die Liebe, sondern nur einen weiteren Schritt.

Auf der Suche nach der eingangs erwähnten großen Liebe schließt der Komponist Mimi Nachtigal (Moritz Bleibtreu) mit der erfolglosen Sängerin Venus Morgenstern (Alexandra Maria Lara), wie er sie später nennt, bei Nacht auf einer Brücke Bekanntschaft. Schon sehr schnell entwickeln sich zwischen den Beiden die ganz großen Gefühle. Nach außen hin erscheinen sie als absolutes Traumpaar - er schreibt die Hits, sie singt, das Ergebnis sind erfolgreiche Hits - doch unter der Oberfläche kriselt es gewaltig. Nach sieben Jahren Beziehung und unzähligen gefühlsmäßigen Berg- und Talfahrten ist Schluss. Während Venus damit zunächst recht gut klarzukommen scheint, ersäuft Mimi seinen Frust im Alkohol und verkümmert zu einem Häufchen Elend. Eines Tages sitzt er an seinem Klavier, vor sich viele Pillen, die den Namen seiner großen Liebe formen - und nimmt sich das Leben. Just in diesen Tagen wird auch Venus bewusst, dass ihr das Leben ohne Mimi keine Freude bereitet und will zu ihm zurück - die Nachricht seines Todes trifft sie selbstverständlich hart. Ein unüberwindbares Hindernis für die Liebe - könnte man meinen, für Venus jedoch nicht. Und so steigt sie hinab in die Unterwelt, den Hades, auf der Suche nach der Person, die ihr so viel bedeutet hat, wie keine andere jemals zuvor.

Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass Venus ihrem Mimi in die Unterwelt folgt, könnte man sich eventuell die Meinung bilden, dass man es bei "Vom Suchen und Finden der Liebe" mit einer ziemlich gewöhnlichen "Wir sind das Traumpaar, doch irgendwann geht die Beziehung in die Brüche und wir trennen uns, merken aber schon bald, dass wir doch irgendwie füreinander bestimmt sind"-Geschichte zu tun hat. Auch der Trailer, der sicherlich keine wirklich überzeugenden Argumente für einen Kinogang liefert, sprengt den Rahmen des Gewöhnlichen nicht. Doch wer es dann hoffentlich doch wagt, sich diesen durchweg außergewöhnlichen Film zu Gemüte zu führen, dürfte bereits nach wenigen Minuten merken, dass dieses Exemplar so ziemlich alles anders darstellt, was man in diesem Genre bisher gesehen hat.

Es ist schon einmal gar nicht so einfach, festzustellen, welches Anliegen dieser Film besitzt. Da zeigt er sich zu Beginn als Liebesfilm mit humoristischen Einlagen, erscheint jedoch stellenweise als Parodie auf gerade diese und endet schließlich in einem dramenähnlichen Finale, das es doch tatsächlich noch packt, einem ein paar Tränchen zu entlocken. Die Großzahl der Kritiker nennen genau diesen Aspekt als große Schwäche, die den Film angeblich als völlig konfuses Werk erscheinen lässt und lassen ihn demzufolge nicht sonderlich gut wegkommen. Durch das Glück, die Möglichkeit zu haben, sich bei jedem Film eine eigene Meinung bilden zu können, lässt sich nun sagen: "Vom Suchen und Finden der Liebe" ist nicht ansatzweise so schlecht, wie er gemacht wird. Etwa einen Monat nach "Ocean's 12" nun also schon wieder eine ungerechtfertigte Demontage eines sehr unterhaltsamen Films.

In Wahrheit funktioniert dieses Prinzip, dem Film so viele Facetten zu verleihen, nämlich ganz hervorragend. Seine romantischen Momente halten sich zwar in Grenzen, aber die Botschaft, die hier vermittelt wird, ist ganz klar: "Liebe, die den Tod überschreitet". Genau dieses Motto bleibt dem Zuschauer die gesamte Zeit über im Hinterkopf - wenn sie sich kennen und lieben lernen, wenn sie sich streiten und man einfach nur noch auf sie zu gehen und sagen möchte "Hört auf mit dem Scheiß, ihr gehört zusammen" und natürlich auch in der Phase nach Mimis Tod, in der die beiden Liebenden wieder versuchen, zueinander zu finden. Stellenweise jedoch sieht das Drehbuch, an dem Regisseur Dietl ebenfalls beteiligt war, teuflisch fiese Passagen vor und zwar insofern, dass es seine beiden Charaktere ganz wild streiten, aber diese Szenen auch gleichzeitig eine eigene Komik entwickeln lässt. Man weiß stellenweise ganz einfach nicht, ob man sich am Leid der Handelnden erfreuen soll und darf, oder ob es einen eher bekümmern sollte. Der Film ist sozusagen individuell auf seine Zuschauer zugeschnitten, funktioniert als Drama und Komödie gleichermaßen gut, vermischt diese beiden Elemente aber auch gekonnt für die jenigen, die sich für den goldenen Mittelweg entscheiden, indem er die Geschichte nie zu ernst, aber auch niemals albern werden lässt.

Doch ohne die passenden Schauspieler macht auch ein Drehbuch voller toller Ideen keinen Sinn. Umso besser, wenn man auf Größen zählen kann, die schon des Öfteren Top-Leistungen abgeliefert (Moritz Bleibtreu) oder im vergangenen Jahr zu den großen deutschen Entdeckungen gezählt (Alexandra Maria Lara) haben. Beide Hauptcharaktere spielen großartig, doch an Bleibtreu reicht Lara (noch) nicht heran. Er erweist sich als absoluter Glücksgriff, als Idealbesetzung, um den recht schwer durchschaubaren Charakter des Mimi Nachtigals darzustellen. Der Charakter der Venus Morgenstern ist schon aus dem Grund nicht ganz so stark gewichtet, als dass er eben nicht den Weg des Selbstmordes wählt und auf einige zum Brüllen komische Szenen mit Hermes (Heino Ferch), dem ständigen Begleiter Mimis in der Unterwelt, verzichten muss. Trotzdem spielt sie eben so brillant wie zwei weitere sehr namhafte Mitwirkende: Uwe Ochsenknecht und Anne Engelke. Diese spielen ein herrliches Paar, bei dem es ebenfalls kriselt und Sex überhaupt erst nach Absprache stattfindet. Geniale Szene: Die Beiden sitzen sich mit ihren Laptops am Frühstückstisch gegenüber und versuchen, sich einen geeigneten Termin für ein Schäferstündchen auszumachen. In weiteren Gastrollen vertreten: Harald Schmidt und Christoph Maria Herbst.

Im letzten Jahr konnte ein Film begeistern, der mit tollen Schauspielern, einer etwas tragischen Liebesgeschichte und vielen skurrilen Einfällen glänzte und "Vergiss mein nicht!" hieß. "Vom Suchen und Finden der Liebe" kann im Grunde auf dieselben Stärken zurückgreifen, jedoch nicht so gut bewertet werden. Es ist leider so, dass gelegentliche Langeweile das Filmvergnügen ein wenig trübt, denn an einigen Stellen gehen Dietl dann halt doch die hervorragenden Ideen aus. Wer auf einen guten, unkonventionellen deutschen Mix aus Liebe und Humor nicht verzichten möchte, kommt an diesem Film jedoch nicht vorbei.



Note: 2



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