Dark Water - Dunkle Wasser
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Land: |
USA |
Laufzeit: |
105 Minuten |
FSK: |
16 |
Starttermin: |
22. September 2005 |
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Genre: Mystery-Thriller
Regie: |
Walter Salles |
Drehbuch: |
Rafael Yglesias |
Darsteller: |
Jennifer Connelly, Pete Postlethwaite, John C. Reilly, Tim Roth, Dougray Scott,
Camryn Manheim, Ariel Gade, Perla Haney-Jardine, Debra Monk, Shelley Duvall |
Kamera: |
Affonso Beato |
Schnitt: |
Daniel Rezende |
Musik: |
Angelo Badalamenti |
Für Dahlia Williams (Jennifer Connelly) beginnt ein neues Leben: Gerade von ihrem Mann getrennt, hat sie einen neuen Job und eine neue Wohnung gefunden. Die gescheiterte Beziehung will sie endlich hinter sich lassen, um sich ganz ihrer Tochter Ceci (Ariel Gade) zu widmen. Doch als die Nervenzehrende Trennung zu einem erbitterten Kampf um das Sorgerecht gerät, wird ihr Leben zum Alptraum. Die neue Wohnung - ein schäbiges, heruntergekommenes, kleines Apartment - scheint ein Eigenleben zu entwickeln. Mysteriöse Geräusche, durchsickerndes dunkles Wasser und seltsame Vorkommnisse treiben Dahlia an den Rand des Wahnsinns. Wer steckt hinter diesen furchtbaren Gedanken-Spielen? Angetrieben von der Liebe zu ihrer Tochter, zählt für Dahlia jetzt nur noch eines: Nichts und niemand soll ihrem kleinen Mädchen wehtun.
Mit "Dark Water - Dunkle Wasser" erreicht uns erneut ein Remake aus dem Land der aufgehenden Sonne. Und wieder - wie sollte es auch anders sein - nahm es sich Hollywood vor, ein Projekt dieser Art zu realisieren. Im japanischen Original durften erneut Hideo Nakata und Koji Suzuki ihr Können beweisen und konnten auf Filmfestspielen damit punkten. Hierzulande verfrachtete man das Werk sofort ins DVD-Regal der Verleiher. Doch wie gesagt - Hollywood besitzt mal mehr, mal weniger, gutes Händchen für Remakes. Warum also diesen Mystery-Thriller dem westlichen Publikum vorenthalten? Der Initiator des Originals dürfte Fans dieser Art von Filmen bekannt sein: Es war Koji Suzuki. Jener Autor und Drehbuchschreiber, der das Genre "Mystery-Thriller" 1997 quasi neu erfunden hat. Also spricht auf den ersten Blick vieles für das Remake. Auf zur Analyse des Films!
Der Film ist von der Struktur her fast identisch mit dem Original - so viel sei schon jetzt gesagt. Die extrem depressive Stimmung wird wieder einmal ausführlich zelebriert. Der riesige Gebäudekomplex, im Stile des Brutalismus (der sehr wichtig für die Story ist) gebaut, stellt sich dem Kinogänger dreckig, eintönig und düster dar. Markant ist das vor allem anfangs. Das Auge ist in der Kinowelt eigentlich anderes gewöhnt. Doch das zu schaffen, ist schwierig und genau das vollbringt "Dark Water" mit Bravour. Man hat sich mit stimmungsvoller Ausleuchtung und ruhiger Kameraarbeit viel Zeit gelassen, was man dem Film Szene für Szene anmerkt. In liebevoller Ästhetik wurden ganze Straßenzüge und Stadtteile gefilmt. Diese Arbeit findet schließlich mit dem Apartment, in das Hauptfigur Dahlia einzieht, ihren Höhepunkt. Diese Bleibe ist so was von heruntergekommen und trostlos, dass das Ganze schon fast wieder schön ist. Hier gibt es meist nur dreckige und dunkle Gänge, beziehungsweise Zimmer zu bewundern. Diese Teilaspekte fügen sich zu dem zusammen, was der Film bewirken soll: eine feindselige Atmosphäre schaffen - und wie gesagt, dieses Ziel wurde auch verwirklicht. Die Ausmaße der Stadt wurden auch mit anderen Dingen eingefangen. Besonders die Fahrt mit der Seilbahn gleich am Anfang des Filmes ist sehr beeindruckend.
Ansonsten ist "Dark Water" sehr konventionell. Spezialeffekte wird man wohl mit der Lupe suchen müssen; für mich aber keinesfalls ein Minuspunkt. Durch diesen Minimalismus kann der Film sein Potenzial richtig und nicht übertrieben ausschöpfen, zumal man den Effektemangel beim ersten Anschauen nicht wirklich bemerken wird. Eine weitere zentrale Idee weiß auch zu gefallen: der mysteriöse Wasserfleck im Wohnzimmer des Apartments - ein innovatives Mittel, um neugierig zu machen, zu mal im Film noch Gepolter im darüber liegenden Zimmer zu hören sind. Man will einfach wissen, was da oben ist - man bleibt gespannt. Überhaupt hat man hier viel vom Original mit importiert. Von der kleinen roten Tasche bis zu anderen architektonischen Merkmalen des Gebäudekomplexes - der Symbolik wird (typisch japanisch) ein großer Statuswert beigemessen. Vielen wird dies gefallen, anderen wiederum nicht - eine Frage des Geschmacks.
Kommen wir zu den Darstellern: Hier konnte man mit Jennifer Connelly einen wirksamen Charakterdarsteller an Bord holen. Viele andere Kritiker hoben ihre Rolle als labile Mutter in diesem Film in den Himmel - es wurde sogar von der komplexesten weiblichen Filmfigur 2005 gesprochen. Das ist sicherlich übertrieben, doch muss man eingestehen, dass sich Regisseur Walter Salles vor allem auf ihre Rolle konzentrierte, um sie ausführlich auszubauen - ein gewagter Schritt. Doch wie man sagen muss, ist auch dieser geglückt. Man nimmt ihr die Rolle der fürsorglichen, wenn auch psychisch labilen Mutter ab. Auch die Rolle ihrer Tochter wurde überaus niedlich und überzeugend besetzt. Der entfachte Sorgerechtsstreit im Film wird manchen übel aufstoßen. Er ist einfach unglaubwürdig (weil alles viel zu schnell erzählt wird) und bremst den Film nur unnötig. Sieht man Mutter und Tochter aber alleine, verwandelt sich der Film teilweise in ein Drama. Womit man sich auch klar werden muss, was das bedeutet: Tempo raus, Gefühle rein - ein gewagter Schritt, doch Salles geht ihn. Es bleibt ihm auch nichts übrig, denn dieses Merkmal hatte auch das Original. Zwar ist die Verschmelzung von Mystery und Drama mal was Neues, doch leider wird das auch hierzulande wieder mal nicht funktionieren.
Kommen wir zu der "Dark Site" von "Dark Water". Wie schon erwähnt, hat das Remake die gleichen Probleme wie das Original: Es ist mehr ein Drama als ein Mystery-Film. Tja, und hier sieht es nicht gut für den Film aus. Fakt ist, dass er teils sehr langatmig und damit einfach langweilig werden kann. Wer sich nicht für Dramen interessiert, wird wohl mit dem Film sein blaues Wunder erleben, denn die Meisten werden sich unter "Dark Water" eben mehr einen Horrorfilm vorstellen als das, was einem wirklich dargeboten wird. Manko Nummer zwei: die Ähnlichkeit zu "Ring". Hier ist der Wasserfleck an der Decke auf einmal das, was uns die japanische Filmindustrie seit jenem Richtungsweisenden Film klarmachen will: Wasser ist von Grund auf "böse" und steht für Gefahr. Von diesem Element macht auch "Dark Water" regen Gebrauch. Man denkt einfach, man ist in einer inoffiziellen Fortsetzung von "Ring" gelandet. Außer der Mutter-Kind-Story kann einem hier nichts wirklich Neues geboten werden. Wozu so etwas führen kann, haben wir ja im Frühjahr in "Der Fluch - The Grudge" gesehen. Auch wenn das eigentlich schon die gravierenden Fehler des Streifens waren, sind diese leider auch schwerwiegend.
Wenn in einem Mystery-Thriller teilweise Langeweile aufkommt, ist das der Todesstoß. So etwas lässt sich dann auch nicht einfach schönreden, denn man geht ja mit Erwartungen an Spannung und den guten alten Grusel ins Kino, aber genau das ist hier nicht der Fall. Und das Finale des Filmes? Nun ja, hier wird man eigentlich, wie im ganzen Film, im Regen stehengelassen. Zu guter letzt hat Walter Salles seinem Werk kaum sehenswerte Schockeffekte spendiert. Eigentlich schade. Dachte man, dass sich nach dem Original durch das Remake etwas ändern würde, ist man leider wieder des Besseren belehrt. Scheinbar ist und bleibt Gore Verbinskis "Ring" weiterhin die Referenz im "Geremake" Hollywoods. Mal sehen, ob es vielleicht irgendwann doch noch eine weitere Überraschung geben kann. "Dark Water" schneidet denkbar knapp über einem "ausreichend" ab - Glück gehabt!
Fazit: Der Film verfehlt sein Ziel und ist am Ende ein Drama. Dies können gut ausgearbeitete Charaktere und eine solide Umsetzung ein wenig kompensieren.
Note: 3-
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