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House of Flying Daggers



Land: Hongkong / China
Laufzeit: 120 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 6. Januar 2005

Genre: Eastern

Regie: Zhang Yimou
Drehbuch: Li Feng, Zhang Yimou, Wang Bin
Darsteller: Takeshi Kaneshiro, Andy Lau, Zhang Ziyi, Song Dandan
Kamera: Zhao Xiaoding
Schnitt: Cheng Long
Musik: Shigeru Umebayashi








Wir schreiben das Jahr 859: Die Tang-Dynastie ist nicht zuletzt durch ihren unfähigen Kaiser und dessen korrupter Regierung dem Untergang geweiht. In ganz China gruppieren sich Widerstandsbewegungen und Rebellen. Eine von ihnen ist die geheime Vereinigung "Haus der Fliegenden Messer", die sich dem Kampf gegen das Regime verschrieben hat. Sie helfen den Armen und bekämpfen die Reichen, so haben sie die Sympathie des normalen Volks für sich gewonnen. Die Regierungsbeamten Leo (Andy Lau) und Jin (Takeshi Kaneshiro) erhalten den Auftrag, die Rebellen zu unterlaufen und kommen so der schönen und blinden Mei (Zhang Ziyi) in einer Tanzbar auf die Spur. Es wird beschlossen, Mei fungiert zu befreien und so den Anführer der Rebellengruppe zu töten. Hierfür wird Jin ausgewählt - doch der anfängliche Plan scheint sich aufzulösen: Jin verliebt sich in Mei... Eine tragische Geschichte nimmt ihren Lauf...

Zhang Yimou ist heute der Meister traumhafter und opulenter Filme in der Kategorie Eastern - nach "Rote Laterne" und "Hero" (2002) hat er diesen Titel inne. Gekonnt vermischt er traditionelle Elemente wie die Drahteffekte und die simple "Rache/Liebe-Story" mit dem modernen Mainstream. Vor allem "Hero" dürfte bislang als sein Meisterwerk angesehen werden. So ist auch "House of Flying Daggers" wieder eine wahre Offenbarung für die Sinne: Pompöse Kulissen zu Haus und in der Landschaft, eine klassische Handlung getreu den guten alten Eastern und eine hervorragende Schauspielerriege aus Hong Kong. Der Regisseur verzaubert den Zuschauer von der ersten Minute an mit einem wahren Gewitter an einfach nur schönen Bildern, die alleine für sich sprechen. Selten wurde so genau ins visuelle Detail gegangen, detaillierte Umgebungen so gut ausgewählt und in einem großen Kunstwerk zusammengefügt. Schon alleine der Epilog in der Tanzbar sorgt für wahre Augenöffner und Zhang Ziyis Tanz ist nur eins: traumhaft!

Eingefangen wird er von einer visionären Kameraführung, die ebenso kreativ agiert wie die Darsteller - spielerisch begleitet sie den Zuschauer, ohne sie würde der Film sicher nicht so gut funktionieren. Ebenfalls werden famose Verfolgungsszenen von verschiedenen Gegenständen wie kleinen Bohnen, Messern und Pfeilen dargestellt. Dies ist zwar keineswegs neu - doch eben auch wunderschön anzusehen und sie erzählen die Geschichte weiter, sind also keine sinnlose Zeitüberbrückung, um den Film auszufüllen. Die besagte pure Bildgewalt setzt sich im Landschaftsdesign fort: Bunte Wälder, von Laub bis Bambus, und traumhafte Weidenflächen - alles wirkt wie aus einem Traum, dies zeigt die ungeheure Kreativität der "Tiger & Dragon"-Macher einmal mehr.

Als Story wird dem Zuschauer wieder mal eine im Eastern klassische Handlung vorgesetzt. Sie ist schon seit den 60er und 70ern präsent (das Konzept der "Shaw-Brothers"). Es geht wie immer um Liebe, Rache und Freundschaft. Und diese ist meist ziemlich simpel gestrickt - so auch in "House of Flying Daggers". Die Handlung verfolgt dort eben auch diese Story - der Höhepunkt wird dem Zuschauer jedoch viel später angedeutet, das spricht für eine doch überraschende Storywendung gegen Mitte des Films. Doch aufgrund der Länge von 120 Minuten ist die Handlung insgesamt doch ein wenig zu dünn; es reicht einfach nicht aus, eine simple (Dreier)Liebesbeziehung zu integrieren. Das merzen auch die hin und wieder wirklich erfrischenden Wortwitze der Darsteller nicht aus, das Resultat: "House of Flying Daggers" ist dann doch ganz schön langatmig, hinzu kommen teils miese Handlungsverläufe, die nur naiv wirken. Aber im Vergleich zu "Tiger & Dragon" unterhält er viel besser - dort herrschte zwischen den furiosen Kämpfen tödliche Langeweile. Furios sind die Kampfszenen in "House of Flying Daggers" nicht sonderlich - eher wurde auf penible Ästhetik gesetzt und das mit Erfolg: Dort mal ein Sprung höher und da mal ein Salto mehr. Durch die Luft wird nicht geflogen, sondern gerannt, Speere treffen nicht - sie begrenzen nur den Aktionsradius der Helden. Denn Helden sterben nicht - höchstens am Ende, eine goldene Regel der Eastern. Ob das auch für "House of Flying Daggers" zutrifft, sollte jeder selbst erfahren.

In jedem Falle sind die Kampfszenen höchst unrealistisch, doch man sollte wissen, auf was man sich einlässt - in diesem Genre war das früher Gang und Gebe und so ist das heute auch noch. Klar, man merkt den Szenen das Vorhandensein von Drahtgeschirren an (Menschen können keine 10 Meter hoch springen), doch das will der Film auch nicht vertuschen, es gehört halt zum Genre Eastern und der zählt sich einmal mehr zur Kunst. Die Helden stehen im Mittelpunkt und haben mehr Glück als Verstand. Die Darsteller machen ihre Sache gut - man hat die zurzeit Erfolgreichsten für das Projekt herangezogen - ein guter Griff. Sie alle sind tragische Helden vor bildgewaltiger Kulisse. Des Weiteren wird man von dem schönen Soundtrack des Films verwöhnt. Am Rande sei noch erwähnt, dass der Film der im Jahr 2003 verstorbenen Anita Mui gewidmet ist - sie war in Asien ein Star und verstarb tragisch im Alter von 30 Jahren an Krebs.

Insgesamt ist "House of Flying Daggers" ein wunderschöner Film, dessen Grundidee simpel ist und doch funktioniert, wirkliche Tiefe bekommt sie nur durch die Emotionen der Darsteller. Viele werden diesen Film als unrealistisch und übertrieben ansehen - dies hängt jedoch mit der Vergangenheit der Eastern zusammen. Wer diese Warnung ignoriert, wird wahrscheinlich vom Gesamteindruck her enttäuscht werden - allen anderen sei dieser Film ans Herz gelegt, denn dann trifft schöner Klischee auf eine in sich geschlossene Traumwelt. In jedem Falle ist "House of Flying Daggers" ein gelungener Auftakt für das Kinojahr 2005.

Fazit: Ein Film wie ein Gemälde: farbenfroh, traumhaft und von einzigartiger Schönheit. Nur die Langatmigkeit schmälert den Gesamteindruck.



Note: 2



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