Krieg der Welten
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Land: |
USA |
Laufzeit: |
116 Minuten |
FSK: |
12 |
Starttermin: |
29. Juni 2005 |
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Genre: Science-Fiction
Regie: |
Steven Spielberg |
Drehbuch: |
David Koepp |
Darsteller: |
Tom Cruise, Dakota Fanning, Justin Chatwin, Tim Robbins, Miranda Otto |
Kamera: |
Janusz Kaminski |
Schnitt: |
Michael Kahn |
Musik: |
John Williams |
Die Menschheit wird von einer außerirdischen Macht unterwandert, die ihr technologisch weit überlegen ist. Ihr Motiv: die minutiöse Planung einer Invasion, die alles Leben attackieren soll. Währenddessen geht der Alltag hier seinen gewohnten Gang. Die Ferriers, eine typisch amerikanische Familie, genießen ihr gutbürgerliches Dasein. Es könnte immer so weitergehen, stünden sie nicht plötzlich einem eiskalten Feind gegenüber, der keine verletzliche Seite zu haben scheint. Ist die Zeit der menschlichen Zivilisation abgelaufen? Den Ferriers wie der gesamten Menschheit bleibt nur noch das Prinzip Hoffnung. Sie wissen, dass sie in den Krieg der Welten ziehen müssen. Doch sie wissen auch, dass ihre Chance, die größte Schlacht der Geschichte erfolgreich zu schlagen, verschwindend gering ist.
Bisher ist das Kinojahr 2005 aus kommerzieller Sicht bis auf "Die Rache der Sith" recht dürftig gewesen, jedoch konnte man auf die Qualität der bisher vorgestellten Filme größtenteils setzen. Das Problem der ausbleibenden Besucher soll nun "Krieg der Welten" beenden. Die anfangs gezeigten Teaser und auch die späteren Trailer hatten einen wichtigen Pluspunkt: Sie zeigten wenig und machten Lust auf mehr. Dadurch entstand letzten Endes eine enorme Erwartungshaltung bei den Kinogängern und Kritikern gleichermaßen. Diese erfuhr jedoch kurz vor der Veröffentlichung des Films einen schmerzhaften Rückschlag - gemeint ist das Presseembargo, das vom Studio Paramount und dem Verleih UIP kurzerhand verhängt wurde. Vorzeitig veröffentlichte Kritiken sollten enorme Schadensersatzforderungen der Produzenten nach sich ziehen. Dieses Vorgehen sollte Konsequenzen haben, denn trotz der baldigen Zurücknahme des Verbots trat das ein, was man befürchten musste - die Kritiken waren vor allem eines: vernichtend. Zumindest hier konnte man von einem "Krieg der Studios und der Presse" sprechen. Was man schließlich von der ganzen Sache halten soll, bleibt abzuwarten, jedoch war "Krieg der Welten" in aller Munde - eine recht effektive Werbung. Doch Schluss mit dem Vorgeplänkel, die "Moviepage" wagt eine Analyse.
Die ersten Filmminuten machen eines klar: Steven Spielberg fährt große Geschütze auf. "Krieg der Welten" ist düster und eine aufwendige Materialschlacht. Die Spezialeffekte und die unmittelbar daraus extrahierte Spannung sind der Motor des Streifens. Verwüstung und Angst beherrschen die Szenarien. Spielberg definiert hier zwar das Katastrophen- und Sci-Fi-Kino keinesfalls neu, doch Filme wie "Independence Day" kann man wohl getrost - im Anblick dessen, was man auf der Leinwand sieht - vergessen. Der begonnene Krieg der Außerirdischen ist kompromisslos. Sowohl ganze Straßenzüge als auch deren Bewohner werden erbarmungslos dezimiert. Vorbei sind hier die Zeiten vergangener Filme von Spielberg. Seine von vielen kritisierte Sentimentalität rückt ein wenig in den Hintergrund - ein notwendiger Schritt, um so etwas wie Spannung zu erzeugen. Gleichzeitig wird dadurch auch eines erreicht: Man "hängt" an den Hauptdarstellern, doch dazu später mehr.
Zurück zum Angriff der Aliens: Die plötzlich auftauchenden Dreibeine sind zweifellos das Beste am Film - eine nahezu perfekte Hommage an das Erstlingswerk von 1952; so empfand ich es jedenfalls. Ihr Design ist optisch ansprechend und verbindet das Bild klassischer Ufos (die Szenen, in denen das erste Dreibein auftaucht) mit denen neuer Denkansätze, die so wohl nur im Kino gezeigt werden können (aus finanziellen Gründen). Auch die ersten Anzeichen der Invasion werden später recht "logisch" aufgelöst, womit man sagen kann, dass die Trickschmiede "ILM" klarer Sieger in diesem Film ist. Unterstützt wird das ganze von den vielleicht eindrucksvollsten Soundeffekten, die ich bisher im Kino erlebt habe. Sie sind unglaublich mächtig und mystisch ausgefallen und werden wohl vielen bei diesem Remake in Erinnerung bleiben. Ein Lob auch an John Williams, der nach "Star Wars: Episode III" einmal mehr eine gute Leistung zeigt.
Kommen wir nun vom Technischen zum wirklich wichtigen Aspekt des Films: die Story und die Mittel, die für ihre Umsetzung eingesetzt werden. Hier muss sich "Krieg der Welten" die meisten Blöße geben und das, was wohl alle befürchtet haben, tritt zumindest teilweise ein. Der Prolog am Anfang ist zwar interessant, doch viel zu kurz geraten, um auf den Film einzustimmen. Spielberg fackelt nicht lange und wechselt gleich zur typisch amerikanischen Familie, den Ferriers, dargestellt von Tom Cruise, Dakota Fanning und Justin Chatwin. Sie alle spielen nur durchschnittlich, denn auch ein Tom Cruise kann nicht wirklich glänzen. Gelegentliche Gags seinerseits verleiten zumindest zu dem einen oder anderen Lacher. Der kleinen Dakota kann man keinen Vorwurf machen, denn sie holt das Meiste aus ihrem Part heraus und das gar nicht mal schlecht. Chatwin geht jedoch im wahrsten Sinne des Wortes total unter, begleitet von seinem Patriotismus, mit dem übrigens im Rest des Films erfreulicherweise gegeizt wird - in diesem Genre eigentlich unüblich. Doch wie gesagt: Sie alle sind letztendlich Nebensache.
Die Story reißt keinen vom Hocker und ist wie erwartet nicht anspruchsvoll. Stattdessen ist nur ein zentraler Handlungsstrang vorhanden: der Überlebenskampf der Ferriers. Ziemlich simpel, doch wenigstens kann man hier noch positive Funken von Anspruch erkennen. Die Szene, in der eine aufgebrachte Menschenmasse den Ferriers ihren fahrbaren Untersatz entledigen will, gehört zum Beispiel zu diesen. Ansonsten ist die Story solide; das gezeigte Kriegsgeschehen erinnert entfernt an "Starship Troopers" - ist also nicht neu. Auch die Flucht von Keller zu Keller ist enttäuschend und führt die Ideenarmut des eigentlich guten Drehbuchautors David Koepp ("Das geheime Fenster") gnadenlos ans Licht. Viel ist nicht mehr aus der ausgelutschten Thematik der Aliens herauszuholen - hier ist "Krieg der Welten" nur ein weiteres Beispiel vieler. Teilweise könnte man sogar Parallelen zu Spielbergs TV-Serie "Taken" ziehen. Wirklich frustrierend. Positiv fällt die Kopplung des Aussehens der Aliens mit dem der Dreibeine aus - vielleicht das letzte Lob dieser Kritik.
Nun das Schlimmste: Die Story strotzt nur so vor Logikfehlern. Kameras, die nach EMP's (Elektromagnetischen Impulsen) noch laufen; und Autos, die dann noch fahren - aua. Getoppt wird das schließlich von der finalen Zusammenkunft der Familie Ferriers - einfach lächerlich. Spätestens hier fragt man sich, was Spielberg dazu bewogen hat, dieses Remake überhaupt in Angriff zu nehmen. Zudem macht sich auch der straffe Zeitplan der Verfilmung bemerkbar. Vieles wirkt nicht ausgereift; die Dreibeine waren ein Ansatz; die Theorie der hohlen Erde, wie sie im Film angesprochen wird, hätte man ausweiten können. Im Unklaren lässt uns Spielberg darüber, woher die Aliens denn nun eigentlich kommen. Sicher, eine rote Ampel am Anfang des Films lässt (wie im Original) auf den Mars deuten, letztendlich wird es aber nicht verraten. Ob dies nun ein Vorteil ist, muss jeder für sich entscheiden. Die Schlusspointe ist ganz nach H. G. Wells gehalten, könnte jedoch bei vielen auf Unverständnis stoßen, denn Spielberg dreht den Film mit einer einzigen Szene komplett um.
Letztendlich muss man sich eingestehen, dass "Krieg der Welten" im Grunde Materialschalacht pur ist - und was für eine. Innovative Ansätze sind vorhanden und bilden eine Brücke zum Original und dem klassischen Hörspiel. Spielberg und dem Studio kann man im gleichen Zuge auch die reinste Profitgier ankreiden. Wieso durfte man einen Film nicht vorzeitig einer Kritik aussetzen? Die Antwort scheint klar, denn der Film ist eben kein Meisterwerk, sondern purer Mainstream aus Hollywood - bei einer extra zugeschnittenen Altersfreigabe ab 12, denn kein Tropfen Blut wird hier vergossen. So ist wieder einmal nur ein mittelmäßiger Film aus der Sparte Science-Fiction entstanden. Eine Erkenntnis, die wohl nicht nur für mich ernüchternd ist. Auf der anderen Seite kann man aber auch sagen, dass "Krieg der Welten" keinesfalls der Mega-Flop 2005 ist, obwohl hohe Erwartungen nicht erfüllt wurden - schade.
Fazit: Visuell und akustisch beeindruckend; storytechnisch leider eine Enttäuschung, obwohl innovative Denkansätze vorhanden sind. Der Film kann letztendlich die hohen Erwartungen nicht erfüllen.
Note: 3-
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