Saw
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Land: |
USA |
Laufzeit: |
103 Minuten |
FSK: |
18 |
Starttermin: |
3. Februar 2005 |
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Genre: Psycho-Horror
Regie: |
James Wan |
Drehbuch: |
James Wan, Leigh Whannell |
Darsteller: |
Danny Glover, Cary Elwes, Leigh Whannell, Monica Potter, Ken Leung, Michael Emerson,
Tobin Bell, Makenzie Vega, Shawnee Smith, Benito Martinez, Dina Meyer, Ned Bellamy,
Paul Gutrecht, Alexandra Chun, Avner Garbi, Mike Butters |
Kamera: |
David Armstrong |
Schnitt: |
Kevin Greutert |
Musik: |
Charlie Clouser |
Eingesperrt, gefesselt und völlig abgeschottet von der Außenwelt erwachen Adam (Leigh Whannell) und Lawrence (Cary Elwes) in einem wirklichen Alptraum - sie befinden sich in einem dunklen und dreckigen Kellergewölbe. Die beiden Opfer scheinen sich nicht zu kennen und wissen nicht, warum sie hier sind. Ganz anders ihr Peiniger - ein verrückter Psychopath: Scheinbar will er mit Adam und Lawrence eine Art Spiel spielen. Zwischen den Beiden befindet sich anfangs eine blutige Leiche, die sie jedoch ebenfalls nicht kennen. Der geheimnisvolle Fremde scheint Gefallen an dem Szenario zu finden. Sporadisch lässt er den Beiden nach und nach Informationen zukommen, was noch lange nicht alles ist - sein Plan sieht auch vor, die Beiden gegeneinander aufzuhetzen. Er gibt seinen Gefangenen die Möglichkeit, sich zu befreien. Der Tribut, den sie hierfür errichten sollen, ist jedoch sehr hoch, also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich andere Wege zu suchen, ihre Fesseln zu lösen und das finstere Reich zu verlassen...
Die Zeiten werden für klassische Horrorfilme immer härter. Ein nicht auszulöschendes, immer währendes Genre überfällt von Zeit zu Zeit unsere Kinos. Leider sind die Ergebnisse meist von geringer Qualität. In dieser Beziehung wird in Hollywood mehr Wert auf Quantität gelegt, denn der Profit steht im Vordergrund. Doch meist wird die Rechnung ohne das Publikum gemacht - sein Anspruch ist höher denn je. Ob Zombie, Alien oder Serienkiller: Das Wichtigste ist die Story, verbunden mit (innovativen) Ideen. Bestes Beispiel für (kommerziellen) Erfolg war 2004 der Low-Budget-Film "Open Water". Mit einfachsten Mitteln wurden beklemmende Atmosphäre und Spannung erzeugt. Das gleiche versucht jetzt auch "Saw" in den Kinos zu wiederholen und hat dies zumindest auf weltweiter Basis schon geschafft. Regisseur und Drehbuchautor James Wan versucht es mit den gleichen Zutaten - zumindest auf materieller Ebene. "Saw" präsentiert sich ebenfalls als Low-Budget-Produktion, jedoch mit einer innovativen Filmidee: die der Lust des Zuschauens, gepaart mit psychotischer Gewalt, des Mitleids wegen, des klassischen Voyeurismus also. Diese Zugelemente des Films sollen nun den Rahmen für weitere Handlungsfreiheit bilden. Tja, was soll man dazu sagen? Nur eins: Es funktioniert fast perfekt.
James Wan konfrontiert den Zuschauer mit den primitivsten Trieben und "Wünschen" der menschlichen Spezies und spielt so gleichzeitig mit den Gefühlen der Zuschauer. Diese empfinden bezüglich des Films meist nur eins: Ekel - und genau das will Wan wahrscheinlich auch erreichen. Dies macht er schon in der ersten Viertelstunde Spielzeit unmissverständlich klar: Ein dreckiger Keller, zwei Gefangene, eine blutüberströmte Leiche; traumatische Farben beschreiben die Szenarien des Herzens von "Saw". Und hier bindet Wan auch die meisten Ideen mit ein: "Saw" scheint ein makaberes "Spiel" um Leben oder Tod zu sein. Perverse Kombinationsgaben der Hauptakteure Leigh Whannell und Cary Elwes werden dem Kinobesucher vorgesetzt. Ganz im Sinne eines "Abenteuers" müssen die Gefangenen die Umgebung beobachten und ihre Geheimnisse für sich nutzen. Klar, hier muss die eine oder andere Falle integriert werden. Dies stört jedoch nicht weiter.
Was die anfängliche Spannung zerstört sind die immer wiederkehrenden Flashbacks, um die Story voranzutreiben, was eigentlich auch auf normalem Wege verwirklicht werden könnte. Aber nein, es muss halt immer wieder zurückgeblendet werden. Anfangs scheint das noch plausibel und logisch zu sein, jedoch stürzen die "Erinnerungen" den Film nach und nach in Unübersichtlichkeit. Vor allem im mittleren Part nerven diese permanenten Nebenpfade in das logische Nichts. Doch gerade die Rückblenden haben ihr Eigenleben: In ihnen sind nette Schockeffekte und die eine oder andere (versteckte) Andeutung auf den "Bösewicht" verschlüsselt. Doch glauben Sie mir: Wer es wirklich ist, erfährt man erst am Schluss. Hierzu ein Lob an die Drehbuchautoren. Selten konnte man den Zuschauer so an der Nase herumführen wie in "Saw"; das schafft nicht jeder Film. Auf akustischer und visueller Basis präsentiert sich "Saw" solide, jedoch nicht aufdringlich oder gar billig. Das "Gefängnis", der Keller, präsentiert sich düster und verstörend. Die anderen Kulissen und Örtlichkeiten sind nur Beiwerk, was man an ihrem "normalen" Auftreten merkt. Ansonsten spielt "Saw" mit den Farben der Welt. So auch die Kamera: hektisch und doch zu cleveren Kamerafahrten und -positionen bereit. Untermalt wird der Terror mit einer Mischung aus treibenden Tönen und Musik - diese kommt jedoch erst gegen Ende des Films richtig in Fahrt.
Doch "Saw" hat ein Problem, das unbedingt angesprochen werden sollte: seine geniale Idee. Es verwundert doch sehr, dass James Wan seine Vision leider nur immer andeutet und es versäumt, entscheidende storytechnische Elemente zu verstärken. Psycho muss auch in echten Psycho ausarten; die Möglichkeit - eine ab 18 Jahren freigegebene Einstufung - besitzt der Film, doch man fragt sich wirklich, warum es Wan nicht viel schärfer angegangen ist. Der Film baut auf den Gedanken der Zuschauer auf, doch zeigen tut er nicht wirklich viel und gerade dies hätte die kranke Vision viel intensiver gemacht. Es reicht nicht aus, immer nur Schmerz - und Angstverzogene Gesichter zu zeigen. Ohne entsprechendes Gegenbild (hier die Gewalt) funktioniert es nicht richtig. So kommt nur der Schlusspart des Filmes an die Qualität, die der Film erreichen will. Alle weiteren Bemühungen macht die Kamera zunichte. Immer wenn es interessant wird, dreht sie weg. Getrübt wird alles noch durch nicht ausgereifte Charaktere. Da reiht sich "Saw" leider mit ein in die Reihe des Niveaus von "normalen" Horrorfilmen. Auch Danny Glover hatte schon weit bessere Tage erlebt. Die Puppe des Peinigers ist auch mehr unfreiwillig komisch als strapazierend für das Nervenkostüm
So bleibt "Saw" nach den doch immensen Lobeshymen der Presse auf einem realistischen Level und bleibt leicht hinter den hohen Erwartungen zurück. Sicher: "Saw" ist anders als andere Filme, völlig neu ist jedoch auch er nicht. Trotzdem kann und muss man sich eingestehen: Er ist ein unglaublich fieser, unvorhersehbarer und guter Streifen, der einen nicht so schnell wieder los lässt...
Fazit: Verstörendes Werk mit inhaltlichen Schwächen - hoch gelobt und trotzdem kein Meisterwerk.
Note: 2
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